Botanischer Garten Klagenfurt von oben gesehen
ORF/Petra Haas
ORF/Petra Haas
Freizeit

Exotische Pflanzen vor dem „Winterschlaf“

Besucher können im Botanischen Garten in Klagenfurt die Pflanzenwelt Kärntens durchwandern, ergänzt durch Besonderheiten aus aller Welt. Der Botaniker Felix Schlatti gibt Einblick, wie Herbstzeitlose, japanische Faserbanane oder die manschurische Marille eingewintert werden.

Der Herbst ist für die Mitarbeiter des Botanischen Gartens nicht unbedingt die ruhigste Zeit: Winterschutz muss aufgebaut werden und viele Pflanzen werden abtransportiert, andere werden zurückgeschnitten. „Es ist im Herbst genau so viel Arbeit wie während der anderen Jahreszeiten“, sagte Schlatti.

Große Kübelpflanzen werden umquartiert

Gerade weil viele der nun im Botanischen Garten beheimateten Pflanzen aus anderen Teilen der Erde kommen, ist es für sie schwer, mit den klimatischen Bedingungen des Winters hierzulande klarzukommen. Sie brauchen speziellen Schutz vor Wind, Regen und Schnee, so der Experte: „Die einfachste Methode, die wir hier anwenden, ist, dass wir sie in ein Winterquartier tragen. Große Kübelpflanzen müssen mit großem Aufwand dorthin geschleppt werden. Derzeit sind wir dabei, die Wüstenpflanzen abzutrocknen und in ihr Winterquartier zu bringen.“

Ausgepflanzte Pflanzen, die also nicht irgendwohin getragen werden können, müssen speziell geschützt werden. „Das kann mit einem Haufen Laub passieren, der die Pflanzen vor Winterfrösten schützt. Teilweise wird auch ein großer Kasten um sie herum gebaut und mit Stroh gefüllt. Zusätzlich wird über sie ein Dach gebaut“, sagt Schlatti.

Magnolia Obovata Knospe
Knospe der Honoki Magnolie

Zapfenfrüchte der Honoki Magnolie locken Vögel an

Ein großer japanischer Baum, die Honoki Magnolie, befindet sich derzeit im Fruchtzustand: „Die Früchte sehen aus wie knallrote Zapfen. Sie sind aber im Gegensatz zu den Zapfen einer Fichte fleischig. Sie sind strukturiert, man sieht also Felder darauf. Hinter jedem dieser Felder verbirgt sich ein roter Samen. Wenn die Früchte richtig reif sind hängen die Samen aus den Früchten heraus und sind dann für Vögel besonders attraktiv. Sie fressen die heraushängenden Samen. Auf diese Art und Weise werden sie dann verbreitet.“

In Hausgärten sind Bäume dieser Art nicht anzutreffen. „Die Honoki Magnolie ist ein sehr großer Baum. Er wird in seiner Heimat, auf der Insel Hokkaido im nördlichen Japan, bis zu 30 Meter hoch, also fast so wie unsere heimischen Waldbäume. Er wächst auch ähnlich schnell“. Diese Bäume sind vollständig frosthart und passen gut in das Klima hierzulande.

„Man könnte sie durchaus auch in einen großen Garten pflanzen. Allerdings blühen sie nicht so wie andere Magnolien vor dem Laubaustrieb. Wenn man also eine Magnolie pflanzt, um eine besonders schöne Blüte zu sehen, ist dies nicht der ideale Baum. Er blüht nämlich erst nach dem Laubaustrieb. Das heißt, die Blüten gehen unter den großen Blättern fast ein bisschen unter.“

Faserbananen bekommen „Winterhaus“

Ebenfalls „winterfit“ gemacht werden müssen die Bananenstauden im Botanischen Garten. „Den Stamm sieht man nur dann, wenn die Banane zur Blüte gelangt. Derzeit sind zwei Blütenstände zu sehen. Man sieht dann am oberen Ende der Blätter den Stamm herausragen. Dann erscheinen weibliche Blüten, die jetzt schon im Fruchtzustand sind. An der Spitze des Blütenstandes gibt es dann mehrere Kränze männlicher Blüten.“

