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Chronik

Ermittler aus Wien im Lagerhaus

Der Betrugsfall im Lagerhaus Klagenfurt-Südring ist wohl einer der größten Wirtschaftskriminalfälle in den vergangenen Jahren in Kärnten. Laut neuesten Schätzungen soll es um einen Schaden von zwei bis fünf Millionen Euro gehen. Am Montag wurden die Chefermittler aus Wien erwartet.

Wer hat wann was gewusst, wer hat am „System Scheinrechnungen“ wie viel verdient. Das sind derzeit die Hauptfragen in den Ermittlungen im mutmaßlichem Millionen-Betrugsfall im Lagerhaus Südring in Klagenfurt. Vergangene Woche wurde der Hauptverdächtige, ein Bauunternehmer aus Wien, wieder von Wirtschaftspolizei und Staatsanwaltschaft einvernommen.

Laut seinem Anwalt Wolfgang Blaschitz sei es im Detail um die Scheinrechnungen gegangen und wie der mutmaßliche Betrug über Jahre hinweg unbemerkt laufen habe können. Auf Nachfrage, wie das gehen konnte, sagte Blaschitz, es hätten eben viele mitgemacht und der Vorgangsweise zugestimmt, um mit zu verdienen. Deshalb sei lange Zeit Vieles unentdeckt geblieben.

Kärntner Verdächtiger wälzt Schuld ab

Im Fokus der Chefermittler von Wirtschaftspolizei Wien und Staatsanwaltschaft Wien stehen nun die Kärntner Beteiligten am mutmaßlichen Millionenbetrug. Der Hauptbeschuldigte in Kärnten habe zuletzt seine Verantwortung geändert, sagte Anwalt Wolfgang Blaschitz. Von einem Teilgeständnis in ersten Einvernahmen sei er wieder abgekommen. Mittlerweile sei er der Ansicht, unschuldig zu sein. Einzig der hauptverdächtige Bauunternehmer habe an allem Schuld, weile er ihn gezwungen hätte, die Rechnungen umzuschreiben.

Insgesamt elf Beschuldigte

Die ersten Ermittlungsschritte zeigen laut Anwalt Blaschitz aber ein anderes Bild. Derzeit werde wegen Scheinrechnungen gegen elf Beschuldigte ermittelt, mindestens vier davon im Lagerhaus Südring. Nicht korrekte Rechnungen seien über Jahre hinweg stillschweigend hingenommen worden, so der Vorwurf. Die Schadenssumme lasse sich noch bei weitem nicht einschätzen, sie dürfte aber laut Anwalt, der umfassende Akteneinsicht hat, irgendwo zwischen zwei und fünf Millionen Euro liegen.

Am Montag sollen die Chefermittler aus Wien in Klagenfurt weitere Beschuldigte einvernehmen und umfassend ermitteln. So war es zumindest bis Freitag geplant. Ob die beiden nun tatsächlich in Klagenfurt sind oder wegen des Lockdowns die Termine verschieben müssen, war am Vormittag weder bei der Staatsanwaltschaft noch bei der Polizei in Erfahrung zu bringen. Von einer Anklage sei man jedenfalls noch meilenweit entfernt, sagte Anwalt Wolfgang Blaschitz.

Hinweis: Anwalt Blaschitz verstorben

Wolfgang Blaschitz ist überraschend verstorben. Er wurde am Montag leblos in seinem Auto vor dem Gericht Wiener Neustadt gefunden, Fremdverschulden wird ausgeschlossen. Er wurde 62 Jahre alt. Bekannt war Blaschitz auch in Kärnten, weil er eine der drei Frauen verteidigte, die in einer sektenartigen Verbindung zueinander standen und wegen Mordes, Brandstiftung und Betrugs verurteilt wurden.