Schloss Thürn inmitten von Weingärten
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Heidi Goess-Horten kauft Schloss Thürn

Die Wörthersee-Milliardärin Heidi Goess-Horten hat das idyllisch gelegene Schloss Thürn hoch über dem Lavanttal gekauft. Was sie damit vorhat, bleibt vorerst ein Rätsel. Seit Jahren suchte der Besitzer bereits einen Käufer. Während der Coronavirus-Krise gab es einige Interessenten.

In den vergangenen Jahren bewohnten RHI-Magnesitwerke-Gründer Hellmut Longin und seine Familie das Schloss. Aus Altersgründen suchte der Industrielle einen neuen Käufer. Ab Ostern besichtigten viele Interessenten das Anwesen, sagte Immobilienmakler Gerhard Dorner. Es sei aber schwer gewesen, das Schloss zu verkaufen, da man es nicht gewerblich nutzen könne, sondern nur als Wohnsitz. So sei die Benutzung zum Beispiel als Bordell nicht infrage gekommen, sagte Dorner. Das gibt es bereits im Schloss Freyenthurn in Klagenfurt.

Neues Konzept wird erarbeitet

Der Immobilienmakler wickelte den Kauf für Milliardärin Heidi Goess-Horten seit Monaten ab. Der Kaufpreis bleibt geheim, vor drei Jahren wurde aber ein Preis von rund drei Millionen Euro genannt. Goess-Horten habe das Schloss selbst besichtigt, ob sie aber auf Schloss Thürn wohnen wird, wollte Dorner gegenüber dem ORF nicht sagen.

Es werde derzeit an einem umfassenden Konzept für das Schloss samt Anwesen gearbeitet. Dazu gehören auch Weinberge, die zuletzt von Erwin Gartner bewirtschaftet wurden. Ob und wie das Weingut Gartner in die künftigen Pläne eingebunden wird, werde derzeit noch verhandelt, heißt es. Von der Horten Stiftung gebe es aber Bestrebungen, weiterhin Wein an den Hängen von Schloss Thürn anzubauen.

Am Anfang war ein Turm

Das Schloss ist weithin sichtbar und steht am Osthang der Saualpe westlich von Siegelsdorf in der Gemeinde Wolfsberg. Es bietet einen freien Blick von den Ausläufern der Seetaleralpen über die Koralpe bis zu den östlichen Ausläufern der Karawanken und der Saualpe.

Das heutige Schloss entstand aus einem wehrhaften Turm. Er dürfte ein Vorwerk der ca. zwei Kilometer weiter oben gelegenen Burg Reisberg gewesen sein. Im Obergeschoß befindet sich eine kleine Kapelle mit im Jahr 1999 freigelegten Fresken. Sie sind durch eine Verglasung geschützt und stammen aus der Zeit Ende des 15. Jahrhunderts.

Viele Besitzer im Laufe der Jahrhunderte

Urkundlich erwähnt wurde ein Wehrbau erstmals im Jahr 1243. Er befand sich im Besitz des Wülfing von dem Thurn. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts befand sich Thürn im Besitz der Herren von Reisberg, die es an die Herren von Eibiswald verkauften. Amelreich von Eibiswald wurde in den Freiherrenstand erhoben und ließ als Zeichen seiner neuen Würde zwischen 1578 und 1590 die Burg umfassend erweitern und modernisieren.

Seine Enkelin und Erbin Maria-Eleonore heiratete Wilhelm Otto Graf von Schrattenbach. Er verkaufte die Herrschaft 1675 dem Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Khuenburg, der sie vier Jahre später dem Bistum Lavant übergab. 1835 rettete Bischof Ignaz Franz Zimmermann das bereits einsturzgefährdete Schloss durch eine umfassende Restaurierung vor dem Untergang. Als 1859 das Bistum Lavant von St. Andrä nach Marburg verlegt wurde, zogen die Jesuiten in die frei gewordene bischöfliche Residenz in St. Andrä ein. 1922 ging es in bürgerliche Hände über und wurde dann von der Familie Knoch gekauft und in das Gut Thürn einverleibt.

Schlossverkauf in Seltenheim möglich

Auch in den möglichen Schlossverkauf in Seltenheim bei Klagenfurt soll nun wieder Schwung kommen. Besitzer Walter Moser will allerdings keine Stellungnahme dazu abgeben, es handle sich um eine reine Privatangelegenheit, die in den Medien nichts verloren habe.