Wirtschaft

Keine deutsche Reisewarnung für Kärnten

Deutschland hat wegen der Coronavirus-Krise am Donnerstag eine Reisewarnung für ganz Österreich mit Ausnahme von Kärnten ausgesprochen. In Sicherheit wiegen könne man sich aber nicht, hieß es vom Land. Auch die Kärnten Werbung mahnte zu Vorsicht. Die Gastronomie spricht von einem Kampf ums Überleben.

Deutsche dürfen aus heutiger Sicht auch weiter ohne Reisewarnung und ohne Quarantänepflicht bei uns Urlaub machen. Kärnten ist und bleibt vorerst das einzige österreichische Bundesland ohne deutsche Reisewarnung. Doch Hoteliers fürchten, dass im Ausland zwischen den Bundesländern gar nicht differenziert wird. Jeder Dritte Wintertourist in Kärnten ist aus Österreich, doch schon jeder fünfte Winterurlauber kommt aus Deutschland. Deutschland hält damit Platz zwei der Herkunftsmärkte.

Land: Alles tun, um die Fallzahlen zu drücken

Die Reisewarnung habe weitere dramatische Auswirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft in Österreich, sagte Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) am Donnerstag in einer Aussendung. Die österreichische Notenbank prognostiziere bereits bisher bis zu 40 Prozent weniger Nächtigungen allein im Oktober in Österreich. Wenn Deutschland als einer der wichtigsten Märkte nun auch noch wegbreche, werde es umso schwieriger.

Deutsche Regierung nimmt Kärnten aus Reisewarnung aus

Deutschland stuft acht von neun österreichischen Bundesländern mit der höchsten Reisewarnung ein – ein Heimkommen aus dem Urlaub ist für Deutsche nur gegen Quarantäne möglich. Kärnten ist davon ausgenommen, doch den Touristikern ist dennoch nicht zum Jubeln zumute.

Kärnten sei derzeit zwar als einziges Bundesland nicht betroffen, das bedeute aber nicht, dass man sich in Sicherheit wiegen könne, denn es könne sich sehr schnell ändern. „Die Kärntner Tourismusbranche spürt schon jetzt die negativen Auswirkungen. Die erneute Reisewarnung ist ‚Alarmstufe rot’ für die bevorstehende Wintersaison und macht klar, wie eng das Infektionsgeschehen mit den wirtschaftlichen Folgen zusammenhängt.“ Man müsse laut Schuschnig alles tun, um die Fallzahlen zu drücken, damit Reisewarnungen gegen Österreich im Winter wieder reduziert werden. Jeder fünfte Job in Kärnten hänge vom Tourismus ab, jeder solle seinen Teil zur Senkung der Zahlen beitragen, so Schuschnig.

„Buchungen vielfach zum Erliegen gekommen“

Auch bei der Kärnten Werbung herrschte am Donnerstag keine Jubelstimmung. Geschäftsführer Christian Kresse sagte, es gebe derzeit keinen Grund zur Freude. „Wenn die Entwicklung so weiter geht, werden auch wir bald eine Reisewarnung haben.“ Auch Kresse sagte, es gehe darum, die Fallzahlen zu verringern.

Jeder 5. Urlauber kommt im Winter aus Deutschland, jeder dritte aus Österreich. Aber auch Tschechien ist ein starker Herkunftsmarkt im Winter, dort herrscht ein Lockdown. Ebenso stark sind normalerweise Buchungen aus den Niederlanden. Doch auch Holland hat viele österreichische Bundesländer bereits auf die Warnliste gesetzt, auch in diesem Fall ist Kärnten ausgenommen. „Die Vorbuchungen sind vielfach zum Erliegen gekommen“, sagte Kresse.

Gastronomie: „Betriebe kämpfen ums nackte Überleben“

In der Gastronomie und in allen anderen Branchen gilt künftig ein Verbot von Gesichts-Visieren. Das sei aber noch das geringste Problem, sagte Wirtesprecher Stefan Sternad. „Wir werden auch die Maske schaffen, aber die Sechser-Tisch-Regel trifft uns enorm. De facto können damit keine Weihnachtsfeiern stattfinden, es hat eine Stornowelle gegeben, die Existenzbedrohend ist. Meine Betriebe kämpfen ums nackte Überleben.“

Heuer wurden 22 Millionen in den Skigebieten in Kärnten investiert. Allerdings müsse jetzt verhandelt werden, wie die Skigebiete zu den Investitionsprämien der Bundesregierung kommen könnten, sagte Manuel Kapeller Hopfgartner, der neue Obmann der Fachgruppe Seilbahnen in der Wirtschaftskammer. Sieben bis 14 Prozent der investierten Summen werden gefördert, allerdings nur für Investitionen, die seit August getätigt wurden.

Anschober: Krise gemeinsam lösen

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Donnerstag, er bezweifle, dass Reisewarnungen das Mittel der Wahl seien. Es gebe in ganz Europa eine schwierige Situation, jeder spreche über jeden eine Reisewarnung aus. Die Krise sollte man laut Anschober lieber gemeinsam lösen, es gebe ja auch zu wenige gemeinsame Standards für solche Warnungen.