Sonntagfrüh werden die Kommissionen erneut zusammenkommen, um die Lage zu beurteilen. Schneebruch kappte in Oberkärnten bereits einige Stromleitungen. Am Samstagabend waren 150 Haushalte in Rangersdorf und im oberen Drautal ohne Strom.
In Prägraten am Großvenediger in Osttirol ging am Samstag bereits eine Lawine ab. Vier Häuser und ein Fahrzeug wurden beschädigt. Aus Sicherheitsgründen werden weitere Wohnhäuser evakuiert, 90 Menschen waren davon betroffen.
Kleinere Überschwemmungen gab es am Abend in Ledenitzen am Faaker See und in der Gemeinde Kirchbach im Gailtal. Kärntenweit gab es am Samstag 56 Feuerwehr-Einsätze gegeben.
Zufahrt ins Lesachtal gesperrt
Die Zufahrt ins Lesachtal musste bereits Samstagfrüh aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Bisher fiel ein Meter Neuschnee. Bis Sonntag könnten es drei Meter werden. Weil es vor ein paar Tagen schon einmal geschneit hat könnten jetzt umso leichter Lawinen abgehen. Einzelne Lawinenkegel seien bereits sichtbar, sagte der Gemeindefeuerwehrkommandant Martin Guggenberger.
Bernd Radler (ORF) über die Schnee-Lage
ORF-Reporter Bernd Radler berichtet über die aktuelle Schnee-Situation in Kärnten.
Feuerwehr: „Sind leicht angespannt“
Alle 44 Feuerwehren des Bezirks Hermagor stehen in Bereitschaft. Die Schneeräumtrupps wurden aus Sicherheitsgründen bereits abgezogen, um nichts zu riskieren, wenn sich weitere Lawinen im Lesachtal lösen sollten, so Guggenberger: „Man weiß nicht, wie sich das weiterentwickelt, ob Regen dazu kommt. Wir sind schon leicht angespannt.“
Auf den bekannten Lawinenhängen seien bereits Schneemassen abgegangen. „Weil der Boden darunter geforen war und es dann leichten Pulverschnee gab sind die ersten Lawinen schon abgegangen. Das ist aber nichts Negatives, weil der erste Druck schon weg ist.“
Konrad Weixelbraun (ORF) aus Kärnten
ORF-Reporter Konrad Weixelbraun berichtet aus Kötschach-Mauthen über die Schnee-Situation in Kärnten.
Starker Niederschlag gegen Sonntagmittag erwartet
In der Nacht auf Sonntag dürften noch einige Liter Regen und Schnee dazu kommen, sagte Wetterexperte Gerhard Hohenwarter: „Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass der Schnee in Regen übergeht. In den Nachtstunden dürfte es bei Schneefall bleiben. Am späten Sonntagvormittag und um die Mittagszeit kommt nochmals ausgesprochen starker Niederschlag auf. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass es auch Schneeregen ist. Um die Mittagszeit dürfte er aber in Schneefall übergehen.“ Laut Hohenwarter könne erneut ein halber Meter Neuschnee dazu kommen – gerade in höheren Lagen des Lesachtales auch mehr. „Bis Sonntagabend könnten im Lesachtal durchaus 150, stellenweise auch an die 200 Zentimeter Schnee liegen.“
Am Montag ist eine kurze Wetterbesserung angesagt. Dann sollen auch – wenn nötig – Versorgungsflüge möglich sein. In Klagenfurt stehen mehrere Bundesheer Hubschrauber für den Einsatz bereit.
Unberechenbarer Nassschnee
Bürgermeister Johann Windbichler beurteilte die Situation als ernst, aber noch unter Kontrolle: „Wir haben Lawinenwarnstufe vier bis fünf im Talbereich. Viele Häuser müssen abgesichert werden.“ Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die höchste Warnstufe ausgerufen werden könnte, hieß es zu Mittag. Gefahrenpunkte in unmittelbarer Nähe der besiedelten Gebiete gebe es vorerst nicht. Sollte es im Tal starke Regenfälle geben wäre der Nassschnee aber noch unberechenbarer, so Windbichler.
Windbichler: „Gespannte Ruhe“
Die Gailtalstraße sei seit Samstag gesperrt, weil immer wieder entlang der Straße Lawinen abgehen würden. Es sei schwer abzuschätzen, wie viel Schnee in den nächsten Stunden tatsächlich dazukommen werde. In den Orten werde versucht, die Verbindungswege möglichst passierbar zu halten.
Sollten unerwartet Lawinen abgehen, sei man eng vernetzt. Es herrsche Ruhe im Tal: „Man hat eine gewisse Eigenverantwortung im eigenen Bereich. Die Versorgung ist großteils aufrecht, weil wir viele Bauern haben. Man sieht dem, was auf uns zukommt, schon mit einer gewissen gespannten Ruhe entgegen. Wir hoffen, dass wir das alles gut bewältigen.“
Zuschauervideos Schnee Oberkärnten
Bevölkerung soll zu Hause bleiben
Laut Windbichler werde die Bevölkerung ständig informiert. Sie sei dazu angehalten, zu Hause zu bleiben, um zusätzliche Gefahren möglichst zu vermeiden: "Die ärztliche Versorgung wird sichergestellt. Sollte es durch umstürzende Bäume zu Stromausfällen kommen, werde die KELAG Notstromaggregate bereitstellen.
„Schon seit drei Jahren im Krisenmodus“
Während des Sturmtiefs „Vaja“ 2018 wurde der Wald an vielen Stellen regelrecht niedergewalzt. Der Gedanke an die großen Freiflächen, die zu Lawinenkegeln werden könnten, bereiten ihm etwas Sorge, sagte Windbichler, auch wenn man aus den Erfahrungen der letzten Unwetter gelernt habe: „Voriges Jahr hatten wir auch zwei Meter Nassschnee. Wir sind praktisch schon drei Jahre im Katastrophenmodus.“
Ebenfalls angespannt ist die Situation im Mölltal, mehrere Häuser mussten evakuiert werden – mehr dazu in Lawinengefahr: Erste Häuser evakuiert.
Kein Zugsverkehr auf Tauernstrecke
Auf der Tauernbahnstrecke zwischen Spittal an der Drau und Schwarzach St. Veit wurde der Zugsverkehr vorsichtshalber eingestellt; ebenso auf der Drautalstrecke zwischen Lienz und Innichen in Südtirol. Es wurde jeweils ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Östlich von Villach sorgte Samstagfrüh der Regen teilweise für glatte Straßen. Für den Rest Kärntens verzeichnete die Landesalarm- und Warnzentrale in der Nacht auf Samstag keine Unwettereinsätze. Mehr zum Straßenzustand erfahren Sie laufend im Radio-Kärnten-Verkehrsservice.