Haus des Staunens Pankratium
Manfred Tischitz
Manfred Tischitz
Kultur

Haus des Staunens in Gmünd

Der Katschtaler Musiker und Musikpädagoge Manfred Tischitz hat in Gmünd ein „Haus des Staunens“, das Pankratium, geschaffen. Es geht um Musik, Töne, Harmonie und Dissonanz in oft verblüffender Präsentation. Die Besucher dürfen Vieles selbst ausprobieren.

Jeder Mensch trage einen Grundton in sich und manchmal passen die Schwingungen zu einander, sagte Musikpädagoge Manfred Tischitz. Das entdecke er immer wieder zwischen verschiedenen Menschen. Aber auch eine gewisse Spannung sei oft nicht schlecht. Dies merke man oft, wenn man mit jemanden zusammenlebe. Da gebe es nicht nur Harmonie, sondern eben auch Dissonanz, so Tischitz.

Schwingungen sichtbar gemacht

Wenn sich Spannungen auflösen vergleicht Tischitz das oft mit der Musik, denn dann komme die Konstanz. Wenn die Schwingung ganz unten sei, bedeute das auch, dass es nur noch nach oben gehen könne. Das müsse aber jeder selbst herausfinden. Es reiche oft, einfach nur etwas zu sehen oder zu hören, so Tischitz. Er erklärt diese Schwingungen im Pankratium mit gestimmten Platten, die aus Indien kommen.

Manfred Tischitz mit Wasserspringschale
Manfred Tischitz
Manfred Tischitz mit einer Wasserspringschale

„Kinder werden oft ganz still “

Im ehemaligen St. Antonius Spital, einem der ältesten Häuser von Gmünd, richtete Tischitz vor Jahren das Pankratium ein. 25.000 Besucher kommen zwischen Mai und Oktober und entdecken eine ganz eigene Welt. Es kommen viele Schüler, aber auch einige Menschen, die besondere Herausforderungen meistern müssen oder selbst eine Herausforderung sind. „Kinder die in der Klasse unruhig und laut sind, werden hier ganz still“, sagte Tischitz.

Hier wird viel gestaunt

Menschen sind mit dem, was sie in sich tragen, in gewisser Form Musik, denn jeder habe einen Grundton, so Tischitz. Bei manchen Menschen sei dieser nicht immer so harmonisch wie bei anderen. Kinder, die unruhig sind und Probleme machen, hat Tischitz gerne im „Haus des Staunens“ denn da merkt er, dass der Mund offen bleibt, aber nicht mehr geredet wird. Dieses Staunen müsse auch im Leben viel öfter entdeckt werden, sagte Tischitz.

Staunen oder Musik – welches Interesse bei Tischitz zuerst da war, kann er nicht sagen. Durch gewisse Töne oder Musik wird Tischitz aufmerksam und dadurch auch aufnahmefähig.

Pankratium muss erlebt werden

Man könne dieses Haus nicht beschreiben, sondern müsse es erleben, denn es sei allein von der Architektur her bereits ein Geschenk, sagte Tischitz. Staunen könne man in jedem Raum, denn überall gebe es eine neue Situation. Jeder Raum habe auch eine eigene Architektur und das decke sich sehr stark mit der Musik. „Gotische Architektur ist eigentlich erstarrte Musik“, sagte Tischitz. Wenn ein Ton gesungen wird, dann stecken darin auch Teiltöne und nach diesen Proportionen wurde die Gotische Architektur gestaltet.

Tischitz will jedem zeigen dass er musikalisch sei. Das gelingt in der alten Kapelle, in der sich jeder Besucher ein Schlaginstrument aussuchen darf. Unter der Anleitung des Musikers entstehen harmonische Musikstücke, auch ganz ohne Vorkenntnisse. Ein bisschen Rhythmusgefühl sei nötig, das aber jeder mitbringt.

Gotischer Raum Pankratium
Manfred Tischitz
Die gotische Architektur ist etwas Besonderes

Schwingung fühlen und spüren

Es gibt in den verschiedenen Räumen über 50 Stationen, manche von Künstlern gestaltet. Sie alle haben etwas mit Schwingung zu tun. Diese muss nicht immer gehört werden, man könne sie auch sehen oder spüren. Ob es das Kupferboot ist, das an Klaviersaiten hängt oder eine Installation mit Licht und schwingenden Weingläsern.

Wenn man sich gegenseitig in die Augen sehe, dann spüre man auch etwas Unbeschreibliches, das seien ebenfalls Schwingungen, sagte Tischitz. Die Künstler, Musiker und Wissenschaftler, die im Pankratium arbeiten, hätten über die Jahre immer wieder etwas mitgebracht und das sei das Besondere am „Haus des Staunens“.

Auszeichnung für Pankratium

Das Pankratium Gmünd wurde mit dem Maecenas-Preis 2020 ausgezeichnet. Ein Preis, der von der unabhängigen Initiative Wirtschaft und Kunst gemeinsam mit dem ORF vergeben wird. Zum 7. Mal würdigte man mit einem Sonderpreis für Kulturanbieter das professionelle Engagement und die Zusammenarbeit der Kunst- und Kulturszene mit der Wirtschaft. In dieser Kategorie wurde das Pankratium Gmünd aus 91 österreichweit eingereichten Projekten mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Damit wird auch Manfred Tischitz geehrt, der vor 15 Jahren in ein leerstehendes Haus neues Leben gebracht hatte.

Wunderwelten darstellen

Was Menschen im Pankratium entdecken könne man nicht in Worte fassen, sagte Tischitz. Manchmal ist das, was ohne Berechnung gemacht werde, das Besondere. Die Wunderwelten, die in Gmünd entstanden, will man natürlich darstellen und dann bekomme man halt manchmal einen Preis, sagte der Musikpädagoge.

Tischitz kann nicht sagen, was man aus seinem Haus mitnehmen soll. Die meisten Gäste sagen, dass man einmal in diesem Haus sein muss, um zu verstehen was dort passiert. Mit Worten könne man es aber nicht sagen, erst, wenn das Gesamte entdeckt werde, könne es passen, sagte Tischitz. Die Zahl der Besucher sei für ihn nicht wichtig, sondern dass sie eine gewisse Qualität vorfinden und dann zufrieden seien.

Staunen gerade jetzt wichtig

Menschen seien bereits so abgebrüht, dass jeder Moment mit tausenden Bildern gefüllt sei. So könne man sich nicht weiterentwickeln, sagte Tischitz. Staunen könne man nur erleben, wenn man in die Natur gehe und entdecken könne, was einem alles geschenkt wurde, so Tischitz. Denn die Wunderwelten seien so nah und Menschen gehen daran vorbei. Im Pankratium könne man Fenster öffnen und so Neues entdecken, auch wenn es nur im Kleinen sei.