Ein Obdachloser in einem Park in Wien
APA/ROLAND SCHLAGER
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Soziales

CoV: „Neue Arme“ suchen bei Caritas Hilfe

Die Temperaturen sinken – was die einen nutzen, um es sich zu Hause im Warmen gemütlich zu machen, trifft gerade Wohnungslose hart. Insgesamt wird durch die Coronavirus-Krise ein Zuwachs bei den Hilfsanfragen von „neuen Armen“ verzeichnet – also Personen, die sich erstmals an die Caritas wendeten.

Durch die Pandemie ist bei vielen das Geld knapp, wenn zum Beispiel ein Elternteil die Arbeit verlor. Die Anfragen in der Caritas-Tagesstätte Eggerheim in der Klagenfurter Kaufmanngasse zeigen: Gerade Familien mit Kindern haben jetzt Bedarf an Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln.

Die Hemmschwelle sei unter vielen Betroffenen groß. Spezielle Anforderungen, damit man sich zum Beispiel kostenlose Grundnahrungsmittel oder Bekleidung abholen kann, gibt es nicht, sagt Katrin Starc, die Leiterin der Einrichtung: „Man muss diese Hürde erst einmal überwinden. Es muss einem richtig schlecht gehen.“

Jeder kann Nahrungsmittel- oder Sachspenden bekommen

Zwischen 50 und 80 Klienten wenden sich jeden Tag an die Caritas, darunter zwei bis drei „Neuzugänge“. Der Großteil der Obdachlosen ist männlich, sagt Starc. Das liege mitunter daran, dass Frauen schwerer zugänglich seien: „Sie schlafen oft bei Bekannten oder Freunden. Manche bleiben in Beziehungen, obwohl sie dort Gewalt erfahren. Für sie ist es wichtig, überhaupt einen Schlafplatz zu haben, denn auf der Straße zu schlafen ist für sie noch gefährlicher.“

Jene Frauen, die im Eggerheim aufgenommen werden, hätten oft große psychische Probleme: „Es ist wichtig, dass sie dann ins Krankenhaus gehen, Medikamente bekommen. Wir versuchen, ihnen eine Wohnung zu vermitteln und zu schauen, dass sie wieder ein Einkommen und Stabilität in ihrem Leben erhalten.“

Schutzmaßnahmen machen Vorausplanung schwierig

Während des Shutdowns im Frühjahr war die Tagesstätte Eggerheim zeitweise komplett geschlossen. Die Betreuung erfolgte vor der Türe – mit Abstand und Maske. Auch jetzt sei eine lange Vorausplanung schwierig, so Starc. Man orientiere sich an der Coronavirus-Ampel des Bundes. Es gebe Einschränkungen für Besucher, zum Beispiel bei der Essensausgabe sei die Anzahl der in einem Raum anwesenden Personen beschränkt. „Sollte die Farbe wechseln und Klagenfurt rot werden, müssen wir wahrscheinlich wieder zusperren. Dann wird es für viele wieder schwierig werden.“

Winterkleidung dringend benötigt

Die Lage sei jetzt im Winter anders als während der ersten Welle im Frühjahr: „Wenn es wärmer ist, können die Leute draußen schlafen. Wenn es kalt ist, kommen viele zu uns, um sich aufzuwärmen. Wenn die Maßnahmen strenger sind, können wir das nicht mehr bieten.“ Umso wichtiger sei es, dass die auf der Straße lebenden Menschen mit warmer Kleidung versorgt werden können, sagt Starc: „Gute Winterjacken oder Schuhe kosten an die hundert Euro. Das können sie sich nicht leisten.“

Kältetelefon wieder aktiv

20 freiwillige Helfer unterstützen derzeit die Einrichtung in Klagenfurt. Jede zusätzliche Hilfe – sei es durch Zeit- oder Sachspenden – ist willkommen, so Starc. Wer in der kalten Jahreszeit Obdachlose sieht, die auf der Straße leben und die Hilfe brauchen, kann auch heuer wieder die Kältetelefonnummer 0463/39 60 60 der Caritas anrufen.