Eingangsbereich Pflegeheim Welzenegg
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Gesundheit

Pflegeheim-Cluster: Kritik an Behörden

Die Kärntner Behörden beschäftigt derzeit vor allem der bisher größte Cluster in einem Klagenfurter Pflegeheim. Bis jetzt wurden insgesamt 74 Bewohner und Heimmitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Der Heimleiter kritisierte nun das Vorgehen der Behörden. Das Land spricht von Verzögerungen im System.

Der erste Fall wurde bereits vor zehn Tagen bekannt. Nach wie vor sind 117 Tests ausständig. Der Pflegeheimbetreiber Otto Scheiflinger kritisierte Sonntagmittag im ORF-Interview das Vorgehen der Behörden: „Ich würde mir erwarten, dass in einer Pflegeeinrichtung ein Testergebnis spätestens binnen 24 Stunden da wäre, damit der Pflegeheimbetreiber entsprechend reagieren kann. Wir haben von uns aus bei den ersten positiven Ergebnissen reagiert, haben abgesondert, haben eine eigene Abteilung für Infizierte aufgemacht, aber natürlich, es haben trotzdem über 60 Leute nicht gewusst, dass sie infiziert sind, und haben in unserem Haus gelebt.“

Pflegeheim: 100 Tests ausständig

Die Kärntner Behörden beschäftigt derzeit vor allem der bisher größte Cluster in einem Klagenfurter Pflegeheim. Bis jetzt wurden insgesamt 74 Bewohner und Heimmitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Der Heimleiter kritisiert nun das Vorgehen der Behörden.

Zum Teil seien auch demente Personen betroffen, diese könne man nicht einsperren, sagte Scheiflinger: „Die bewegen sich im Haus, und wenn man da nicht weiß, dass es eine positive Infektion gibt, ist man machtlos, und so verbreitet sich dann das Virus.“

Tagelang auf Ergebnisse gewartet

Man habe tagelang auf die Ergebnisse der ersten Testungen gewartet, diese seien nur zizerlweise gekommen, sagte Pflegedienstleiterin Monika Eberhard: „Die restlichen Ergebnisse haben wir verzögert bekommen. Das ist nicht in Ordnung. Denn in einem Bereich hat eine Mitarbeiterin am fünften Tag, wo sie ganz normal gearbeitet hat, weil sie symptomfrei war, das Testergebnis bekommen, dass sie positiv ist. Und das ist meines Erachtens keine feine Sache, das ist fahrlässig von der Behörde. Die Mitarbeiterin hat sich auch beschwert, sie hat ja auch Familie zu Hause, man steht unter Druck. Hier wäre es möglich gewesen, hätten die Behörden schneller gearbeitet, uns schneller die Testergebnisse übermittelt, dann hätten wir schneller das Ganze optimieren können.“

Dann habe man beschlossen, all jene, die zunächst negativ getestet wurden, noch einmal zu testen. „Uns ist zugesagt worden, dass wir das Ergebnis Samstagnachmittag erhalten.“ Bis Stand Sonntagnachmittag waren aber noch 117 Testergebnisse ausständig. Auf neuerliche telefonische Nachfrage habe man von der Gesundheitsbehörde die Auskunft erhalten, es ginge nicht schneller, man sei überlastet. Der Heimbetreiber habe nun Schnelltests organisiert.

Pflegeheim welzenegg
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In diesem Pflegeheim wurden bis jetzt 74 Personen positiv getestet

Bewohnern gehe es gut: Milde Krankheitsverläufe

Über den Gesundheitszustand der Heimbewohner sagte Eberhard, einige klagten über Kopfschmerzen, wiesen aber keine weiteren Symptome auf. Eine Bewohnerin musste am Samstag mit Beklemmungsgefühlen ins Krankenhaus gebracht werden. Ihr gehe es den Umständen entsprechend gut. Bei allen anderen Bewohnern gebe es keine Auffälligkeiten.

Man sei über die milden Krankheitsverläufe im Pflegeheim froh, sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst. Von den 74 Betroffenen seien 27 wieder genesen. Die Abstriche und Testungen seien akribisch in Abstimmung mit der Landessanitätsdirektion und der Gesundheitsbehörde geplant und durchgeführt worden.

Land: Verzögerungen im Meldesystem

Zur Kritik der Heimleitung sagte Kurath, die Übermittlung der Testergebnisse habe aufgrund von Verzögerungen im Epidemiologischen Meldesystem (EMS) länger gedauert: „Seitens der Behörde ist alles gemacht worden. Beim ersten Mal, also Freitag vor einer Woche, war es so, dass es bei einigen Tests deshalb länger gedauert hat weil es Verzögerungen im EMS-System, wo alle Verdachtsfälle eingetragen werden, gegeben hat. Also die Analyse-Institute haben die Ergebnisse eingetragen, die sind aber erst zehn bis zwölf Stunden später für die Behörde sichtbar geworden. Es hat sehr lange gedauert, weil viele Daten eingegeben wurden.“

In Kärnten können pro Tag mehr als 1.000 Tests und Analysen gemacht werden, so Kurath. Insgesamt gibt es in Kärnten derzeit 379 Infizierte, nach wie vor müssen zwölf Coronavirus-Patienten im Krankenhaus behandelt werden, zwei davon intensivmedizinisch.

FPÖ: Antigentests für Risikoeinrichtungen

Die Freiheitlichen forderten in einer Aussendung den verstärkten Einsatz der CoV-Antigentests in Risikoeinrichtungen: „Antigentests können schneller und vor Ort durchgeführt werden, daher sind sie ein effektives Mittel, um Pflege- und Gesundheitspersonal sowie die Besucher von sensiblen Einrichtungen zu testen“, so Klubobmann Gernot Darmann. Das Land Kärnten müsse gewährleisten, dass den Heimen genügend Schnelltests zur Verfügung gestellt werden können.

Erst am Wochenende kündigte das Land an, dass künftig mehr Schnelltests zum Einsatz kommen sollen – mehr dazu in CoV: Land setzt nun auf Schnelltests.