Sigrid Seiser
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Seele und Stütze des Pfarrhaushaltes

Sigrid Seiser ist eine der letzten Pfarrhaushälterinnen. Im Pfarrhof von Straßburg sorgt sie seit vielen Jahren nicht nur für den Haushalt und das Wohl von Dechant Johann Rossmann, sondern sie kümmert sich auch um die Menschen, die seinen Rat und Hilfe suchen.

Es gibt Berufe, die langsam im Aussterben begriffen sind, dazu gehört auch jener der Pfarrhaushälterinnen. Es sind Frauen, die das pfarrliche Leben mitgestalten und oft auch prägen, die sonst aber im Hintergrund stehen. Sigrid Seiser sagt, zu ihren Aufgaben gehört Haus und Hof in Ordnung halte, sie koche für den Herrn Dechant seit 22 Jahren. „Ich sorge mich auch um den Garten und bin in die kirchliche und pfarrliche Arbeit eingebunden. Ich war schon beim Vorgänger hier tätig, da habe ich das Büro gemacht, also die administrativen Arbeiten. Das mache ich jetzt auch noch, alles andere mache ich dazu.“ Der Vorgänger habe noch extra eine Haushälterin gehabt.

Genaue Zahl von Haushälterinnen unbekannt

Zu ihren Funktionen gehöre seit zwei Jahren auch der Vorsitz der Berufsgemeinschaft der Kärntner Pfarrhaushälterinnen. Zuvor habe sie sich um die Finanzen gekümmert. „Ich war acht Jahr Vorsitzende der österreichischen Gemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen, die Gemeinschaft vertritt alle Diözesen." Man treffe einander zweimal im Jahr, rede über Aktivitäten, Treffen und Ausflüge. Man treffe auch Kolleginnen aus Deutschland oder Südtirol, das sei immer fruchtbringend.“

Pfarrkiche in Straßburg
Neithan90 /Wikipedia
Pfarrkirche von Straßburg

Wie viele Pfarrhaushälterinnen es in Kärnten noch gebe, könne man nicht genau sagen, nicht alle seien in der Berufsgemeinschaft: „Wir verschicken Rundbriefe, den erhalten die Haushälterinnen, die es möchten. Da sind auch Pensionistinnen dabei, die trotzdem noch auf einen Priester schauen. Manche kommen nur stundenweise, manche sind als Sekretärinnen angemeldet, machen den Haushalt aber mit, das kann man nicht so genau trennen. Nur für den Haushalt alleine wird kaum noch jemand genommen.“

Mehr als nur Haushälterin

„Junge Priester wollen sich nicht mehr so gerne an eine Haushälterin binden: Wenn jemand im Haus ist, entstehen doch gewisse Verpflichtungen. Man sollte pünktlich zum Essen kommen, manche sagen, sie fühlen sich kontrolliert. Das kann natürlich auch sein. Wenn man im Haus ist und das Telefon läutet ist man auch erster Ansprechpartner, bei uns kann jeder immer kommen. Der Pfarrer hat vier Pfarren und ist nicht immer da. Viele Dinge müssen erledigt werden.“

Persönliches Schicksal

So kommen Menschen, um Sorgen abzuladen, manche wollen eine heilige Messe für Verstorbenen anmelden, viele Gründe bringen Menschen in den Pfarrhof, so Seiser. Warum sie den Beruf gewählt habe, liege wohl auch an ihrem persönlichen Schicksal: „Ich habe vor über 20 Jahren meine Tochter verloren. Ich habe eine sinnvolle Tätigkeit gesucht. Ich war noch in der Privatwirtschaft angestellt, habe in der Pfarre aber auch ein bisschen Heimat gefunden. Das hat mich erfüllt und erfüllt mich heute noch. Ich mache es gerne, es gibt vielfältige Aufgaben.“

Sie sei seit 49 Jahren verheiratet und wohne nur drei Häuser vom Pfarrhof entfernt, sie lebe also nicht im Pfarrhof. „Ich komme und mache meine Arbeit, manchmal sind es vier Stunden, manchmal acht Stunde, je nachdem. Ich bin da frei, denn ich bin in Pension.“ Wenn sie einmal nicht mehr hier arbeite, werde es vielleicht etwas kälter werden. Bischof Schwarz habe immer gesagt, er erkenne sofort, ob es in einem Pfarrhof eine Haushälterin gebe oder nicht.

„Kenne nur geordnete Verhältnisse“

„Die Pfarrhöhe unterscheiden sich. Wo schaut eine Frau nach dem Rechten, dass Blumen auf dem Tisch stehen, dass man Gästen etwas anbietet oder wenn es warm und gemütlich ist. Mein Chef sagt immer, er ist nicht mehr der Jüngste. Diese Generation ist immer noch ein bisschen dankbar, wenn sich Frauen für den Beruf zur Verfügung stellen.“ Sie sei schon oft gefragt worden, wie das zwischenmenschlich ausschaue mit dem Pfarrer, das gehe auch Kolleginnen so. Sie kenne nur geordnete Verhältnisse, so Seiser.

Diskretion ist selbstverständlich

Sie habe in gewissen Situationen auch etwas mitzureden, Frauen sehen Vieles in anderem Blickwinkel. Man bespreche so einiges. Diskretion sei für sie selbstverständlich. Viele Menschen, die zum Reden kommen, können auch sicher sein, dass nichts weitergetragen werde, sagte Seiser. Manche kämen aber auch, weil sie meinen, dass sie dem Pfarrer manches leichter beibringen könne.