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Chronik

Anwalt: Mehr Beteiligte bei Lagerhaus-Betrug

Nach dem mutmaßlichen Millionenbetrug im Lagerhaus Südring in Klagenfurt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen vier Beschuldigte. Der Anwalt des Hauptbeschuldigten geht gegenüber dem ORF davon aus, dass der Kreis der Beschuldigten noch größer werden wird.

Der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz vertritt den 56 Jahre alten Hauptbeschuldigten, der bei einer Vertragsfirma von Lagerhaus beschäftigt war, die große Bauvorhaben in Wien – mit Baustoffen von Lagerhaus am Klagenfurter Südring – abwickelte. Dazwischen wurde aber immer wieder Geld abgezweigt.

Scheinrechnungen ohne Gegenleistungen

In der viertägigen Einvernahme vor der Wirtschaftspolizei hatte der Hauptbeschuldigte geschildert, dass die Betrügereien über Scheinrechnungen an das Lagerhaus ohne Gegenleistung abgewickelt worden seien. Das Geld landete dann direkt auf dem Konto des Hauptbeschuldigten.

Der involvierte Lagerhausmitarbeiter soll aber auch – ohne Rechnungen – Zahlungen veranlasst haben. Über die Firma, bei der der Hauptbeschuldigte beschäftigt war, seien Zahlungen an das Lagerhaus für Baustoffe geflossen, die Baustoffe wurden nicht geliefert und das Geld sei wiederum beim Hauptbeschuldigten gelandet oder aber die Baustoffe seien für private Bauvorhaben in Niederösterreich und Kärnten geliefert worden.

Auch Vorgesetzte sollen Bescheid gewusst haben

Ermittelt wird gegen den 56-jährigen, gebürtigen Kärntner, seine Frau, seine Tochter und gegen den Lagerhausmitarbeiter. Dessen Einvernahme steht noch aus. Der Hauptbeschuldigte sagt, es müssten auch Vorgesetzte des Lagerhausmitarbeiters von den Malversationen gewusst haben, denn dieser Mitarbeiter sei selbst weisungsgebunden und berichtspflichtig gewesen, was Zahlungen betrifft.

Anwalt Wolfgang Blaschitz sagt, der Aussage seines Mandanten entsprechend seien sie in der Weisungshierarchie übergeordnete Personen im Lagerhaus involviert gewesen. Deswegen sei auch solange nichts aufgefallen: „Wie ein Kuchen, der verteilt wurde. Offensichtlich haben da alle möglichen Leute mitpartizipiert. Alles andere ist nicht denkbar und realistisch.“ Details herauszufinden sei Sache der Wirtschaftspolizei. Die Frau und die Tochter schließe er als Mittäter aus, so Blaschitz, denn diese seien selbst von seinem Mandanten getäuscht worden, der garkein Baumeister und Ingenieur war.

Unterschiedliche Einschätzungen über Schaden

Das Lagerhaus spricht von einem Schaden von 400.000 Euro, die Firma bei der der Hauptbeschuldigte beschäftigt war, von 2,5 Millionen Euro wegen bezahlter, aber nicht gelieferter Baustoffe. Für Anwalt Blaschitz ist das nicht nachvollziehbar, da dazwischen sehr wohl Lieferungen erfolgt seien. Sein Mandant beschuldigt seinerseits die Geschäftsführer dieser Firma, ebenfalls über Scheinrechnungen Geld von Lagerhaus bekommen zu haben. „Das ist die Behauptung meines Mandanten. Die tun so, als hätten sie nichts geliefert bekommen und nur bezahlt. Das ist natürlich völlig illusorisch.“ Was diese aber zurückweisen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Die Wirtschaftspolizei wird jedenfalls weiter ermitteln.

Lagerhaus: Alles offen gelegt

Der Marketingleiter des Lagerhaus Südring sagt in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF, man habe alle Unterlagen der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt und alles offen gelegt. Darüber hinaus gibt es mit Hinweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme, heißt es von der Presseabteilung des Lagerhauses Südring.