Ausstellung über Volksabstimmung in slowenischem Museum
ORF
ORF
Chronik

Serben und Volksabstimmung in Kärnten

Heuer feiert Kärnten am 10. Oktober 100 Jahre Volksabstimmung. Der Abstimmung ging ein Abwehrkampf gegen die SHS-Trupppen des Königreichs der Serben Kroaten und Slowenen voraus. Das Misstrauen besonders gegen die Serben war groß, sie taten nicht viel, um die Bevölkerung für sich zu gewinnen.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden auch durch den Zerfall der Habsburger Monarchie viele neue Staaten in Europa. Dass sich in Unterkärnten auch eine Mehrheit der slowenischsprachigen Bevölkerung bei der Volksabstimmung für den Verbleib bei Kärnten entschied, hat vielfältige Gründe. Ein Faktor war auch die Rolle, die serbische Truppen bei der Besetzung Kärntens durch südslawische Einheiten in den Jahren 1919 und 1920 spielten.

Aufschrift auf Plakat Mutter stimme nicht für Jugoslawien da ich sonst für König Peter einrücken muss
ORF
„Mutter, stimmen Sie nicht für Jugoslawien, da ich sonst für König Peter einrücken muss.“

Misstrauen gegen Serben in Kärnten

Ihre Bedeutung spiegelt auch die Kampagne wider, die vor der Abstimmung mit Flugschriften und Ansichtskarten geführt wurde. Dazu gibt es auch in Museen und Archiven von Laibach über Marburg bis Belgrad Dokumente. Der Kampf wurde mit allen Mitteln der Propaganda geführt, die vor 100 Jahren vorhanden waren. 60 Prozent der Stimmberechtigten waren Frauen. Sie sollten ihre Söhne nicht für den serbischen König in den Krieg ziehen lassen. Serbische Soldaten waren bei der Besetzung Kärntens im Einsatz und wirkten kontraproduktiv für die eigene Sache.

Dragan Matic, Archivar im Staatsarchiv in Laibach, sagte: „Die serbischen Einheiten erwiesen sich als nicht gerade gut, weil sie Gefangene oder Geiseln nahmen. Die schlechte Erfahrung mit den serbischen Truppen setzte sich später auch in der Zone A fort wo sie eine Besatzungsmacht waren. Über sie beschwerte sich die lokale Bevölkerung. Sie verstanden einander nicht und es kam keine Verbindung zustande. Dieses Misstrauen gegenüber den Serben spielte eine große Rolle bei der Abstimmung.“

Plakat in slowenischem Museum
ORF
Aufruf an die Kärntner

Repressalien gegen Zivilisten

Auch Martin Wutte schildert in seinem 1922 erschienenen Buch die Leiden der lokalen Bevölkerung unter den südslawischen Truppen, denen auch Serben angehörten. Dazu zählte etwa die Androhung von Repressalien gegen Zivilisten. Dementsprechend spielte der serbische Faktor auch Kampf um die Stimmen eine Rolle. Aus der Wahlurne blickt ein Serbe mit der typischen Kopfbedeckung, in Spottversen wird auf den Serben verwiesen, der als „Tschusch“ bezeichnet wird.

Serben rechneten mit klarem Sieg

In Belgrad finden sich im „Archiv Jugoslawien“ Dokumente zur geplanten Grenzziehung im Klagenfurter Becken. Gerechnet wurde mit einem klaren Sieg für den Anschluss. Am 10. Oktober 1920 stand ein Bericht über das Plebiszit auf der Titelseite der serbischen Tageszeitung „Politika“. Als das Ergebnis bekannt wurde, gab es nur mehr Berichte im Blattinneren. Auch der serbische Faktor leistete zweifellos seinen Beitrag zur Niederlage der Anschlussbefürworter.

Der ORF Kärnten widmet dem Jubiläum ein Österreichbild und überträgt die Festakte am 9. und 10. Oktober live.