Wohin in der Stadt, wenn die Blase drückt? Nach öffentlichen WC- Anlagen muss oft länger gesucht werden. Zwar gibt es am Neuen Platz in Klagenfurt zwei selbstreinigende WC-Anlagen. Diese sind aber kostenpflichtig. Daher würden viele in die umliegenden Cafes ausweichen, sagte Cafebetreiber Michael Jammer. Er habe eine erhöhte Frequenz bemerkt, allerdings nicht an Kunden, sondern an Menschen, die die WC-Anlage in seinem Betrieb auf dem Neuen Platz nutzen: „Wir haben die Energie von Anfang an nicht dafür verwendet, sich bei den Gästen aufzuregen, denn man kann dagegen eh nichts machen.“
Neue WC-Anlage neben dem Europahaus geplant
Die WC-Anlage neben dem Europahaus in der Reitschulgasse hat ihre besten Zeiten schon lang hinter sich. Das erkannte auch die Stadtpolitik mittlerweile.
Die Anlage soll im nächsten Jahr komplett neu errichtet werden. Die Kosten dafür seien enorm, sagte der zuständige Stadtrat Markus Geiger (ÖVP): „Es wurde mit 450.000 Euro budgetiert. Das heißt aber nicht, dass man das verbrauchen muss. Wir haben Kennzahlen aus anderen Städten herangezogen, die auch vom Kontrollamt bestätigt wurden. Wir hatten eine Überprüfung der Kosten des WCs im Europapark, die absolut im reellen Rahmen liegen – im Vergleich zum Quadratmeterpreis in anderen Städten.“ So kostete die neue WC-Anlage im Europapark 285.000 Euro.
Expertin ruft zu Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft auf
Elvira Habermann ist Kontinenz- und Stomaberaterin. Sie sagte, Kontinenzprobleme können jeden treffen, unabhängig vom Alter oder Geschlecht. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Laut Habermann hätten viele Landeshauptstädte das Problem aufgegriffen. Es sei aber zu beachten, das nicht alleine öffentliche Toiletten alles abdecken könnten: „Menschen, die das Problem haben, spüren im Moment einen akuten Drang, die Toilette aufsuchen zu müssen. Aus meiner Sicht ist nicht nur die öffentliche Hand gefragt, sondern auch Menschlichkeit sei gefordert – Menschen mit einem solch dringenden Bedürfnis zu helfen.“
Sie appelliert an Cafebetreiber und Geschäftsinhaber, ihre WCs für alle zu öffnen. Für Menschen mit Kontinenzptroblemen spiele sich das Leben oft nur mehr in geschützten Bereichen, wo es in unmittelbarer Nähe ein WC gibt, ab.