Kunsthändler Wilfried Magnet
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Kultur

Wilfried Magnet: Ein Leben für die Kunst

Der Kärntner Kunsthändler Wilfried Magnet gilt für viele als der Experte für die Bilder von Werner Berg. Derzeit bietet der 70-Jährige eine Arbeit des Künstlers um 185.000 Euro an. Die Coronavirus-Krise wirkte sich hier bislang nicht negativ aus.

Wilfried Magnet ist ein höflicher, kluger und zurückhaltender Mensch. Wenn es aber und die Kunst und seine Lieblingsmalerinnen -und maler geht, beginnen seine Augen zu leuchten und er ist stolz auf die großen Kärntner Künstler wie Maria Lassnig, Hans Bischoffshausen, Werner Berg oder Markus Pernhart: „Es ist gut, wenn man so etwas als Selbstverständnis und unverkennbares an Kärnten entdeckt, statt Nationalismen und dergleichen.“

Bild von Maria Lassnig
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Bild von Maria Lassnig

„Mahringer scheint manchmal etwas kulinarischer zu sein. Das schmälert aber nicht seine Qualität“, so Magnet. Anlässlich seines runden Geburtstages habe er sich durchaus Gedanken über das Leben gemacht und Bilanz gezogen. Alles in allem gehe es ihm gut, auch wenn er sich natürlich bewusst sei, „dass man schon zwei Drittel des Lebens nun schon hinter sich habe, wenn man ganz optimistisch wäre“, sagt er: „Meine Tätigkeit lenkt mich davon ab, darüber nachzudenken, wie mein Leben in mittlerer und großer Sicht noch ausschauen wird, weil ich so mit dem beschäftigt bin, was mich interessiert.“

Wilfried Magnet im Büro
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Wilfried Magnet in seinem Büro

Detektivarbeit mit nachhaltiger Wirkung

Immer wieder sucht und findet Wilfried Magnet Bilder vor allem von Kärntner Künstlerinnen und Künstlern. Kunsthandel, so wie er ihn betreibt, habe auch viel mit Detektivarbeit zu tun, sagt er. Auf manche Funde ist er auch nach Jahren noch stolz.

Der Nötscher Maler Franz Wiegele gehört ganz sicher dazu. Er starb 1944 bei einem Bombenangriff. Dabei wurden auch viele seiner Werke zerstört. Wiegele-Bilder zu finden ist also etwas ganz Besonderes, sagt Magnet: „Sowohl in Südamerika, in Uruguay, mit einer ganz geringen Spur entdeckt zu haben und auch auf den Spuren von Wiegele, der neun Jahre – während des Ersten Weltkrieges – in der Schweiz lebte. Auch dort entdeckte ich einige Spuren. Die Vollendung der Spur ist, das Nest zu finden, wo einige Bilder des Malers sind, die man dann möglicherweise auch im Laufe der Zeit erwerben kann.“

Bild von Kiki Kogelnik
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Bild von Kiki Kogelnik

Magnet liebt das, was er tut. Er kauft und verkauft nicht einfach Bilder. Er will auch so viel wie nur möglich von den Menschen wissen, die sie geschaffen haben. Sein Spezialgebiet ist die klassische Moderne. Für einige Maler, wie Werner Berg, gilt er als der Ansprechpartner.

Bilder von Werner Berg
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Bilder von Werner Berg

Werner-Berg-Exponat um 185.000 Euro

Im aktuellen Katalog der Galerie Magnet findet sich zum Beispiel der „Pacherweg mit Stern“. Eine Winterlandschaft mit dunklen Bäumen, die für 185.000 Euro zu haben ist.

Verkaufen bedeutet aber auch, dass sich Wilfried Magnet immer und immer wieder von Bildern trennen muss. Dies falle ihm mitunter schwer, sei aber Teil des Ganzen, da es auch um wirtschaftliches Überleben gehe: „Ich habe leider keine große Erbschaft gemacht, um mich darauf stützen zu können und zu sagen, ich baue mir mein eigenes Museum auf. Aber wir helfen mit, andere Museen zu ermöglichen.“

Auch Zoran Music zählt zu Magnets Lieblingsmalern. In Bukovica bei Görz geboren überwand das Trauma des Konzentrationslagers Dachau nur mit seiner Kunst irgendwie. Berühmt ist er auch für seine Pferdebilder, wie sie zuletzt auch in Klagenfurt zu sehen waren.

Galerie Magnet Völkermarkt außen
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Galerie Magnet in Völkermarkt

Kunstkauf für Magnet „Herzensangelegenheit“

Die Bestätigung der Sammler zeige ihm, wie er sagt, dass er während seiner jahrzehntelangen Arbeit etwas richtig gemacht habe. Die richtige Entscheidung sollte allerdings schon beim Ankauf jedes Bildes getroffen werden. Er schalte sein Hirn aus und sage ja zu dem, was ihm am meisten zusage: „Diese Dinge sind rationell nicht entscheidbar. Man muss sich da auf das eigene Gefühl verlassen. Sehr oft, wenn ich einen Rat bekommen habe, war der falsch, deswegen bleibe ich lieber bei mir selbst.“

Wilfried Magnet entschied sich auch dafür, mit Bildern von Switbert Lobisser zu handeln, der durch sein Engagement während des Nationalsozialismus eindeutig belastet ist: „Man muss sich letztendlich fragen: Wie wäre ich selbst in dieser Zeit den Verführungen widerstanden? Lobisser wurde nicht verführt, er hat sich dem mit Pflichtbewusstsein und Eifer angehängt. Das geht aus den Archiven hervor.“

Wilfried Magnet Depot
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Wilfried Magnet in seinem Depot

In den Köpfen der Menschen setzte sich ein Bild von der Kunst Lobissers festg, wie zum Beispiel die Darstellung der Volksabstimmung 1920, Darstellungen von Kärntner Müttern mit ihrem Kindern und Huldigungen an das Dritte Reich. Wilfried Magnet dazu: „Ich habe einmal jemanden gefragt, ob man die Bilder verheizen soll. In intellektuellen Kreisen ist es für manche unverständlich, dass man sich damit überhaupt beschäftigt.“ Nach Diskussionen sei er zu dem Schluss gekommen, dass man ihn weder verbrennen, noch totsagen könne: „Das geht einfach nicht.“

Bild von Markus Pernhart
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Bild von Markus Pernhart

Wie alles von Markus Pernhart ausgehend begann

Wilfried Magnet hat von Switbert Lobisser das Bild eines Knaben im Katalog, das 1913 entstand. Das allererste Bild, das er je als Händler erstand, wird Wilfried Magnet auch nie vergessen. 1982 erhielt er die Information, dass eine Familie in Rom ein großes Bild von Markus Pernhart zu verkaufen habe: „Ich habe dann Kontakt mit dieser Familie aufgenommen, das Bild in Rom geholt und gleichzeitig bezahlt. Es war alles vorher ausgemacht. Ich habe es nach Hause gebracht und hatte noch in Erinnerung, dass diese Familie noch Cousins in Opicina/Opcina bei Triest hat, die einen weiteren Pernhart anzubieten hätten. Das habe ich dann drei Wochen später geholt. Als ich dann diese beiden Bilder bei uns zu Hause aufhängte, habe ich gesehen, dass das eine an das andere anschließt. Das war sozusagen der Blick von der Koralm ins obere und untere Lavanttal.“

Die Arbeit eines Kunsthändlers vergleicht Wilfried Magnet mit dem Reisen in einer Karavane. Oasen sind notwendig, um finanziell langfristig über die Runden zu kommen.