Flüchtlinge im Flüchtlingsquartier Bärenwirt
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Soziales

Wenig Flüchtlinge: Viele Heime geschlossen

In Kärnten ist die Anzahl der Flüchtlinge so gering wie vor der großen Flüchtlingsbewegung 2015. Weil der Bedarf an Betten gering ist, wurde etwa die Hälfte der Flüchtlingsheime geschlossen. Ohne Flüge sind aber auch Rückführungen nicht möglich.

Aktuell sind 1.500 Menschen in Landes- oder Bundesquartieren in Kärnten untergebracht. Die Chancen, bleiben zu können, sind für Menschen aus Afghanistan oder dem Iran sehr gering, sagte die Flüchtlingsbeauftragte des Landes, Barbara Roschitz. Menschen aus Syrien hingegen haben die besten Chancen. „Wir haben von 5.500 Personen, die wir zu Beginn 2016 unterzubringen hatten – momentan im Schnitt nur mehr 1.500, die wir unterbringen. Das bedeutet eine Reduktion von Standorten von rund 170 auf 60 in der Landesgrundversorgung. Der Bund hat die ehemaligen Standorte, die in der Höchstzeit sechs an der Zahl waren, auf zwei reduziert. Also man sieht schon, dass der Rückgang der Zahlen sich auch in den Standorten und notwendigen Kapazitäten widerspiegelt“, so Barbara Roschitz.

Flüchtlingsunterkünfte stark reduziert

Die Zahl der Unterkünfte für Geflüchtete hat sich seit der Flüchtlingskrise halbiert. 1.500 Menschen sind aktuell in den Landes- oder Bundesquartieren untergebracht.

Wenige Flüchtlinge bedeuten weniger Umsatz

Die Grenzschließung am Balkan wegen der Coronavirus-Pandemie macht sich auch in den Kassen der privaten Flüchtlingsquartier-Betreiber in Kärnten bemerkbar. Für sie bedeuten weniger Flüchtlinge auch weniger Umsatz.

Leere Küche in Flüchtlingsquartier Sever
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Auch im Flüchtlingsquartier Sever in Maria Saal sind die Plätze nur zur Hälfte belegt

„Nur belegte Betten gezahlt und finanziert“

Barbara Roschitz sagte dazu: „Wir haben von Anfang an nur die belegten Betten gezahlt und finanziert. Es war also nicht relevant, wie viele Betten jemand am Papier zur Verfügung gestellt hat, sondern wie viele wirklich untergebracht worden sind. Was dazu führt, dass momentan einige Betreiber an der Bewirtschaftungsgrenze liegen – insbesondere der Winter hat immer einen höheren Aufwand, schon allein der Heizkosten wegen, und der Tagsatz den sie bekommen, ist nicht angepasst an Heizungsaufwände. Das ist das Risiko der Betreiber, das sie von Anfang an gewusst haben, das aber natürlich in Einzelfällen dazu führt, dass Standorte aufgelassen werden.“

Flüchtlinge im Flüchtlingsquartier Bärenwirt sitzen beim Essen
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Hammed und Ubeidulla, die beiden stammen aus Afghanistan, sind seit zwei Monaten im Bärenwirt in Weitensfeld untergebracht.

Quartier-Betreiberin: Gutes Zusammenleben ist möglich

Der Bärenwirt in Weitensfeld war eines der ersten Flüchtlingsquartiere 2014 und gilt als Herzeigeprojekt. Auch hier sind von den 17 Plätzen in der Flüchtlingsunterkunft nur 13 belegt. Betreiberin Elisabeth Steiner sagte: „Das, was wir hier im Kleinen erleben – nämlich, dass man zusammenleben kann, wenn man sich gegenseitig mit Respekt und einer gewissen Wertschätzung begegnet, das kann auch im Großen funktionieren. Das würde ich mir auch von der österreichischen Politik wünschen.“

Im Winter dürften Antragszahlen weiter sinken

Der Winter steht vor der Tür, somit rechnet man in Kärnten mit weiterhin sinkenden Antragszahlen. Momentan sind es pro Woche 350 bis 400 österreichweit. Roschitz: „Es hat im Frühjahr so ausgesehen, als würde der Migrationsdruck über den Balkan – also Griechenland, Türkei – auf Österreich größer werden. Die Grenzschließungen und auch die Maßnahmen, die Covid gefordert haben, haben auch diesen Druck etwas abgeschwächt. Solange diese Covid-Maßnahmen in Kraft sind, oder auch wieder verschärft werden, stehen diese natürlich in unmittelbaren Zusammenhang.“

Entwicklung der Antragszahlen in Kärnten
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Grafik der Personen in Grundversorgung 2015 – 2020 in Kärnten

Keine Rückführungen in Coronavirus-Zeiten

Rückführungen sind in Coronavirus-Zeiten unmöglich. Denn es gibt momentan keine Flüge. Und so bleibt die Ungewissheit aber auch die Hoffnung für viele Flüchtlinge im Land bestehen.