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Chronik

Ingeborg Bachmann bekommt ein Denkmal

Statt einer zuletzt von Vandalen heruntergerissenen Büste von Ingeborg Bachmann will die Stadt der bedeutenden Klagenfurter Schriftstellerin nun ein Denkmal errichten, um auch Touristen ein brauchbares Fotomotiv bieten zu können. Vom Kauf einer neuen Büste will die Stadt absehen.

Man könnte fast meinen, der Dieb, der in der Vorwoche die Ingeborg-Bachmann- Büste im Norbert Artner Park abmontiert hat, habe der Landeshauptstadt einen Gefallen getan. Denn die Büste soll dem Vernehmen nach manchen im Rathaus gar nicht so gefallen haben, weil sie Ingeborg Bachmann nicht sehr ähnlich geschaut habe. Noch ein Exemplar will die Landeshauptstadt jedenfalls nicht gießen lassen. Stattdessen soll größer gedacht werden, um Ingeborg Bachmann einen würdigen Platz in Klagenfurt zu geben. In Anlehnung an die lebensgroße James-Joyce-Statue in Triest könnte auch in Klagenfurt eine solche Statue von Ingeborg Bachmann stehen hieß es aus dem Büro von Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ).

Wettbewerb für lebensgroße Statue

Ein repräsentatives Denkmal solle es jedenfalls werden, und dazu werde es im kommenden Jahr einen EU-weiten künstlerischen Wettbewerb geben, sagte Mathiaschitz in einer Aussendung am Dienstag.

Auf Anfrage des ORF beim neuen Leiter der Kulturabteilung, Alexander Gerdanovits – der sich nach enger Abstimmung mit der Bürgermeisterin für ein größeres Denkmal ausspricht – hieß es, ein geeigneter Ort müsse auch noch gefunden werden. Außerdem werde das Denkmal auf jeden Fall teure, als die Büste der Ingeborg Bachmann um rund 4.000 Euro. Außerdem soll das neue Denkmal gegen Vandalenakte geschützt werden. Dem Täter – sollte er gefunden werden – drohe eine hohe Verwaltungsstrafe, sagte Bürgermeisterin Mathiaschitz.

Künstler von Desinteresse überrascht

Er habe nie etwas Negatives über sein Kunstwerk gehört, sagte der Bildhauer und Schöpfer der Büste, Marco Tomasi aus Klagenfurt und zeigte sich überrascht, dass es für die Bachmann-Büste aus seinen Händen plötzlich kein Interesse mehr geben solle. Er habe den Schriftverkehr mit der Stadt aufbewahrt, alle Entscheidungsträger seien eingebunden gewesen und hätten sich mit der Tonskulptur vor vier Jahren sehr zufrieden gezeigt, bevor sie zum Bronze-Gießer in die Steiermark geschickt worden sei, sagte Tomasi.

Bei der gestohlenen Büste handelt es sich um einen Hohlguss, also keinen massiven Bronzeblock. Reich werde der Dieb jedenfalls nicht damit, sagte Tomasi. Nach dem aktuellen Bronzepreis betrage der Materialwert nicht einmal 60 Euro. „Die Büste ist ungefähr 40 Zentimeter hoch und sechs sieben Kilo schwer. Der Dieb wird den Kopf wohl nicht verkaufen können. Ich kann mir nur vorstellen, dass das ein Streich von Jugendlichen ist.“