Die Militärmusik Kärnten umrahmte den Festakt im Landhaushof, an dem neben den offiziellen Vertretern des Bundeslandes auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen teilnahm. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, aus heutiger Sicht sei der 10. Oktober etwas Einmaliges, etwas Einendes. Die Jahre, in denen Kärntner gegen Kärntner standen, nur wegen der Sprache, "haben wir überwunden“, sagte Kaiser.
Großer Zapfenstreich und Gedenkfeier
100 Jahre Kärntner Volksabstimmung
Gedenkfeier samt anschließendem Großen Zapfenstreich anlässlich 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung aus dem Landhaushof in Klagenfurt.
Landesrat Martin Gruber (ÖVP) sagte, die letzten Tage seien geprägt davon gewesen, all jener Kärntner zu gedenken, die in schwersten Zeiten die Geschicke des Landes gelenkt haben. „Es haben aber viel mehr Menschen Opfer gebracht, ihr Leben gelassen, sich für Kärnten eingesetzt, sie tauchen in keinem Geschichtsbuch auf. Ihrer müssen wir heute ganz besonders gedenken.“
Nach der Landeshymne gab es im Landhaushof den großen österreichischen Zapfenstreich, ein militärisches Zeremoniell, das großen Festtagen vorbehalten ist.
Bundespräsident traf Bischof vor der Feier
Vor der Feier traf der Kärntner Bischof Josef Marketz mit Bundespräsident Van der Bellen zusammen. Es war die erste Begegnung seit Amtsantritt von Marketz an der Spitze der Diözese Gurk-Klagenfurt. Im Zentrum des in überaus wertschätzender Atmosphäre stattfindenden Gesprächs, an dem auch der evangelische Superintendent Manfred Sauer teilnahm, stand das Zusammenleben der deutschsprachigen und slowenischsprachigen Volksgruppe und das ökumenische Zueinander der Kirchen in Kärnten.
Van der Bellen wie auch Marketz stimmten darin überein, dass man in Kärnten den Jahrestag der Volksabstimmung deutlich besser gemeinsam als noch vor wenigen Jahren begehen könne, zumal die einst konfliktreiche Atmosphäre heute von wechselseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt sei. Marketz hatte sich vor der Begegnung mit dem Bundespräsidenten im Rahmen der Jubiläumsfeiern einem freiwilligen Corona-Test unterzogen, um „Klarheit und Sicherheit betreffend einer möglichen Infektion zu haben“, wie die Diözese Gurk am Freitagnachmittag mitteilte – mehr dazu in Maßnahmen für Kindergärten in Völkermarkt.
Auftakt der Feierlichkeiten beim Herzogstuhl
Die Militärmusik Kärnten machte schon am Vormittag beim Herzogstuhl den Auftakt zu den Feierlichkeiten. Der Chor Ars Musica sang Kärntnerlieder, der Jugendchor Danica sang auf Slowenisch. Der Bürgermeister von Maria Saal, Anton Schmidt, erinnerte daran, dass vor 100 Jahren vor der Volksabstimmung, hier beim Herzogstuhl auf dem Zollfeld eine Kundgebung stattgefunden habe, wo sich Kärntner „deutscher und windischer Sprache“ getroffen haben und für Kärnten votiert haben.
„Da waren 50.000 Leute da, um zu manifestieren, dass Kärnten eine Einheit bleiben soll und dass wir weiter in Frieden zusammen leben können.“
Aus der gemeinsamen Geschichte lernen
Landeshauptmann Kaiser rief dazu auf, aus der gemeinsamen Geschichte zu lernen und zu verstehen. Kaiser erinnerte an die Bedeutung des Abwehrkampfes, ohne den die Volksabstimmung und Selbstbestimmung in Kärnten nicht möglich gewesen wären. Auch zahlreiche slowenischsprachige Landsleute hätten damals für den Verbleib Kärntens bei Österreich gestimmt. Nach Rückschlägen im Zusammenleben sei mit dem Ortstafelkompromiss das Fundament für eine vertrauensvolle, gemeinsame Entwicklung gelegt worden, sagte Kaiser.
