Hand mit Kleingeld
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Politik

Immer mehr Kärntner armutsgefährdet

94.000 Kärntnerinnen und Kärntner gelten als armutsgefährdet. Infolge der Coronavirus-Krise werden es mehr und es betrifft immer häufiger auch Menschen, die bis vor kurzem noch kaum Geld- oder Wohnungsnöte hatten.

Die Coronavirus-Krise verändert die Arbeit in Sozial- und Hilfsorganisationen massiv. Auch sie setzen vermehrt auf Homeoffice sowie Telefon- und Onlineberatung, sofern die Klienten auch technisch dazu in der Lage sind.

Immer mehr Menschen leiden unter Geldnöten. So steigen die Anfragen etwa bei der Wohnungslosenhilfe, sagte Stephanie Kurath von der Volkshilfe. Auch Personen, die eigentlich nicht in der Wohnungslosenhilfe anzutreffen seien, fragen zur Zeit danach an, weil sie verzweifelt seien, sagte Kurath. Viele wissen gar nicht, an wen sie sich wenden können.

Soziale Folgen der Krise

Durch die CoV-Pandemie steigt die Zahl der armutsgefährdeten Menschen im Land, mittlerweile sind rund 94.000 Personen betroffen. Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung hat daher im Rahmen einer Online-Konferenz darüber beraten, wie Hilfsorganisationen am besten auf diese Situation reagieren können.

Anträge verdreifacht

Beim Land verdreifachten sich die Anträge auf Hilfe in besonderen Lebenslagen im Oktober gegenüber dem Vorjahr. Die Landesregierung wolle nun auch bei den Wohnbeihilfen nachbessern und den Bezieherkreis erweitern, sagte Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ).

Die Zusammenarbeit zwischen Organisationen, Verwaltung und Politik laufe gut, sagte der Obmann des Kärntner Netzwerks gegen Armut und soziale Ausgrenzung, Christian Eile. Im Bereich der Wohnungslosenhilfe sei man auf einem guten Weg. Ein Anliegen von Eile sei die Delogierungsprävention, die es flächendeckend in ganz Kärnten geben soll. Hier wolle er mit Wohnbauträgern, Gemeinden und Städten zusammenarbeiten

Geldsorgen auch psychische Belastung

Am Arbeitsmarkt befürchtet Eile einen zunehmenden Verdrängungswettbewerb. Laut einer Erhebung der Fachhochschule Kärnten kommen zu den Geldsorgen auch vermehrt Vereinsamung und psychische Belastungen dazu.

Prettner sagte, man sehe, dass es Gesprächsbedarf gebe, die Gewaltbereitschaft in den Familien zunehme und Personen plötzlich Schlafstörungen und Depressionen bekommen. Hier sei es wichtig Therapien anzubieten. Das Land gebe mehr Geld auch für Sozial- und Beschäftigungsprojekte aus. Die Folgen der Krise werden man aber wohl noch Jahre spüren, so Prettner.

Team Kärnten fordert mehr Maßnahmen

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer fordert bei der Bekämpfung der Armut in Kärnten deutlich mehr Einsatz. Es brauche wesentlich mehr direkte Maßnahmen, die dringend auf den Weg gebracht werden müssen. Von der neuen Armutswelle werden auch immer mehr junge Menschen und EPUs erfasst. Viele Bürger wissen über die Hilfsangebote überhaupt nicht Bescheid. Köfer ist auch für eine Erhöhung des Heizkostenzuschusses und ein Aussetzen der Delogierungen.