Hand hindert bunte Domino Steine am Fallen
Andrey Popov – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Weit weniger Insolvenzen als normal

Die Zahl der Insolvenzen liegt heuer deutlich unter dem Durchschnitt vergangener Jahre. Viele Unternehmenspleiten werden durch die Coronavirus-Krise auf die lange Bank geschoben, hieß es am Montag vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV). Dadurch schwinde jedoch die Hoffnung auf Sanierungen und Erhalt von Arbeitsplätzen.

Wie in ganz Österreich greifen auch in Kärnten die staatlichen Maßnahmen. Dabei gehe es unter anderem um Stundungen von Verbindlichkeiten. Außerdem gebe es derzeit keine Insolvenzantragstellung von der öffentlichen Hand. Somit liege das Insolvenzaufkommen weit unter dem eines normalen Jahres. Seit dem Lockdown am 16.3.2020 wurden 53 Firmen – meist waren es Klein- und Mittelbetriebe – insolvent. Davon nannte rund jedes dritte Unternehmen die CoV-bedingten Maßnahmen als Insolvenzgründe. Die im heurigen Jahr eröffneten Großinsolvenzen waren kaum „coronavirus-bedingt“, hieß es vom AKV.

Weniger Insolvenzen, mehr Arbeitslose

Die Gesamtfirmeninsolvenzen, die eröffneten Verfahren sowie die mangels Masse abgewiesenen Verfahren, seien von 216 in den ersten drei Quartalen 2019 auf 170 Verfahren (-21,3 Prozent) zurückgegangen, hieß es vom AKV. Beim Landesgericht Klagenfurt seien bis Ende September 90 Firmeninsolvenzen eröffnet worden. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres seien es 110 (-18,8 Prozent) gewesen. Während sich die Passiva in den ersten drei Quartalen 2019 auf rund 66,5 Millionen Euro beliefen, zählen die Passiva in den ersten drei Quartalen 2020 rund 63,7 Millionen Euro.

Markant sei, dass heuer mehr Dienstnehmer als im Vorjahr von Insolvenzen betroffen seien, nämlich 464 heuer, gegenüber 389 Dienstnehmern im Jahr 2019. Da die CoV-Kurzarbeit insolventen Unternehmen nicht gewährt wird, mussten diese Unternehmen geschlossen werden. Daher gingen überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze verloren.

AKV fordert allmähliches Auslaufen der Hilfspakete

Viele Unternehmenspleiten würden durch die CoV-Maßnahmen nur auf die lange Bank geschoben. Der AKV fordert, „dass die pauschalen staatlichen Hilfspakete allmählich auslaufen sollten“. In diesem Zusammenhang könnte den regionalen öffentlichen Stellen mehr Entscheidungsfreiheit gegeben werden, um vor Ort und zeitnah Prüfungen vorzunehmen, inwieweit Stundungen zu gewährleisten und Insolvenzantragstellung bei Unternehmen notwendig sind, hieß es in der Aussendung des AKV.

Auch die Stundungs- und Steuerprivilegien könnten zielgerichteter gegenüber den Unternehmern eingesetzt werden. Die Realwirtschaft könnte dadurch vor höheren Forderungsausfällen bewahrt werden und die Liquidität des Staates würde nicht so stark beansprucht werden.

Anstieg der verschuldeten Haushalte erwartet

Bei den Privatkonkursen beträgt der Rückgang um 17,21 Prozent. Die Anzahl sank damit von 523 auf 433 eröffnete Privatinsolvenzen in den ersten drei Quartalen 2020. Diese Senkung sei ausschließlich auf den Lockdown und die Schließungen des Gerichtsbetriebes und der Schuldnerberatungsstellen von Mitte März bis Ende April 2020 zurückzuführen.

Die Passiva im Bereich der Privatinsolvenzen haben sich von 67,7 Millionen Euro auf rund 73 Millionen Euro im Jahr 2020 relativ stark erhöht, sagte der AKV. Daher sei auch die Durchschnittsverschuldung in Kärnten von 129.507 Euro auf 168.600 Euro gestiegen. Die hohe Arbeitslosenquote, die laut Einschätzung des AMS auch über 2021 erhalten bleibe, und die bevorstehenden Kündigungswellen lasse einen Anstieg der verschuldeten Haushalte
erwarten, hie es vom KSV. Der Bedarf an Schuldenregulierungen werde sich daher erhöhen.

Größte Insolvenzen

Die größten Konkurse, nach Passiva gerechnet, waren in den ersten drei Quartalen ein Privater Unternehmer in Radenthein (17,4 Millionen Euro), die Mandler GmbH (8,5 Millionen Euro) in Greifenburg und die Sun Valley-Privatstiftung (5,6 Millionen Euro) in Villach.

Die größten Konkurse, gemessen an den betroffenen Dienstnehmern waren die Firmen MKM Service GmbH mit 70 Mitarbeitern, die Bau Sztriberny GmbH in Reifnitz mit 48 Mitarbeitern und Mandler mit 44 Mitarbeitern.