Äsche Fisch des Jahres 2021
Wolfgang Honsig Erlenburg
Wolfgang Honsig Erlenburg

Äsche ist Fisch des Jahres 2021

Jedes Jahr wird ein Fisch des Jahres gewählt. Fünf Kandidaten standen diesmal zur Auswahl: die Äsche, die Barbe, der Hasel, die Koppe und der Zander. Das Rennen machte die Europäische Äsche, deren Bestand österreichweit rückläufig ist. Laut Fischereiexperte Wolfgang Honsig-Erlenburg steht Kärnten etwas besser dar als die anderen Bundesländer.

„Sie war 2011 schon einmal Fisch des Jahres, aber die Bestände haben sich nicht wirklich erholt, nur lokal. Vor allem in Oberkärnten gehen die Äschenbestände zurück“, sagt Honsig-Erlenburg.

Flachwasserbereiche fallen oft trocken

Hier hat die Äsche vor allem Probleme in der Möll und in der Oberen Drau. Verantwortlich dafür ist der Schwellbetrieb. Hierbei wird bei der Erzeugung von Strom die Wasserkraft unterschiedlich genutzt. Laut Honsig-Erlenburg gebe es einmal viel Wasser und dann wieder ganz wenig. Vor allem Jungäschen seien gefährdet, so Honsig-Erlenburg. Da sie sich in die flacheren Bereiche begeben würden, die dann trocken fallen: „Das ist ein großes Problem.“

Gailfluss bei Nötsch
Wolfgang Honsig Erlenburg
Gailfluss bei Nötsch

Die Verbauungen der Gewässer machen den Äschen nach wie vor zu schaffen, meint Wolfgang Honsig-Erlenburg. Man habe die Gewässer in ein Korsett gepresst, etwa an der Drau, Lavant und Glan. Dadurch würden die verschiedensten Lebensräume der Äsche – je nach Altersstadium – verloren gehen.

Becken der Fischtreppe von der Nähe
ORF
Höchst Fischtreppe Europas beim Draukraftwerk Annabrücke

Fischtreppen bringen Erleichterung

In den vergangenen Jahren wurden jedoch in Kärnten Maßnahmen ergriffen, um die Situation der Äsche zu verbessern. Im Bereich der unteren Lavant oder unteren Glan gab es zum Beispiel ein LIFE-Projekt. Es wurden Aufweitungen durchgeführt, die sich positiv auf die Äsche auswirken.

Durch Fischaufstiegshilfen tat sich in den letzten Jahren sehr viel, insbesondere im Bereich der mittleren und oberen Drau. Sie wurden bei den großen Kraftwerken fast überall errichtet. Auch im Bereich der Möll gebe es beim Kraftwerk Rottau eine funktionierende Fischaufstiegshilfe.

Kormoran im Becken
ORF
Kormoran

Kormoran und Fischotter als natürliche Feinde

Abgesehen von den Menschen sind natürliche Feinde ebenfalls ein Problem für die Äsche. Dazu zählen laut Honsig-Erlenburg der Kormoran. Es gebe eine Untersuchung aus dem Bereich der Gail: „1997 sind die Kormorane zum ersten Mal stark gekommen. Da hat sich der Äschenbestand drastisch reduziert. Danach erholte er sich wieder leicht, aber auch zum Beispiel der Fischotter verschmäht die Äsche nicht.“

Auch die Klimaveränderung könnte den Äschen in Zukunft zu schaffen machen, da sie eine eine kaltwasserliebende Form seien, so Honsig-Erlenburg: „Sie bevorzugen vier bis 18 Grad Celsius. Die Mittelläufe unserer Flüsse sind stark gefährdet, weil sie sich am meisten erwärmen. Da wird es natürlich noch zu Einschränkungen kommen.“

Revitalisierung Lavant Äschenbestand
Wolfgang Honsig Erlenburg

Äschen lieben es abwechslungsreich

Laut Honsig-Erlenburg braucht die Äsche in den verschiedenen Lebensstadien unterschiedliche Lebensräume: „Sie braucht Schotterbänke, denn die Äsche ist ein Kieslaicher. Die Jungäschen gehen dann in flachere Bereiche." Die erwachsenen Äschen brauchen dann tiefere Bereiche. Sie wechseln sogar zu verschiedenen Orten, während des Tages und der Nacht, aber auch während des Winters und Sommers. Sie braucht unterschiedlichste Strukturen, die zum Teil noch in der Gail, der Gurk, der Lavant oder auch in der Vellach und der Glan vorhanden sind. In der Drau ist der Äschenbestand leider stark zurückgegangen.“

Laich-Liebesspiel mit Flossenumarmung

Die Laichzeit ist zwischen Mitte März und Mitte April. Die Äschen laichen das erste Mal mit einem Alter zwischen drei und vier Jahren ab. Zuerst kommen die Männchen in Schwärmen zu den Laichplätzen. Später gesellen sich die Weibchen dazu und es kommt zu einem „Laich-Liebesspiel“: „Das Männchen legt während des Laichaktes seine große Rückenflosse, die man als Fahne bezeichnet, über das Weibchen. Dann werden die Eier abgegeben und von mehreren Männchen besamt.“

Die Eier sinken in die Lücken des Schotters ab und entwickeln sich innerhalb von drei Wochen. Die Larven ernähren sich dann von einem Dottersack. Laut Honsig-Erlenburg gehen die Jungfische später in flachere Bereiche, wo sie dann schon die erste Nahrung aufnehmen. „Die Äsche wächst dann heran und wird bis zu 50, 60 Zentimeter groß. Sie werden etwa zehn Jahre alt, aber es gibt auch bis zu 14, 15 Jahre alte Äschen.“

Gurk Fluss
Wolfgang Honsig Erlenburg
Die Gurk

Mit Forellen verwandt

Die Äschen zählen zu den lachsartigen Fischen und sind mit den Forellen verwandt. Sie besitzen eine Fettflosse, die sich zwischen Rücken- und Afterflosse befindet, so Honsig-Erlenburg: „Das ist typisch für die lachsartigen Fische. Im Gegensatz zu den Forellen haben sie realtiv große Schuppen, sogenannte Zykloidschuppen. Die Äsche hat eine sehr große Rückenflosse, wobei man hierbei Männchen und Weibchen unterscheiden kann: Bei den Männchen ist die Rückenflosse noch weiter ausladend als bei den Weibchen.“

Äsche Fisch unter Wasser
Albert Rechberger
Äsche unter Wasser

Birnenförmige Augen – thymianartiger Geruch

Charakteristisch ist auch die Pupille der Äsche. Sie ist birnenartig nach vorne gewölbt: „Das ist wichtig für das räumliche Sehen. Sie sind als Schwarm immer im Freiwasser unterwegs und müssen besonders gut sehen.“

Der wissenschaftliche Name der Äsche lautet Thymallus Thymallus. Fischerei-Experte Wolfgang Honsig-Erlenburg, sagt, das gehe auf die alten Griechen zurück. Schon der Klang des Wortes legt nahe, was sich dann beim Kochen bestätige: „Eine frisch gefangene Äsche schmeckt leicht nach Thymian, man riecht das. Allerdings verflüchtigt sich dieser Geruch, wenn man sie brät.“