Chronik

Baby in Mülltonne: Mutter vor Gericht

Vor vier Jahren ist ein Neugeborenes bei eisiger Kälte in einer Mülltonne deponiert worden. Eine Anrainerin fand das Kind gerade rechtzeitig, es konnte adoptiert werden. Die 36-jährige Mutter wurde ausgeforscht und steht wegen versuchter Tötung eines Kindes bei der Geburt am 26. November vor Gericht.

Die Frau hatte im Jänner 2016 ihr Baby kurz nach der Geburt in einer Mülltonne deponiert. Zu dieser Zeit herrschte grimmige Kälte. Das Kind wurde rechtzeitig entdeckt und ins Spital gebracht. Eine Frau, die vor dem Haus im Klagenfurter Stadtteil St. Ruprecht eigentlich nur ihren Abfall in die Mülltonne werfen wollte, fand das Neugeborene.

Baby extrem unterkühlt

Sie habe das Baby schreien gehört und in der Tonne gesucht, bis sie den Buben gefunden habe. Dann habe sie sofort die Polizei alarmiert und den Säugling solange gewärmt, bis die Rettung gekommen sei. Das Kind war in ein Tuch gewickelt und befand sich in einer Tasche. Wie lange es in der Tonne gelegen hatte, konnte nicht geklärt werden, viel länger hätte es aber wohl nicht mehr überlebt.

Das Baby war extrem unterkühlt, laut Anklage betrug die Körpertemperatur nur noch 21 Grad, als es ins Eltern-Kind-Zentrum kam. Die Ärzte erhöhten die Körpertemperatur langsam und versorgten das Kind intensivmedizinisch. Zwei Wochen, nachdem das Baby gefunden worden war, wurde es von einem Ehepaar adoptiert, Folgeschäden trug der Bub keine davon.

Drei Jahre später Mutter ausgeforscht

Dass die Mutter drei Jahre später ausgeforscht wurde, war einem Zufall zu verdanken. Die Polizei bearbeitete ältere Kriminalfälle – Cold Cases – und ließ die vorhandene DNA-Probe des Babys durch die Systeme laufen. Es gab ein Treffen mit dem leiblichen Vater, der straffällig geworden war und dessen DNA vorlag. Der Mann wusste nichts von seinem Kind, gab aber bekannt, mit welcher Frau er zum fraglichen Zeitpunkt zusammen war. Diese gab bei ihrer Befragung zu, dass sie die Mutter sei. Sie sei überfordert gewesen und habe noch überlegt, das Kind bei einer Babyklappe abzulegen, sie habe aber befürchtet, dass es dort Kameras gäbe (was nicht der Fall ist).

Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage, die Frau erhob dagegen Einspruch beim Oberlandesgericht Graz. Der Einspruch wurde laut Liebhauser-Karl jedoch abgelehnt, der Akt kam nach Klagenfurt zurück und landete bei Richter Dietmar Wassertheurer. Angeklagt ist die Frau wegen versuchter Tötung eines Kindes bei der Geburt (Paragraf 79 StGB), wofür ein Strafrahmen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren vorgesehen ist.

Babyklappen in Kärnten

Babyklappen gibt es in Kärnten beim Klinikum Klagenfurt, gegenüber dem Eltern-Kind-Zentrum. Beim Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit beim Personaleingang. Beim Krankenhaus Wolfsberg liegt die Klappe in der St. Stefaner Straße gegenüber vom Roten Kreuz. Alle Babyklappen ermöglichen ein anonymes Ablegen, sie sind auch beheizt. Es wird weder gefilmt noch dokumentiert. Wird die Klappe geöffnet, ertönt im Krankenhaus ein Alarm, sodass das Baby zeitnah gefunden und versorgt werden kann. Wer ein Baby in so eine Klappe ablegt, macht sich nicht strafbar. Wenn es sich eine Mutter später anders überlegt, kann sie sich ohne Probleme an das betreffende Krankenhaus wenden. Beratung zur Babyklappe im Klinikum unter Telefon +43 463 538-26434 oder per E-Mail unter babyklappe@kabeg.at.

Wenn eine Frau ungewollt schwanger wird, gibt es die Möglichkeit, sich bei mehreren Stellen beraten zu lassen. Beratungsstelle Belladonna in Klagenfurt.

Frauenberatung Villach

In der Frauenservice- und Jugendberatungsstelle in Wolfsberg.

In der WIFF Frauen- und Familienberatungsstelle Wolfsberg. Außerdem bei jedem Facharzt.