Streuobstwiese mit Gänsen
Familie Haslauer
Familie Haslauer
Landwirtschaft

Streuobstwiesen werden immer seltener

In der modernen Landwirtschaft setzt man mehr auf Obstplantagen, so sind die gemischten Streuobstwiesen immer mehr verschwunden. Doch die alten Apfelsorten und Bäume sind wichtig für das Ökosystem, Tiere siedeln sich an. Außerdem enthalten alte Sorten wertvolle Polyphenole.

Mehr als 1.000 Apfelsorten gibt es weltweit. In den Geschäften zu kaufen gibt es meist nicht mehr als drei oder vier. Auf der ein Hektar großen Streuobstwiese der Familie Haslauer in Haiden bei Feldkirchen wachsen mittlerweile mehr als 40 verschiedene alte Apfelsorte. Seit 2017 versucht die Familie, die Streuobstwiese der Vorfahren vielfältiger zu gestalten. Bauer Heimo Haslauer sagt, die Wiese gebe es schon immer, schon sein Großvater und Vater hätten damit gearbeitet. „Auch ich bin mit dieser Materie verbunden.“

Streuobstwiese von Familie Haslauer
Familie Haslauer
Der Obstgarten von Familie Haslauer

40 alte Apfelsorten im Garten

Außerdem möchte Bauer Heimo Haslauer der Natur etwas zurückgeben. Aus diesem Grund pflanzte er gemeinsam mit seinem Freund Bruno Reuer weitere 39 Apfelbäume auf seiner Wiese an. Reuer kommt aus Hamburg, hat dort selbst eine Streuobstwiese und ist mit alten Apfelsorten sehr vertraut: „Die ist bei meinem Elternhaus, rund ein Hektar groß mit 50 Bäumen und 40 alten Apfelsorten.“

Auf der Streuobstwiese des Krametterhofes stehen nun ein paar Ableger dieser Hamburger Apfelbäume, so Reuer. Manche Mutterbäume in Hamburg seien aus den 30er Jahren. Man habe sie verjüngen wollen. „Wir schneiden Reiser und veredeln sie auf neue Unterlagen. Wir haben sie jetzt geerntet und die Familie Haslauer war begeistert davon.“

Der achtjährige Heimo Haslauer hilft auch schon mit
Familie Haslauer
Auch der achtjährige Oskar Haslauer hilft schon mit

Polyphenole wurden herausgezüchtet

Wichtig ist, dass es sich um alte Apfelsorten handelt, denn diese Äpfel enthalten noch die Polyphenole, so Reuer: „Das sind die Stoffe, die bei jüngeren, neuen Apfelsorten wie Pink Lady und anderen entzogen wurden, das verursache gewisse Unverträglichkeiten und Allergien. Alte Apfelsorten sind auch für Allergiker in den meisten Fällen verträglich.“

Natürliche Polyphenole kommen in Pflanzen als sekundäre Pflanzenstoffe vor. Sie sind Farb- und Geschmacksstoffe, sollen die Pflanze vor Fraßfeinden schützen oder durch ihre Farbe Insekten zur Bestäubung anlocken, sagte Reuer. In den USA habe man in den 40er Jahren damit begonnen, die Polyphenole herauszuziehen, um gewisse Kriterien zu erreichen wie glatte Schalen, Bissfestigkeit oder dünnere Schalen.

Alte Sorten besser verträglich

Die Polyphenole sind jedoch für den Menschen sehr wichtig, sie seien Begleitstoffe für die Verdauung, sonst steigen die Histamine, so Reuer, manche bekommen auch Ausschläge. Es gebe auf der Streuobstwiese zum Beispiel den Lederapfel, in der Literatur als „Schöner von Boskop“ bezeichnet, sagte der Apfelexperte. Den gebe es auch in der roten Varianten. Auch der Adersleber Kalvill sei hier zu finden, ein süßerer Apfel oder der Holsteiner Cox.

Apfelsorte Finkenwerder Herstprinz
Familie Haslauer
Die Bäume sind beschriftet

Unter den alten Apfelsorten ist auch der Martiniapfel zu finden, der um diese Zeit langsam reif werde, sagte Reuer: „Dieser Apfel ist auf den Jahrmärkten zu sehen, das ist der Liebesapfel, der in die rote Glasur eingetaucht wird.“ Jede einzelne alte Apfelsorte hat einen ganz besonderen Geschmack. Der Säuregehalt werde in Öklegraden gemessen, wie im Weinbau. Grundsätzlich gebe es süßere und saurere Äpfel, auch wenn das je nach Region etwas variiere.

Auch heimische Sorten werden ergänzt

Die Streuobstwiese in Haiden wird nicht nur mit den Apfelsorten von Bruno Reuer vielfältiger gestaltet, sondern auch mit heimischen Sorten. Darunter Lavanttaler Banane und Kronprinz Rudolf. Es gebe auch steirische Äpfel wie der Steirische Maschanska, andere fehlen im Garten noch, die man gerne noch aufnehmen möchte.

Mit der Ernte war man bereits heuer schon sehr zufrieden, sagte Heimo Haslauer: „Die Jungbäume, die wir 2017 gesetzt haben, haben teilweise schon getragen. Da haben wir schon eine kleine Ernte gehabt. Der Geschmack ist mit denen im Geschäft nicht zu vergleiche, sie sind aromatischer und säuerlicher, das muss man natürlich auch mögen.“

Streuobstwiesen wichtig für Ökosystem

Die ideale Pflanzzeit ist der Herbst. Reuer brachte die jungen Bäume im Oktober nach Haiden, doch bereits im Frühjahr wurden sie veredelt. Es dauerte ein bis drei Jahre, bis der erste Blattansatz komme. Ein Teil der Reiser ließ Ruer in Hamburg veredeln, von einigen Bäumen ließ er es in einer Baumschule veredeln. Bei einigen machte er es auch selbst, wie bei einem Bauern im Lavanttal: „Das sind zweijährige Triebe, die wir auf einen Halbstamm veredeln statt auf Hochstamm. Dann kann man sie leichter bearbeiten.“ Nachdem die Bäume im Frühjahr veredelt werden, kommen sie die Töpfe, damit sie durchwurzeln können. Im Herbst werden sie eingesetzt.

Mittlerweile sind die Jungbäume bereits bis zu drei Meter hoch und sind Teil der 100 Hektar großen Streuobstwiese, die sehr wichtig für das Ökosystem ist: „Streuobstwiesen haben zwei Ebenen – die untere Ebene, da siedeln sich Kleintiere an. In der oberen Ebene siedeln sich Vögel an. Wir leisten damit einen großen Beitrag zur Biodiversität, um das Ökosystem zu erhalten.“

Führungen für Kinder geplant

Man kann natürlich auch einige Tiere anlocken, zum Beispiel Nistkästen für Vögel aufhängen oder Bienenstöcke aufstellen. Die Bienen benötige man ja im Frühling für die Bestäubung, so sei ein Bienenstock in der Nähe wunderbar, so Reuer. Im kommenden Sommer sollen auch Kinder den Hof besuchen kommen, um mehr über die alte Anbauart der Streuobstwiesen zu lernen, so Haslauer: „Das ist uns wichtig, weil die heutige Zeit schnelllebig ist, viele könne mit der Natur nicht mehr umgehen.“