Alter Platz Klagenfurt sonnifg aber menschenleer
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„Kennst Du Kärnten“

Von dunklen Gassen und geheimen Zeichen

In den kleinen, dunklen Gassen Klagenfurts finden sich viele Hinweise auf längst vergangene Zeiten. Die Gassennamen erzählen davon, wer dort wohnte und arbeitete. Zünfte der Handwerker und weniger ehrliche Gesellen hinterließen auch geheime Zeichen.

Kärnten Guide Maria Hartlieb sagte, grundsätzlich unterscheidet sich die Landeshauptstadt Klagenfurt nicht von anderen Städten in Österreich: „Interessanterweise findet man ja in allen Altstädten die gleichen Straßennamen. Judengasse, Badgasse, Bäckergasse, man braucht zu Essen und Handwerker und die Juden, wenn man knapp bei Kasse war. Und natürlich die Kirche, wenn man sich in der Badgasse zu sehr vergnügt hat.“

Gefürchtete Wasner

Bei genauerem Hinsehen findet man aber doch die Unterschiede und besonders die dunklen Ecken der Stadt. Dort lebten Gauner, Zuhälter und sogenannte „unehrliche Menschen“ wie die Wasner: „Die haben die Aufgabe gehabt, bis acht Uhr in der Früh alle streunenden Tiere wie Hunde in Klagenfurt zu erschlagen. Dann haben sie die Tiere ausgeweidet. Die Haut hat man dem Lederer gegeben, die Knochen dem Seifensieder und den Rest, der nicht zu verwenden war, im weichen Boden – dem Wasen – eingegraben.“

Denkmalgeschütztes Haus in der Badgasse in Klagenfurt
Wikipedia Raul de Chissota
Badgasse mit spätgotischem Stadthaus mit Hofarkaden. Es steht unter Denkmalschutz.

Die hygienischen Zustände von damals waren schauerlich, deshalb waren die Wasner auch so gefürchtet, so Hartmann: „Sie hätten ja Krankheiten übertragen können. Eine der gefürchtetsten Krankheiten damals war der Milzbrand.“ Milzbrand oder Anthrax ist eine Infektionskrankheit, die durch Bacillus anthracis ausgelöst wird. Man steckt sich bei Paarhufern und anderen Pflanzenfressern an, auch in Kadavern können die Bakterien lange überleben. Man vermutet, dass so manche Pestepidemie eigentlich eine Milzbrandepidemie war.

„Gesindel“ in der Adlergasse

Die Adlergasse war eine der berüchtigten dunklen Gassen, so Hartlieb: „Da hat das Gesindel gelebt. Das stammt aus den Ratsprotokollen, da habe es viele unehrliche Personen gegeben, die gestohlen und eingebrochen haben. Diese haben eine Sprache gesprochen, die im Mittelalter entstanden ist. Die Schleifersprache, die Cochermersprache, die jenische Sprache oder das Rotwelsche.“ Daraus werden heute noch Teile verwendet wie der Begriff „Schmiere stehen“, so Kärnten Guide Hartlieb: „Das kommt aus dem Hebräischen schemira, Wache, also Wache stehen.“ Ursprünglich stammt das Wort schemira aus hebräischen Psalmen und gelangte über das Jiddische in die Gaunersprache.

Geheime Zeichen als Codes für Eingeweihte

Aber auch die Walgasse gehörte damals zu den dunklen Gassen Klagenfurts, die allesamt am Stadtrand zu finden waren: „Das war alles im Jesuitenviertel, dort hat es sich abgespielt.“ Aber nicht die dunklen Gassen haben viel Mystisches zu erzählen. In Klagenfurt verwendete man auch viele geheime Zeichen: „Die Zünfte hatten geheime Zeichen, um ihr Wissen weiterzugeben und auch nur gewissen Leuten. Das war ja das Kapital der Zünfte. Wenn ein Handwerker in eine fremde Stadt gekommen ist, hat er sich mittels einem geheimen Zeichen bemerkbar gemacht. Dann hat man gewusst, der gehört zu uns.“

Aber auch die anderen, die Unehrlichen, bedienten sich geheimer Zeichen. Dazu gehörten die Vagabundierenden, die Pilcher. Das kommt auch aus dem Jenischen. Die mussten wissen, wo konnte man betteln oder stehlen, wo gab es Schlafplätze. So habe man geheime Zeichen auf Türen, Bäumen oder Wegkreuzungen hinterlassen. „Da wussten die Nachkommenden sofort, dass es hier dies oder das gibt.“

Auch Steinmetze markierten ihre Werke

Von den geheimen Zeichen sieht man in Klagenfurt nichts mehr, weil die Stadt mehrmals abbrannte. Dafür sieht man solche Zeichen noch am Gurker Dom. Sie stammen aber nicht von Gaunern, sondern von den Steinmetzen: „Es sind 60 an der Zahl, jeder Steinmetz hatte sein Zeichen und man hatte sofort gewusst, wessen Werk das ist. Das war die Visitenkarte des Mittelalters.“ Maria Hartlieb sagt, wenn man heute die Zeitung liest und dann die Ratsprotokolle des 16. Jahrhunderts, habe sich nicht allzuviel geändert.