„Wir haben alle erkannt, dass das, wofür viele der Groß- und Urgroßeltern damals militärisch, politisch und argumentativ gekämpft haben, nicht umsonst gewesen sein soll und dass das genau jene basis ist, auf der wir heute aufbauen.“ Und das sollte vor allem den Jungen Chancen bieten, sagte der Landeshauptmann.
Durch Geschichte die eigene Entwicklung verstehen
Landesrat Gruber rief dazu auf, Gedanken und Gedenken an die nächste Generation weiter geben. „Nur wenn wir in den Geschichtsbüchern blättern und uns mit der Vergangenheit beschäftigen, verstehen wir auch besser, wer wir sind und wohin wir uns entwickeln wollen.“
Gemeinsam vor die Ehrengäste traten dann der Obmann des Abwehrkämpferbundes, Norbert Hassler und der Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Valentin Inzko. „Kärnten hat eine gute Zukunft, viele Dinge haben sich geändert. Noch vor 20 bis 30 Jahren wäre so eine Feier wie heute denk-unmöglich gewesen“, sagte Inzko. Im Kameradschaftsbund lebe man vor allem im Dialog, sagte Hassler. „Der Dialog bedeutet die Zukunft und das Miteinander.“ Dann wurden Kränze niedergelegt und die Landeshymne gesungen, mit Mundnasenschutz.
Zukunftsweisendes Zeichen für den Frieden
Später, am Friedhof Klagenfurt Annabichl, wurde dann feierlich das renovierte Ehrenmal für die Opfer der beiden Weltkriege und des Abwehrkampfes enthüllt. Betreut wird das Ehrenmal vom Schwarzen Kreuz. Hier sprach auch Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ). „Diese neu renovierte Landesgedächtnisstätte soll nicht nur ein Mahnmal, sondern weiterhin ein wichtiges, zukunftsweisendes Zeichen für den Frieden sein.“
Auf der neuen Gedenktafel sind die Namen der gefallenen Abwehrkämpfer zu lesen. Sie wurde von Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer gemeinsam gesegnet.
Liveübertragung am Samstag ab 9.55 Uhr
Am Samstagvormittag findet im Klagenfurter Dom um 8.00 Uhr auf Einladung der Kärntner Landesregierung ein von Bischof Marketz und Superintendent Sauer geleiteter ökumenischer Gottesdienst mit den Spitzen des Landes statt. Ab 9.55 Uhr kommt es zum Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten, um 10.30 Uhr findet der Festakt im Wappensaal des Landhauses in Anwesenheit der Präsidenten von Österreich und Slowenien, Alexander Van der Bellen und Borut Pahor statt. Es wird ein historisches Ereignis, denn erstmals wird ein slowenischer Präsident an den Abstimmungs-Feierlichkeiten teilnehmen.
Die Feier findet unter höchsten Coronavirus-Sicherheitsvorkehrungen statt. 130 Gäste finden im Wappensaal Platz, weitere 120 werden den Festakt im Landhaushof via Videowall verfolgen. Die Bundesregierung ist mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und den Ministerinnen Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Susanne Rab (ÖVP) vertreten, Bundeskanzler Sebastian Kurz selbst wird nicht anwesend sein.
ORF 2 und kaernten.orf.at wird diesen Festakt in einer Live-Sondersendung ab 9.55 Uhr österreichweit ausstrahlen. Erste Eindrücke von den Feierlichkeiten gibt es als Livestream bereits ab 9.45 Uhr – mehr dazu in Feiern zur Volksabstimmung live.
Gemeinsames Programm der Präsidenten am Nachmittag
Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird noch vor dem Festakt zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Borut Pahor zusammentreffen. Am Nachmittag wird im Foyer der Landesregierung eine Lichtskulptur von Tomas Hoke enthüllt, anschließend besuchen die beiden Präsidenten das Slomsek-Haus der Hermagoras in Klagenfurt.