Gletschersee mit Pasterze im Hintergrund
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Wissenschaft

Schüler erleben Klimawandel hautnah

Zehn Schulklassen machen bei dem EU-Projekt „Power to change“ mit. Sie suchen „Klimazeugen“, anhand derer sie die Auswirkungen des Klimawandels aufzeigen können. Einer davon ist die Pasterze auf dem Großglockner. Das Abschmelzen der Gletscherzunge vor Augen, zeigten sich die Schülerinnen und Schüler schockiert.

Christian Salmhofer vom Klimabündnis Österreich sagte, es sei ein EU-Projekt über zwölf Staaten, die im Bereich Nachhaltigkeit kooperieren: „Jedes Land macht Projekte, die in die Zukunft führen. In Kärnten haben wir die Klimazeugenausstellung als ein Projektziel.“

Jede Klasse sucht einen Klimazeugen

Zehn Schulklassen arbeiten an diesem Projekt mit. Es werden Klimazeugen gesucht und genauer hinterfragt. Auf einer Stoffbahn dokumentieren die Jugendlichen ihre Ergebnisse und Erkenntnisse mit Texten und Fotos. Bei einer Ausstellung Ende des Jahres werden sie präsentiert. Für Stoff habe man sich laut Salmhofer wegen der Nachhaltigkeit entschieden. Es werden Bilder und Statements von Schülern und Lehrern gezeigt, die die Klimazeugen gefunden hätten.

Großglockner Pasterze Tafel mit Jahreszahl
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Tafeln zeigen den Stand des Eises in verschiedenen Jahren

Nicht nur die Pasterze ist ein Klimazeuge, die Auswahl der Klassen sei sehr vielfältig, so Salmhofer: „Es geht um Weinbau, es geht um Fledermäuse, Bauernkalender oder auch Äpfel. Die Schüler können sich ihre Klimazeugen selbst erarbeiten.“ Sie erzählen ihre Geschichte und arbeiten heraus, wie sich der Klimawandel auf ihren Klimazeugen auswirke.

Triglav und Pasterze im Vergleich

Das slowenische Gymnasium wählte als Klimazeugen die Pasterze. Sie haben ihre Stoffbahnen für die Ausstellung bereits fertiggestellt. Sie arbeiteten mit einem Gymnasium in Laibach zusammen, da das Projekt auch Länder übergreifend praktiziert werde, sagte Salmhofer: „Der größte, eigentlich nicht mehr existierende, Gletscher in Slowenien ist der Triglav. In Kärnten ist es die Pasterze. Das slowenische Gymnasium hat die Pasterze bearbeitet, ein slowenisches Gymnasium hat den Triglav bearbeitet.“ Dann wurden diese beiden Gletscher miteinander verglichen.

Die HBLA Pitzelstätten beispielsweise beschäftigte sich mit dem Bauernkalender. Salmhofer sagte, zuerst habe man gedacht, das sei ein komisches Projekt, aber wenn dann die Großmutter aus dem Lesachtal erzähle, wie früher das Wetter war, welche Probleme es gegeben habe, welche sie jetzt haben, werde den Schülern klargemacht, warum und welche Auswirkungen der Klimawandel habe.

Lärchen auf dem Gletscher

Um 600 Meter verlor die Pasterze seit dem Jahr 2005 an Länge. Alleine im letzten Jahr schrumpfte sie um 60 Meter. Natürlich ist das für jeden schon deutlich sichtbar. Die Gletscherzunge fließe nicht mehr, sie stehe und zerfalle in Einzelteile. Nach ein paar Jahren sei sie dann gestorben, sagte Salmhofer. Es bildete sich ein riesiger See. Am Ufer beginnen sich die Lärchen anzusiedeln, denn durch den Temperaturanstieg klettert auch die Baumgrenze Jahr für Jahr höher.

Schüler des BG Spittal vor der Pasterze
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Schüler des BG Spittal bei der Pasterze

Gletscher sehen anders aus

99 Schülerinnen und Schüler aus dem slowenischen Gymnasium, dem Ingeborg Bachmann Gymnasium, der CHS Villach und dem BG Spittal waren kürzlich für das Klimazeugenprojekt vor Ort. Auffällig war, dass kaum ein Schüler jemals dort war, so Salmhofer. Lena Klaura aus der 7. Klasse des Bachmann-Gymnasiums war zum ersten Mal auf der Pasterze. Es gab vor allem Geröll und kaum Schnee zu sehen, das sei ein Zeichen für den Klimawandel. Ihre Schulkollegin Chiara Jessenitschnig war bereits vor fünf Jahren bei der Pasterze und hat deshalb den Vergleich: „Ich war schockiert, in der Länge und Breite hat es sich verändert, es gibt viel mehr Wasser.“

Die Schülerinnen und Schüler wurden von Lehrerin Ingrid Huber begleitet, sie unterrichtet unter anderem Geographie am Bachmann-Gymnasium: „Mir ist die Umwelt sehr wichtig, ich glaube, dass gerade die Jugend sensibilisiert werden sollte für eine intakte und gesunde Umwelt.“

Wanderausstellung in Schulen

Mittlerweile sind zehn Projekte abgeschlossen und die Stoffbahnen fertiggestellt. Man arbeite an den Projekten weiter, das sei ein laufender Prozess. Die Ausstellung werde dann von Schule zu Schule wandern, so Salmhofer. Auch der Klimawandel ist ein laufender Prozess: „Wir wollen im Bildungssystem zeigen, dass es eine laufende Arbeit ist, dass die Schüler sich mit dem Klimawandel direkt identifizieren, wenn sie vor Ort die Auswirkungen sehen.“