Frau vor Computerbildschirm Contact Tracing
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Chronik

Langzeitarbeitslose als Contact-Tracer

Die möglichst rasche Nachverfolgung von Infektionsketten, das Contact-Tracing, hat eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. 45 gut qualifizierte Langzeitarbeitslose helfen nun den Behörden, die bereits personell am Limit arbeiten.

Martin Mochar war lange im Bankwesen tätig und schloss ein Psychologiestudium ab. In monatelanger Jobsuche hörte der 56 Jahre alte Bleiburger oft, er sei überqualifiziert und zu teuer. Seit einem Monat arbeitet er nun in der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt-Land mit, um Kontaktpersonen von Coronavirus-Infizierten zu ermitteln.

„Auch schöne Momente“

Der Job ist stressig, sagte Mochar: „Wir arbeiten bis zu elf Stunden und haben das Gefühl, dass wir mit Schneeschaufeln gegen Lawinen kämpfen.“ Es gebe auch schöne Momente, wenn man etwa Kindern negative Testergebnisse mitteilen könne: „Ich habe mit einem Vater gesprochen, als ich ihm gesagt habe, dass das Kind wieder in die Schule gehen kann, hat man im Hintergrund Jubel gehört. Das Kind hat sich wirklich gefreut.“

Neben Mochar arbeiten bereits 14 andere Langzeitarbeitslose in der Kontaktverfolgung mit. Weitere 30 sollen kommende Woche eingeschult werden. Für die Unterstützung sei man dankbar, sagte der Bezirkshauptmann von Klagenfurt-Land, Johannes Leitner: „Sie leisten Überdurchschnittliches. 70 Überstunden in den ersten zwei Wochen pro Person.“

„Hoch motiviert und qualifiziert“

Das Arbeitsmarktservice (AMS) und das Land stellen für das Projekt gut zwei Millionen Euro zur Verfügung, um 45 Personen ein Jahr lang zu beschäftigen, sagte AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig. Man habe die Möglichkeit, älteren Personen für ein Jahr eine Chance zu geben. Sie können ihre Qualifikation zeigen.

Arbeitsmarktreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) sage, die Menschen seien hoch motiviert und qualifiziert. Sie können hier auch ihre Lebenserfahrung einbringen.

Auch Bundesheer und freie Dienstnehmern können helfen

Kärntenweit stehen künftig 153 Vollzeitkräfte für die Kontaktverfolgung zur Verfügung. Sollte das angesichts steigender Infektionszahlen nicht reichen, stellte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) weitere Unterstützung in Aussicht. Das Bundesheer habe bekanntgegeben, dass es bereit sei, auch zu unterstützen. Man sei auch bereit, über freie Dienstnehmer Mitarbeiter zu suchen. Diese Kräfte würden dann zentral beim Land organisiert, so Prettner, geeignete Räumlichkeiten seien schon gefunden.