Susanne Aigner nennt das Spinnen das schönste Hobby der Welt. Sie genießt aber auch die Gespräche bei den Gruppentreffen jeden Freitag. „Das ist ein Ort geworden, wo sich Frauen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Berufe oder ethischer Herkunft treffen und austauschen und dieses Beieinandersitzen und gemeinsame Werkeln ist etwas ganz Schönes und bringt jedem von uns etwas. Wir gehen hier jedes Mal glücklich hinaus.“

Mahatma Gandhi nannte Spinnen eine „Therapie“
„Spinnen hat etwas therapeutisches, das sagte selbst Mahatma Gandhi (indischer Rechtsanwalt und Pazifist; die Red.), der mit Baumwolle in Indien gesponnen hat", so Aigner. Gandhi rief die Bevölkerung damals dazu auf, eigene Gewebe herzustellen, um von der englischen Textilindustrie unabhängig zu werden. Er sagte, jeder Mensch solle für sein wirtschaftliches Wohlergehen und seine seelische Gesundheit spinnen.“
Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Spinnrädern. Fast auf jedem Kärntner Bauernhof findet man noch irgendwo ein altes Flachsspinnrad. „Meist sind das Spinnräder mit kleinem Antriebsrad, die mühsam zu bedienen sind. Das was ich da habe ist ein relativ modernes Spinnrad, mit einem großen Antriebsrad. Das deutet darauf hin, dass es für Wolle und nicht für Flachs ist.“

Eine Erfindung Leonardo da Vincis
Alle Spinnräder haben ein Schwungrad, einen Spinnwirtel und eine Spule. Der Spinnwirtel ist auf der Spule angebracht und dreht sich sehr schnell. Er wird von dem Rad bewegt, und das wird von den Pedalen angetrieben. „Wichtig ist, dass sich Spule und Wirtel in unterschiedlichem Tempo drehen, damit sich das nicht nur eindreht, sondern auch auf die Spule aufwickelt. Und in dieser Form ist das eine Erfindung von Leonardo da Vinci“, sagte Aigner.
Wichtig beim Spinnen ist es, dass man den Faden gleichmäßig und in einem schnellen Rhythmus auszieht, damit er geichmäßig wird, erklärte Aigner. Früher wurde auf den Bauernhöfen Flachs gesponnen, daraus wurden Leinenstoffe hergestellt.

„Abfallprodukt“ Wolle: Schur oft zu teuer
Ihre Wolle bekommt die Spinngruppe in Ferlach von Kärntner Bauern. Gerade das ist der Gruppe ein großes Anliegen, denn die Wolle wird oft als Abfallprodukt entsorgt. „Das ist wirklich schade, aber die Schur des Schafes kostet oft mehr, als der Erlös aus dem Verkauf der Wolle bringt.“ So kostet die Schur pro Schaf zirka vier Euro und der Verkaufspreis für die Rohwolle beträgt ungefähr einen Euro pro Kilogramm.
Die Rohwolle wird ganz sanft mit ein bisschen Waschpulver heiß gewaschen, dadurch wird das Wollfett heraus gelöst. Im nächsten Schritt wird die Wolle kadiert, dabei wird sie mit einem Gerät mit Walzen und vielen Zähnen, einer Art grober Hundebürste, weich und flauschig gemacht. „Was zuerst verklebt ist, wird dann ein schönes, einheitliches Wollflies.“ Erst durch diesen Vorgang kann die Wolle gesponnen werden.

Färben mit Pflanzen
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann die Wolle gleich spinnen und färbt das Garn später ein oder man färbt das Flies gleich ein. Dabei kann man sehr kreativ sein. Grundsätzlich können Natur- oder herkömmliche Farben verwendet werden, erzählt Susanne Aigner. „Das einfachste sind Ostereierfarben. Ein besnderer Reiz ist das Färben mit Pflanzen.“

Der Wiesenampfer färbt beispielsweise die Wolle zitronengelb und die Goldrute macht einen goldigeren Ton. Das bunte oder einfärbige Wollgarn wird dann in der Spinnstube Rosental zum Stricken, Weben oder Häkeln verwendet.