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Chronik

Trotz Verbots Käfigeier im Handel

Obwohl Österreich das einzige EU-Mitgliedsland ist, das die Käfighaltung gänzlich verbietet, landen Käfigeier hierzulande weiterhin auf den Tellern – zum Beispiel in verarbeiteten Lebensmitteln.

Aus Anlass des Welt-Ei-Tags am Freitag hat die Landwirtschaftskammer auf ein seit Jahren ungelöstes Problem in Sachen Tierhaltung gewiesen. Die herkömmliche Käfighaltung wurde in Österreich 2008 verboten, die Übergangsfrist für ausgestaltete Käfige endete am 1. Jänner 2020. Damit sollte Österreich zu 100 Prozent käfigfrei sein, doch eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung auf verarbeiteten Lebensmitteln fehlt. Laut Bauernzeitung werden täglich etwa 1,7 Millionen Eier nach Österreich importiert. Schalen-Eier und Ei-Produkte zusammengerechnet.

LWK: Industrie will möglichst viel Freiheit bei Einkauf

Dahinter stecke die Lobby der verarbeitenden Industrie, sagte Hans Mikl, der Kammeramtsdirektor in der Landwirtschaftskammer (LWK). „Der verarbeitenden Industrie macht es immer große Arbeit, alles drauf zuschreiben, was drinnen ist und vor allem wo es herkommt. Im Grunde ist die verarbeitende Industrie europaweit daran interessiert, dass man drauf schreibt ‚Herkunft EU‘ oder ‚Herkunft nicht EU‘, weil dann ist die Industrie frei bei der Besorgung der Grundstoffe.“

Damit könnten die Industriebetriebe dann in jedem Land kaufen, sagte Mikl. „Und sie kann dort kaufen, wo es am billigsten ist, wo sie es am schnellsten und am günstigsten bekommen. Das ist der wahre Hintergrund. Da wird im Hintergrund ganz massiv lobbyiert, damit man möglichst wenig drauf schreiben muss, wo die Sachen her sind, damit man möglichst viel Freiheit hat, wo man es einkauft.“

Anonyme Käfigeier in 800 Lebensmitteln

Die anonymen Käfigeier landen in nicht weniger als 800 Lebensmitteln des täglichen Bedarfs, von Nudeln bis hin zu Backwaren. Vor allem Gastronomie und Großküchen verwenden importiertes Flüssig-Ei. Der Gast bekommt gar nicht mit, dass er mit seinem Gericht auch das Tierleid mitbezahlt. Die Landwirtschaftskammer fordert, dass auf den Produkten auch Kärnten steht, wenn es aus Kärnten kommt. „Wir hätten gerne, dass überall oben stehen muss, wo die Dinge herkommen, die wir zu essen bekommen“, sagte Mikl.

Flüssig-Ei kommt nicht nur aus EU-Ländern nach Österreich sondern – über Umwege – auch aus Indien und Argentinien, wo es die alte Käfighaltung noch gibt. Dort bekommt eine Legehenne weniger Platz zum Leben als auf ein A4-Blatt passt. Die EU erlaubt die alte Käfighaltung zwar nicht mehr, aber auch in „ausgestalteten“ Käfigen kommen immer noch 13 Hennen auf einen Quadratmeter, das entspricht pro Henne rund 1,2 A4-Blättern.

Forderung: Bewusste Kaufentscheidung ermöglichen

Würden auch verarbeitete Eier gekennzeichnet – etwa auf Speisekarten – könnte der Konsument entscheiden, ob er so etwas essen will oder nicht. Man müsse dem Konsumenten die Möglichkeit bieten, selbst zu entscheiden, woher die Produkte kommen, die er will, sagte Mikl. „Das betrifft auch die Haltungsform und das ist noch lange nicht der Fall.“ Nur wenn bewusste Kaufentscheidungen ermöglicht werden, könne sich etwas ändern, sagte Mikl.

EU-weit beste Co2-Bilanz für heimische Eier

Kärnten hat im Vergleich zu den anderen Bundesländern einen relativ hohen Anteil an Biohennen, laut Landwirtschaftskammer sind es 30 Prozent. 23 Prozent der Hennen werden in Freilandhaltung gehalten und 47 Prozent in Bodenhaltung.

Die 517.440 Kärntner Legehühner sind beim Tiergesundheitsdienst registriert, sie unterliegen strengen haltungstechnischen und hygienischen Kontrollen. „Regional ist besser“ gilt auch in Sachen Co2-Bilanz. Heimische Eier weisen mit zwei Kilogramm Co2-Äquivalente den EU-weit besten Wert auf.