Scheider und Köfer bei der Pressekonferenz
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Politik

Klagenfurt: Scheider verlässt FPÖ

Einen Knalleffekt gibt es in der Klagenfurter FPÖ. Stadtrat Christian Scheider verlässt die Partei und will bei der Gemeinderatswahl im Februar für das „Team Kärnten“ als Bürgermeisterkandidat antreten. Die Klagenfurter Freiheitlichen zeigen sich überrascht.

Christian Scheider gehört zu den letzten aktiven Politikern aus dem engen Umfeld des 2008 tödlich verunglückten Jörg Haider. Bei ihm hat Scheider als Büroleiter erste politische Erfahrungen gesammelt, später war er freiheitlicher Landesparteisekretär, ab 2001 Stadtrat in Klagenfurt, von 2009 an sogar Bürgermeister. Eine Wiederwahl 2015 hat er gegen Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) verloren.

Nur mehr Platz zwei

Nach innerparteilichen Druck musste Scheider vor zwei Jahren seinen Platz eins in der Klagenfurter FPÖ an den heutigen Vizebürgermeister Wolfgang Germ abgeben – mehr dazu in FPÖ Klagenfurt: Germ löst Scheider ab. Germ hat sich bei dem Coup auf ein Umfrage gestützt, die ihm angeblich bessere Chancen für die damals noch in fernerer Zukunft liegende Gemeinderatswahl 2021 eingeräumt hat. Scheider selbst hat sich aber stets als der, bei der Bevölkerung, beliebtere Politiker gesehen.

Christian Scheider wechselt zum Team Kärnten

Klagenfurts Ex-Bürgermeister Christian Scheider verlässt die FPÖ und tritt für das Team Kärnten an.

Scheider: Lange versucht, Kompromiss zu finden

Nunmehr hat es Scheider offenbar gereicht, er will es noch einmal wissen und tritt nun mit dem Team Kärnten an und kann sich so auch direkt mit Germ messen. Das gab Scheider am Mittwoch mit Team Kärnten-Obmann Gerhard Köfer bekannt. Innerhalb der Klagenfurter FPÖ musste Scheider nach seiner Abwahl 2015 schrittweise Posten an Parteifreund Wolfgang Germ abgeben, der 2021 Spitzenkandidat der Blauen ist. Scheider, aktuell noch Stadtrat, sprach vor Journalisten von seiner „scheibchenweisen“ Demontage nach der Wahl 2015. Er habe lange versucht, einen Kompromiss zu finden. Jetzt aus der FPÖ auszutreten sei ein „wichtiger Zukunftsschritt“ nach vielen schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre, so Scheider. Er fühle eine Stimmung in der Bevölkerung, die er als Auftrag zu einer Kandidatur als Bürgermeisterkandidat verstehe. Ziel sei jedenfalls die Stichwahl und der erste Platz – „sonst braucht man ja nicht antreten“. Einzelne Gemeinderäte der FPÖ, darunter sein Bruder, würden mit ihm wechseln, sagte Scheider.

Den Wahlkampf werde das Team Kärnten finanzieren, sagte Köfer. Der Landtagsabgeordnete, einst bei der SPÖ, war zwischenzeitlich Mitstreiter von Frank Stronach, bevor er sich mit seinem Team Kärnten politisch selbstständig machte. Er selbst wird wie bereits angekündigt Spitzenkandidat in Spittal an der Drau.

FPÖ Klagenfurt: Reisende soll man nicht aufhalten

Bei den Klagenfurter Freiheitlichen sei die Überraschung groß. In vielen internen demokratischen Prozessen wurde seit 2018 die Vorgangsweise für die Gemeinderatswahl 2021 beschlossen. Stadtparteiobmann Wolfgang Germ: „Natürlich bin ich und viele Funktionäre überrascht über diese Entwicklung, aber wie heißt es so schön: Reisende soll man nicht aufhalten. Ich wünsche unserem jahrelangen Mitstreiter ‚Alles Gute‘ für seinen neuen selbstgewählten Weg!“ Man erwarte nun, dass Scheider seinen Stadtratsposten freiwillig zurücklegt.

NEOS: Wechsel keine Überraschung

Für NEOS Klagenfurt ist der Wechsel von FPÖ-Politiker Christian Scheider zum Team Kärnten keine Überraschung. Spitzenkandidat Janos Juvan: „Es ist nichts Neues, dass in der herrschenden Politik Posten wichtiger sind als Positionen." Schon seit Monaten hielten sich diesbezüglich hartnäckig Gerüchte, am Mittwoch hat es der nunmehrige Ex-FP-Politiker in einer Pressekonferenz offiziell gemacht, heißt es in der Aussendung.