Die bestehende Steam-Reforming-Wasserstoffanlage der TIAG
Treibacher Industrie AG
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Wirtschaft

Treibacher will auf Erdgas verzichten

Die Treibacher Industrie AG (TIAG) in Althofen will Wasserstoff künftig nicht mehr aus Erdgas herstellen, sondern mittels Elektrolyse aus Wasser. Die KELAG will eine Photovoltaik-Anlage bauen, die einen Teil des benötigten Stroms dafür produziert, vorausgesetzt, dass Förderungen fließen.

Vier Millionen Kubikmeter Erdgas braucht die TIAG jährlich zur Wasserstoff-Herstellung. Dieser wird für die Produktion von Vanadiumoxid und Wolframpulver eingesetzt, die in der Stahlerzeugung gebraucht werden. „In diesen Bereichen möchten wir auf Erdgas verzichten und grünen Wasserstoff herstellen“, sagte Vorstand Rainer Schmidtmayer. Der Strom soll künftig durch Photovoltaik gewonnen werden. Man rede hier nicht von ferner Zukunftsmusik, sondern von einer konkreten industriellen Anwendung. 1,8 Millionen Kubikmeter Erdgas will die TIAG künftig einsparen, das ist soviel, als würde die ganze Stadt Althofen mit Erdgas heizen.

KNG-Geschäftsführer Draxler, TIAG-Vorstand Schmidtmayer und Kelag-Vorstand Freitag (v.l.n.r.)
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KNG-Geschäftsführer Reinhard Draxler, TIAG-Vorstand Rainer Schmidtmayer und Kelag-Vorstand Manfred Freitag vor der bestehende Steam-Reforming-Wasserstoffanlage der TIAG

Drei Hektar für Photovoltaik

Die KELAG möchte auf der Reststoffdeponie der TIAG drei Hektar Grund für den Bau einer Solaranlage verwenden. In der ersten Ausbaustufe würden drei Millionen Kilowattstunden erzeugt werden. KELAG-Vorstand Manfred Freitag: „Das Gelände erfüllt die strengen Anforderungen, die in Kärnten für Photovoltaik-Flächen gelten.“ Es könnten auch noch weitere Flächen mit PV-Anlagen versehen werden, laut Freitag wären zehn Hektar möglich.

Damit die geplante Elektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff optimal funktioniert und die Anlage effizient betrieben werden kann, ist ein stabiles Stromnetz notwendig. „Technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist es, die Elektrolyse aus dem Netz verlässlich mit Strom aus erneuerbarer Energie zu versorgen“, sagte Reinhard Draxler, Ge- schäftsführer der Kärnten Netz (KNG). „Wie unser Netz, muss die Elektrolyse rund um die Uhr funktionieren, an 8.760 Stunden pro Jahr."

Projekt braucht Förderung und billigen Strom

„Damit wir die Elektrolyse für die Wasserstofferzeugung verwirklichen können, müssen zwei wesentliche Rahmenbedingungen erfüllt sein“, sagt Schmidtmayer. „Wir benötigen eine In- vestitionsförderung für den Bau der Anlage. Außerdem benötigen wir angepasste Netztarife und die Befreiung von den Ökostromabgaben und von der Elektrizitätsabgabe. Hier ist die Politik gefordert.“ Nur so sei es möglich, die Elektrolyse mit dem bisherigen Verfahren kostenmäßig annähernd vergleichbar zu machen.

Ohne Förderungen würde der grüne Wasserstoff doppelt so viel kosten, wie der aus Erdgas hergestellte, sagte Schmidtmayer, das wäre wirtschaftlich nicht vertretbar. Das Projekt soll auch wissenschaftlich begleitet werden, damit das Know-How auch anderen Projekten zur Verfügung gestellt werden kann.

Derzeitige Wasserstoffproduktion veraltet

Die neue Anlage würde rund sechs Millionen Euro kosten, die KELAG investiert zusätzlich rund zwei Millionen Euro. Schmidtmayer erklärte, das Projekt müsste in den nächsten eineinhalb Jahren unter Dach und Fach sein, denn die derzeitige Wasserstoffproduktion sei in die Jahre gekommen. „Wird aus dem grünen Projekt nichts, müssen wir rund zwei Millionen investieren, um die alte Anlage nachzurüsten.“

Beide Vorstände zeigten sich zuversichtlich, dass die Politik das Projekt unterstützen werde. Immerhin werde ständig postuliert, dass man fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzen müsse. Die Entscheidung der Politik ist bis zum kommenden Frühjahr notwendig hieß es von KELAG und TIAG.