Pflegerin beim Hände eincremen von Seniorin
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Coronavirus

Kritik und Verständnis für Besuchsverbot

Am Freitag zu Mitternacht tritt in den Seniorenheimen und den KABEG-Spitälern ein zehntägiges Besuchsverbot in Kraft. Ausnahmen gibt es nur in lebenskritischen Situationen und für notwendige Behandlungen. Die Pflegeanwältin sieht das Verbot kritisch.

Auch, wenn sich die Beschwerden von Angehörigen noch in Grenzen halten, sieht die Pflegeanwältin des Landes, Bettina Irrasch, das Besuchsverbot kritisch: „Weil es ein absoluter Einschnitt in das Recht des Heimbewohners ist, jederzeit Besuch zu empfangen. Es muss für mich das letzte Mittel sein. Ich sehe schon Alternativen dazu, die aber früher zum Einsatz hätten kommen müssen.“

Irrasch spricht etwa schnelle Antigentests an, die erst jetzt flächendeckend in den Heimen angeführt wurden. Ebenso Entlastung beim Besuchermanagement durch eingeschulte Hilfskräfte.

De La Tour befürwortet Maßnahme

Peter Grünwald, Fachbereichsleiter für die Seniorenheime in der Diakonie de La Tour, sagte, auch wenn ein Besuchsverbot äußerst drastisch sei, sehe er das als absolut gerechtfertigt an. Trotz Besuchermanagements, verschärfter Hygienemaßnahmen und Contact-Tracing werde man der Einschleppung des Virus kaum Herr. Die Diakonie hat aktuell in drei Heimen mit Infektionen zu kämpfen.

Man habe sämtliche Schutz- und Isolationsmaßnahmen umgesetzt und hoffe, die Infektionen rasch in den Griff zu bekommen, so Grünwald.

Gefahr der sozialen Isolation

Die Auswirkungen eines Besuchsverbots seien für die betroffenen Heimbewohner individuell sehr unterschiedlich, sagte Pflegeanwältin Irrasch. Die Gefahr einer sozialen Isolation sei dort höher, wo eine sehr gute Beziehung zu Angehörigen vorhanden sei. Vor allem, wenn Angehörige auch helfen oder mitbetreuen, da könne es schon zu Isolation kommen.

Irrasch appelliert, die Ausnahmen vom Besuchsverbot in lebenskritischen Situationen tatsächlich wie angekündigt umzusetzen. In diesen Fällen sollten Angehörige ebenso wie mobile Palliativteams oder Hospizbegleiterinnen unbedingt weiter in die Heime dürfen. Mit FFP2-Masken sollte das möglich sein. Das Land feilt noch am Verordnungstext.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer habe kein Verständnis für das Besuchsverbot. Er wolle aus dem Verbot eine Beschränkung machen. Mit Schnelltests sollen Besuche weiterhin möglich seien. In Kärnten gab es bisher 21 Pflegeheime mit CoV-Infektionen. Insgesamt wurden 65 Mitarbeiter und 181 Heimbewohner positiv getestet.