Das neue Biwak am Glockner
APA/Alpenverein/Fabio Keck
APA/Alpenverein/Fabio Keck
Chronik

Neues Biwak für Sicherheit am Glockner

Das alte Biwak auf dem Großglockner ist sanierungsbedürftig geworden. Um Bergsteigern wieder Schutz und Sicherheit zu bieten, vor allem im Notfall, errichtete der Alpenverein nun eine neue Biwak-Schachtel in 3.205 Meter Seehöhe. Das Baumaterial wurde vom Hubschrauber auf den Berg transportiert.

Bergsteiger, die den höchsten Berg Österreichs erklimmen, finden nun im ebenfalls am höchsten gelegenen Biwak des Landes am Großglockner im Notfall Schutz und Sicherheit. Die bisherige Biwak-Schachtel, die seit 1957 ganz in der Nähe des jetzigen Objekts stand, sei zu klein geworden und sanierungsbedürftig gewesen, sagte Peter Kapelari vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) im Gespräch mit der APA.

Gerüst neben Biwak am Fels
Fabio Keck/Bergkult Productions
Dia alte Biwak-Schachtel war sanierungsbedürftig

Schimmel im alten Biwak

Probleme habe es beim alten Biwak vor allem durch Verletzungen der Aluminiumhaut gegeben, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden seien, skizzierte der Leiter der Alpenverein-Abteilung für Hütten, Wege und Kartographie die bis zur Neuerrichtung bestehende Situation. „Außerdem waren die Betten dort zum Teil von Schimmel befallen“, schilderte er die zuvor herrschenden Zustände im Biwak.

Hubschrauber steht zwischen Material
Fabio Keck/Bergkult Productions
Vom Hubschrauber wurde die neue Biwak-Schachtel Stück für Stück auf den Großglockner gebracht

Sicherer Aufenthalt für in Bergnot Geratene

Bereits seit einigen Jahren hätten Bergführer darauf gedrängt, die Schachtel zu erneuern. „Eine Biwak-Schachtel ist schließlich hochgradig sicherheitsrelevant, etwa als Zwischenstation bei einer Besteigung oder als sicherer Hafen in dem man auf die Bergrettung wartet“, erklärte Kapelari. Man sei schließlich etwa mit Steinschlag konfrontiert.

Das neue Biwak
Fabio Keck/Bergkult Productions
Neue Biwak-Schachtel in Form eines Oktagons, eines Achtecks

Form wird vom Wind stets frei geweht

Das neue Biwak – ein Polybiwak nach dem Modell von Helmut Ohnmacht, das durch seine Form vom Wind stets freigeweht wird – wurde schließlich unter der Leitung dessen Sohnes Ralf am Großglockner installiert. Es gab Herausforderungen, etwa bei der Suche nach der richtigen Stelle für das Biwak. „Poröse Felsen haben uns diese deutlich erschwert“, berichtete Kapelari. In der Nähe des alten Biwaks sei man schließlich hinsichtlich des optimalen Standortes fündig geworden.

Dort steht mittlerweile eine so gut wie fertiggestellte Biwak-Schachtel in Oktagon-Form, die im Normalfall 15 und im Notfall bis zu 25 Menschen Platz bietet. Insgesamt schlägt sie mit einem Budget von 85.000 Euro zu Buche. „Das ging aber nur, weil viel Idealismus, zum Teil unentgeltliche Arbeit und Herzblut drinnen stecken“, stellte Kapelari klar.

Gerüst neben Biwak am Fels
Fabio Keck/Bergkult Productions
Das Gestell für das neue Biwak im Hochgebirge

Komfort für Alpinisten deutlich höher

Schimmelbildung gehört laut Kapelari in diesem nunmehr der Vergangenheit an. „Durch das Lüftungskonzept ist es in der Schachtel immer trocken“, erläuterte er. Auch sonst sei der Komfort für Alpinisten jetzt deutlich höher: „Es gibt vier Fenster, einen Tisch und eine Bank und ein kleines Kästchen für den Gaskocher.“ Zudem biete das jetzige Bauwerk absolute Dichte und es ziehe somit nicht.

Besonders wichtig bei der neuen Biwak-Schachtel, deren vorgefertigte Teile Stück für Stück vom Hubschrauber auf den Glockner gebracht wurden, war auch ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck. „Von der Schachtel kommen keinerlei Emissionen“, stellte Kapelari klar. Das Objekt, das inmitten eines Naturschutzgebietes steht, könne zudem, wenn gewollt, ohne jegliche Spuren wieder entfernt werden. Auch optisch stelle das Bauwerk keinen wirklichen Eingriff in die Naturlandschaft dar: „Durch die Verwitterung wird der Aluminium-Baukörper über die Zeit ergrauen“.

Das neue Biwak
Fabio Keck/Bergkult Productions

Keine Angst vor Partytouristen

Trotz eindrucksvoller Optik und exponierter Lage hat Kapelari übrigens keine Angst vor Biwak-Partytouristen. „Nach fünf Stunden Aufstieg sei jedem die mitgebrachte Flasche Wein gegönnt, sofern er sie wieder mit nimmt“, sagte Kapelari lachend. Auch Pärchen auf der Suche nach romantischen Plätzen seien grundsätzlich willkommen. Durch den „extrem Zustieg“ werde sich die Biwak-Zielgruppe aber wohl eher auf Gipfelstürmer auf Zwischenstation konzentrieren, war sich Kapelari sicher.