Die japanische Faserbanane ist – obwohl sie ein paar Minusgrade aushält – nicht winterhart, erklärt Schlatti: „Wir bauen um diese doch relativ große Pflanze ein Drahtgestell, schneiden die Pflanze dann auf etwa zwei Meter zurück, füllen das Drahtgestell mit Stroh und bauen ihr noch ein Dach. In diesem Zustand kommt sie dann über den Winter.“

Faserbanane
Pixabay
Die japanische Faserbanane

Mandschurische Marille zeigt sich schon in Herbstfarben

Im Zentralasienquartier des Botanischen Gartens in Klagenfurt verfärbt sich die mandschurische Marille gerade, die ursprünglich im nördlichen China oder im östlichen Russland heimisch ist. "Das ist eine Klimazone, wo es noch kälter ist als hierzulande und wo der Herbst früher einsetzt. Deshalb zeigt dieser Baum schon jetzt eine deutlichere Herbstfärbung als die heimischen Bäume. „Es werden in den nächsten Wochen an allen Ecken und Enden im Botanischen Garten Herbstfärbungen zu sehen.“

Laubwurf ermöglicht Pflanzen das Überwintern

Nach der Verfärbung verlieren viele Bäume ihr Blätterkleid. „Das hilft den Bäumen über den Winter, weil sie sich zu dieser Jahreszeit schwer tun würden, genügend Wasser aus dem Boden zu bekommen, um ihre Blätter zu versorgen. Es ist für sie besser, sie einfach fallen zu lassen.“

Die unbelaubten Bäume sind auch besser vor schwerer Schneelast geschützt. Der Laubwurf bietet den Bäumen außerdem die Möglichkeit, Umweltgifte oder überschüssigen Kalk aus den Blättern loszuwerden: "Dazu sind verschiedene chemische Umwandlungen nötig. Der grüne Blattfarbstoff, das Chlorophyll, wird abgebaut, in seine Einzelteile zerlegt und in anderen Teilen der Pflanze eingelagert, um zu überwintern.

„Die gelben und roten Farbpigmente, die jetzt sichtbar werden, sind zwar auch schon im Sommer vorhanden. Das Grüne ist aber so kräftig, dass man die anderen Farben sonst nicht sieht“, so Schlatti.

Herbstzeitlose
Pixabay
Die Herbstzeitlose hat ihren eigenen Rhythmus

Herbstzeitlose macht ihrem Namen alle Ehre

Auf einer Wiese neben dem Teich des Botanischen Gartens befindet sich die Herbstzeitlose, die in Kärnten heimisch ist. Um diese Jahreszeit blüht sie vielfach in den Karawanken.

Man sieht derzeit aber nur einen Teil der Blüte und keine Blätter und keinen Stamm, sondern nur den oberen Teil der Blüte. Diese Pflanzen werden von Insekten bestäubt, über den Winter dann befruchtet – da wächst also der Pollenschlauch von den Narben bis hinunter zu den Samenanlagen, die sich im Boden befinden. Bereits im Spätwinter entwickeln sich die jungen Früchte noch im Boden und dann im März, wenn die Pflanzen austreiben, sehen wir eine Rosette aus Blättern, in deren Mitte bereits eine junge Kapselfrucht ausreift", so der Botaniker.

Zwei Phasen – zwei Looks

Die Pflanze hat zwei Phasen, in denen sie völlig anders aussieht: „Im Herbst die Blüte, im Frühling die Frucht. Sie sieht völlig anders aus, fast wie aus der Zeit gerutscht.“

Der Botanische Garten ist zu jeder Jahreszeit ein Platz, der sich immer in einem anderen „Gewand“ zeigt. Der Eintritt ist ganzjährig kostenlos möglich. Die Öffnungszeiten sind von Oktober bis April von Montag bis Donnerstag von 10.00 bis 16.00 Uhr; feiertags und bei Schneedecke bleibt der Botanische Garten geschlossen.