Schon die Fahrt zu ihrem Arbeitsplatz ist für die 14 Starkstrommonteure, auch „110er“ genannt, abenteuerlich. Mit schweren Geländewagen geht es von Oberdrauburg hinauf bis zum Törl. Sechs Wochen Schwerstarbeit liegen nun fast hinter ihnen. „Bei schönem Wetter geht es, bei Regen, Nebel oder Wind ist es nicht so schön“, sagt Monteur Christian Berger.
Drahtseilakt im Hochgebirge
Das Mittelmeertief Detlef hat im vergangen November einen Teil der 110 KV-Leitung zerstört. Peter Matha hat die 14 Monteure bei den letzten Arbeiten – noch vor dem Wintereinbruch – in schwindelerregender Höhe besucht.
Lehrling übernimmt 50 Kilo „huckepack“
Auch mit Hubschrauberunterstützung ist für die Männer noch viel bis zur Baustelle zu tragen. Alleine die Sicherungsgurte wiegen schwer am Körper. Das schwerste Stück bekommt Lehrling Daniel Jakopitsch in einen Tragekorb gelegt, den er am Rücken trägt: Ein gut ein Meter langer und knapp 50 Kilogramm schwerer Isolator muss zu Mast 32 gebracht werden. Jakopitsch sagt rückblickend auf die ersten zehn Tage, die Arbeit gefalle ihm, weil sie abwechslungsreich sei und er sich gerne in den Bergen aufhalte.
„Angst darf man keine haben, nur Respekt“
Auch der Oberdrauburger Florian Brandstätter überprüft nach einer Besprechung, was in den nächsten Stunden alles zu tun ist, noch einmal, ob alles mit ist, was gebraucht wird: „Vergessen darf man nichts, sonst muss man wieder hinunter.“ Die Arbeiten sind genau aufgeteilt. Es gibt eine Bodenmannschaft und eine, die „oben“ arbeitet. Bevor es für die Monteure auf das Törl geht führen sie auch einen sogenannten „Partnercheck“ durch, denn Sicherheit habe oberste Priorität.
CoV-Schutz auch in luftigen Höhen
In großen Schritten an einer Kante des Masts entlang geht es 30 Meter hinauf. Wenn sich die Monteure zu nahe kommen gelten auch in luftigen Höhen die Coronavirus-Schutzbestimmungen: Sie müssen eine Maske tragen oder zumindest ein Tuch über Mund und Nase geben, wenn der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann.
Mit Blick auf Weißensee und Großglockner beginnt die Arbeit auf dem höchstgelegenen Mast Kärntens, in 2.300 Meter Seehöhe am Wildseetörl zwischen oberem Drau- und Mölltal. Viel Zeit, das Panorama zu genießen, haben die Monteure allerdings nicht.
„Angst darf man keine haben, nur Respekt“
Die Arbeit auf Hochspannungsmasten und an Leiterseilen hängend ist sicher nichts für jeden. Franz de Zordo, Christian Berger und Arno Dabernig sind für den Austausch des Isolators zuständig. Dies ist aber nur ein kleiner Teil der Zwei-Millionen-Baustelle, die 2019 vom Sturm Detlef verursacht wurde.
Ein paar Zentimeter breite Stahlstreben halten den Mast zusammen und sind für die „110er“-Monteure wie breite Gehwege. Das sei alles Routine, sagt Arno Dabernig: „Man muss immer eine Sicherung haben – sie ist deine Lebensversicherung. Es gibt Situationen, wo man denkt, dass das knapp gewesen ist. Angst darf man keine haben, aber Respekt.“ Bei Nebel habe man keine Bondensicht und man müsse nach Gehör arbeiten.
Die „110er“ sind so etwas wie die Elite der Kärnten Netz Monteure. Sie arbeiten ganz knapp an spannungsführenden Teilen. „Die Stromversorgung muss gegeben sein, ein Abschalten ist unmöglich. Auf zwei Meter darf man sich der eingeschaltenen Leitung nähern. Alles andere wäre absolut tödlich.“
Leitern auf Rollen als Arbeitsgerät
Bei der Montage mit Kettenzug und Kraft verkeilt sich ein Hebeband in einer Stahlverbindung. Es muss improvisiert werden. Dann kommt noch der wildeste Teil der Arbeit. Mit Leitern auf Rollen müssen die Monteure auf die Leiterseile. Gut zwei Stunden montieren sie 40 Kilogramm schwere Stäbe zwischen die Seile. Diese sollen verhindern, dass die Leiterseile bei Wind zusammenstoßen. Christian Berger will so lange auf die Masten, wie es geht – wenn möglich bis zur Pension: „Wenn es ein bisschen zwickt, geht es natürlich nicht mehr, aber bis 50, 55 möchte ich das schon machen.“