Zwei Monate lang untersuchte der Restaurator Felix Renner aus Niederösterreich die Südfassade des Gurker Doms. Für seine Diplomarbeit an der Universität für Angewandte Kunst erarbeitete der angehende akademische Restaurator ein Restaurierungs- und Konservierungskonzept für den Gurker Dom. Dabei entdeckte er eine sehr seltene Schutzschicht, die sich am Bauwerk gebildet hatte.
Ursache dürften Flechtenbefall oder Bindemittel sein
An der Mauer des Doms ist der Übergang vom Kärntner Marmor, wie er eigentlich aussieht, zum mit Patina überzogenen Bereich deutlich zu sehen: „Das ist Calciumoxalat-Patina. Dabei handelt es sich um ein Salz, das entsteht, wenn Oxalsäure von dem Karbonatischen Gestein ausgeschieden wird. Gründe dafür können sein, dass Flechten diese Oxalsäure ausscheiden oder dass der Anstrich organische Bindemittel wie Öl oder Casin enthält“, sagte Renner. Dieser ölhaltige Anstrich mit ockerhaltigen Pigmenten wurde wahrscheinlich im 15. Jahrhundert aufgetragen.
Patina schützt den Marmor
Wichtig sei die Patina vor allem aus konservatorischen Gründen, „denn dieser Marmor – der ja ein basisches Gestein ist – ist anfällig für Säure-Basen-Reaktionen, die zu einer Oberflächenverwitterung führen können. Dadurch, dass diese Patina aber gegen nahezu alle Chemikalien resistent ist und auch weitgehend säurebeständig ist, führt sie dazu, dass sie einen oberflächlichen Schutzfaktor erzeugt.“
Einzigartigkeit in Österreich
Das besondere sei, dass die Calciumoxalat-Patina in diesem Format und dieser Größe hierzulande eine Einzigartigkeit darstelle, die den Gurker Dom noch einmal zu etwas Besonderem macht, sagte Renner. So wird bei den anstehenden Arbeiten auch auf den Erhalt der kostbaren Patina geachtet. „Bei der laufenden Restaurierung versuche ich bestandserhaltend zu arbeiten, damit die Patina die Mauersteine des Gurker Domes auch noch in den nächsten Jahrhunderten schützt.“