Bergsteiger, die den höchsten Berg Österreichs erklimmen, finden nun im ebenfalls am höchsten gelegenen Biwak des Landes am Großglockner im Notfall Schutz und Sicherheit. Die bisherige Biwak-Schachtel, die seit 1957 ganz in der Nähe des jetzigen Objekts stand, sei zu klein geworden und sanierungsbedürftig gewesen, sagte Peter Kapelari vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) im Gespräch mit der APA.
Schimmel im alten Biwak
Probleme habe es beim alten Biwak vor allem durch Verletzungen der Aluminiumhaut gegeben, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden seien, skizzierte der Leiter der Alpenverein-Abteilung für Hütten, Wege und Kartographie die bis zur Neuerrichtung bestehende Situation. „Außerdem waren die Betten dort zum Teil von Schimmel befallen“, schilderte er die zuvor herrschenden Zustände im Biwak.
Sicherer Aufenthalt für in Bergnot Geratene
Bereits seit einigen Jahren hätten Bergführer darauf gedrängt, die Schachtel zu erneuern. „Eine Biwak-Schachtel ist schließlich hochgradig sicherheitsrelevant, etwa als Zwischenstation bei einer Besteigung oder als sicherer Hafen in dem man auf die Bergrettung wartet“, erklärte Kapelari. Man sei schließlich etwa mit Steinschlag konfrontiert.
Form wird vom Wind stets frei geweht
Das neue Biwak – ein Polybiwak nach dem Modell von Helmut Ohnmacht, das durch seine Form vom Wind stets freigeweht wird – wurde schließlich unter der Leitung dessen Sohnes Ralf am Großglockner installiert. Es gab Herausforderungen, etwa bei der Suche nach der richtigen Stelle für das Biwak. „Poröse Felsen haben uns diese deutlich erschwert“, berichtete Kapelari. In der Nähe des alten Biwaks sei man schließlich hinsichtlich des optimalen Standortes fündig geworden.
Dort steht mittlerweile eine so gut wie fertiggestellte Biwak-Schachtel in Oktagon-Form, die im Normalfall 15 und im Notfall bis zu 25 Menschen Platz bietet. Insgesamt schlägt sie mit einem Budget von 85.000 Euro zu Buche. „Das ging aber nur, weil viel Idealismus, zum Teil unentgeltliche Arbeit und Herzblut drinnen stecken“, stellte Kapelari klar.
Komfort für Alpinisten deutlich höher
Schimmelbildung gehört laut Kapelari in diesem nunmehr der Vergangenheit an. „Durch das Lüftungskonzept ist es in der Schachtel immer trocken“, erläuterte er. Auch sonst sei der Komfort für Alpinisten jetzt deutlich höher: „Es gibt vier Fenster, einen Tisch und eine Bank und ein kleines Kästchen für den Gaskocher.“ Zudem biete das jetzige Bauwerk absolute Dichte und es ziehe somit nicht.
Besonders wichtig bei der neuen Biwak-Schachtel, deren vorgefertigte Teile Stück für Stück vom Hubschrauber auf den Glockner gebracht wurden, war auch ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck. „Von der Schachtel kommen keinerlei Emissionen“, stellte Kapelari klar. Das Objekt, das inmitten eines Naturschutzgebietes steht, könne zudem, wenn gewollt, ohne jegliche Spuren wieder entfernt werden. Auch optisch stelle das Bauwerk keinen wirklichen Eingriff in die Naturlandschaft dar: „Durch die Verwitterung wird der Aluminium-Baukörper über die Zeit ergrauen“.
Keine Angst vor Partytouristen
Trotz eindrucksvoller Optik und exponierter Lage hat Kapelari übrigens keine Angst vor Biwak-Partytouristen. „Nach fünf Stunden Aufstieg sei jedem die mitgebrachte Flasche Wein gegönnt, sofern er sie wieder mit nimmt“, sagte Kapelari lachend. Auch Pärchen auf der Suche nach romantischen Plätzen seien grundsätzlich willkommen. Durch den „extrem Zustieg“ werde sich die Biwak-Zielgruppe aber wohl eher auf Gipfelstürmer auf Zwischenstation konzentrieren, war sich Kapelari sicher.