Zehn Jahre alt wurde die Gamsgeiß mit ihrer Behinderung am rechten Oberschenkel. Selbst Eric Leitner, Präparator auf der Kreuzen bei Paternion, hat so etwas noch nie gesehen. Er sagt, diese „Laune der Natur“ gehe auf das Embryonalstadium zurück: „Die Zellen, die für die Ausbildung der Hörner zuständig sind, gelangen durch einen Zufall auf die Decke, also das Fell. Dann fangen sie zum Wuchern an. Das ist nichts Schlimmes, aber absolut selten in dieser Größenordnung.“

Einen guten Monat dauerte die Präparierung der Gamsgeiß mit dem dritten Horn. Solche Ausformungen gibt es auch bei Menschen, sagt Leitner. Zum Beispiel bei den Fingernägeln oder bei Haaren: „Das Ganze verdickt sich und es wäre so, als wären die Haare zu einem großen Stück verklebt.“

Jäger bemerkte deutliche Einschränkung bei Fortbewegung
Joachim Fankhauser erlegte das Tier auf der Mussen über Kötschach Mauthen. Vor drei Jahren hatte er es schon einmal gesehen. Damals war das Hauthorn noch deutlich kleiner. Im Oktober 2020 und einen Monat später sichtete er es erneut. Der Entschluss die Gamsgeiß jetzt zu erlegen, war für ihn klar, sagt der Jäger: „Das Hauthorn wiegt um die zwei Kilogramm, die Gamsgeiß selber hatte rund 17 Kilogramm. Man kann sich vorstellen, dass sich aufgrund dieses Gewichts und des Handicaps die Fortbewegung deutlich eingeschränkt war. Das war auch deutlich erkennbar.“

Ausstellung in Museum denkbar
Das Tier mit dem seltenen dritten Horn am Oberschenkel soll vielen Menschen zugänglich gemacht werden, so Fankhauser: „Ich darf das Präparat vorerst mit nach Hause nehmen. Es wird dort einen Ehrenplatz bekommen, den ich schon vorbereitet habe. Wenn die Zeit reif ist wird entschieden, wohin das Präparat im Endeffekt kommt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es vielleicht einmal in einem naturhistorischen Museum einen Platz findet.“

Ein paar letzte Arbeiten sind noch zu erledigen. Dann kommt die präparierte Gamsgeiß von der Kreuzen ins obere Gailtal.