Nordseite von Schloss Reifnitz
„Kennst Du Kärnten“

Reifnitz: Das Schloss, das keines ist

Schloss Reifnitz am Wörthersee ist eigentlich kein Schloss, sondern eine Villa, gebaut 1898 von einer argentinischen Familie mit Hamburger Wurzeln. Heute ist es in Privatbesitz und beliebtes Fotomotiv.

Das schlossähnliche Gebäude auf dem Felsvorsprung am Wörthersee-Südufer in Reifnitz ist weithin bekannt. Errichtet wurde es für Adolf Heinrich Bercht, der mit seiner Familie ursprünglich aus Hamburg stammt, so Kärnten Guide Astrid Legner: „Diese Familie ist im 19. Jahrhundert nach Argentinien ausgewandert. Im Familienverband wurde die deutsche Sprache weiter gepflegt, deswegen wurde sie nach Wien an den Kaiserhof geschickt. Als Angehörige der Wiener Gesellschaft haben sie den Wörthersee zur Sommerfrische kennen gelernt.“

Schloss Reifnitz

Grundstück mit Fels gekauft

Sommerfrische wurde damals nicht mit Schwimmen oder Baden definiert, sondern mit Wandern. Familie Bercht habe den markanten Felsen gesehen und sich dort ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft. Dort ließen sie ihre Villa errichten, die vom Stil her an die Alsterschlösser in Hamburg erinnert, so Legner: „Heinrich Bercht hat sich einen Hamburger Architekten geholt, der dieses Schlösschen errichtet hat. Aufgrund der Lage wird es als Schloss Reifnitz bezeichnet, ist aber die Villa Bercht.“

Klagenfurter Bürgermeister geworden

Noch bekannter wurde die Villa, als Heinrich Adolf Bercht Ende der 20er Jahre Bürgermeister von Klagenfurt wurde. Er gilt als Begründer der Städtepartnerschaften. Der damalige Klagenfurter Bürgermeister erhoffte sich dadurch wirtschaftliche Vorteile und kontaktierte die Stadtverwaltung seiner Großvaterstadt Hamburg: „Mit 1.200 Kilometer Entfernung ist Hamburg aber sehr weit weg. Den Hamburgern hat diese Städtepartnerschaft nicht gefallen, ich würde sagen, sie haben keinen Sinn darin gesehen.“

Bercht sei aber davon überzeugt gewesen, dass dies wirtschaftliche Vorteile bringe und habe mit Wiesbaden einen Vertrag geschlossen. „Das waren die ersten Städte, die eine Partnerschaft eingegangen sind, im Jahr 1930.“

Gemeinde kaufte Schloss 1986

Noch heute zeugt die Wiesbadnerstraße gleich hinter dem Klagenfurter Rathaus von dieser Verbindung. Die Villa Bercht hat eine turbulente Geschichte hinter sich: „Das Schloss selbst ist 1986 von der Gemeinde Maria Wörth gekauft worden und war 20 Jahre lang in deren Besitz. Man hatte geplant, das Gemeindeamt dorthin zu verlegen, dann war eine Galerie im Schloss. 2006 ist es verkauft worden an Frank Stronach, der es weitergegeben hat.“

Heute noch ist es in Privatbesitz. Der Verkauf an Stronach bzw. seine Firma Magna zu Zeiten von Landeshauptmann Jörg Haider wurde auch von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft überprüft, es bestand der Verdacht, dass es zu billig verkauft wurde. Das Verfahren wurde 2014 eingestellt.

Beliebter Filmschauplatz

Das Gebäude war zwischenzeitlich auch immer wieder Drehort für die zahlreichen Wörtherseefilme wie „Der Arzt vom Wörthersee“, dort war die Ordination untergebracht. Wohl nicht zuletzt deswegen ist das Schloss Reifnitz ein beliebtes Fotomotiv, wenn man mit einem Schiff der Wörtherseeschifffahrt daran so nah wie möglich vorbei fährt.