Der gebürtige Klagenfurter setzt Gemüse und Obst mit Licht so in Szene, wie man es noch nie gesehen hat. Durch ein spezielles Verfahren erweckt der 1939 Geborene zum Beispiel Zitronen zu einem ganz neuen Leben.
Fotoausstellung von Ernst-Peter Prokop
Der gebürtige Klagenfurter Fotograf Ernst-Peter Prokop erweckt bei seiner Ausstellung „Gewachsenes, beleuchtet“ Gemüse und Obst mit Licht zum Leben. Möglich gemacht wird das durch ein spezielles Verfahren – dem sogenannte „Light-Paiting“. Der 1939 Geborene lässt Fotografien entstehen, die an die Gemälde der alten Meister erinnern.
Lightpainting: Kamera „malt“ durch Lichteffekte
Einen Granatapfel fotografiert Ernst Peter Prokop so, dass man zwei Mal schauen muss, ob es nicht das Gemälde eines alten Meisters ist. Eigentlich malt er beim „Lightpaiting“ schon, aber nur mit Licht. Bei der Aufnahme muss es stockdunkel sein, der Kameraverschluss bleibt offen. Die weißen Falten des Stoffes, auf dem der Granatapfel liegt, erscheinen wie feinste Seide, dabei ist es eigentlich ein ganz normaler Futterstoff.
Ernst Peter Prokop: „Es heißt Lightpainting und wird mit einer Taschenlampe mit verschiedenen Vorsätzen und partiellem Licht gemacht, um diese reliefartigen und kontrastreichen Effekte zu erzielen.“
Auf das Licht kommt es an
Alles dreht sich bei dieser Fotografie ums Licht: „Wenn man in Italien an einem Regentag Häuser betrachtet, ist alles trüb und es sieht nicht besonders aus. Sobald aber die Sonne heraus kommt, alles stellenweise beleuchtet und fängt alles zum Leben an. Es ist nichts anderes als das Licht. So ist es auch in der Fotografie. Wenn man das bewusst einsetzt, so wie die guten alten Maler, die oft keine Fenster im Atelier, aber Luken im Dach hatten, aus denen das harte Licht eindrang, kann man das auch in der Fotografie nachmachen. So kommt der malerische Effekt zu Stande.“
Essbares wird „belebt“
Tomaten, Erdbeeren, Pfirsiche, Karotten, Zitronen und römischer Salbei – das alles und mehr ist in der Ausstellung im Napoleonstadel zu sehen. Ernst Peter Prokop geht es darum, „etwas zu schaffen“. Man könne banale Dinge wie einen Krautkopf, den man sonst in der Speisekammer ablegt und später verarbeitet, „beleben“ und optisch aufwerten, sodass er nicht nur zum Essen, sondern auch zum Schauen anregt.
Unbeobachtete Momente sorgen für besonderen „K(l)ick“
Peter Handke 1967 bei einer Lesung oder gemeinsam mit Gert Jonke; der Maler Hans Bischoffshausen oder der Pianist Friedrich Gulda – sie alle fotografierte Ernst Peter Prokop im Laufe seiner Karriere und bewies immer wieder Geduld beim Abwarten des für ihn entscheidenden Moments: „Ich habe es lieber, wenn sich die Leute unbeobachtet fühlen. Dann sind sie natürlicher und haben den Ausdruck, der mir gefällt. Es muss nichts geschönt werden – es ist einfach so, wie es ist.“
Besonders beeindruckend sind die Fotos von Christine Lavant, die 1963 entstanden. Es handelt sich um Momentaufnahmen aus dem Leben einer Schriftstellerin, die sich sichtlich gern fotografieren ließ: „Sie war eine Frau, die mich wirklich fasziniert hat von ihren Gedichten und der Optik her. Sie hatte einmalige Augen und das regt zum Fotografieren an.“
„Weniger ist mehr“ bei der Bühnenfotografie
Auch Jazzmusiker inspirierten Ernst Peter Prokop immer wieder. Früher war es noch ziemlich einfach, einen großen Star wie Louis Armstrong bei einem Konzert zu fotografieren: „Er gab zwei Konzerte in der Stadthalle in Wien vor 12.000 Leuten pro Abend. Die Beleuchtung damals bestand meistens nur aus einem Scheinwerfer. Das ist heutzutage unmöglich. Da wackelt auf der Bühne alles herum und die Hauptperson, die man eigentlich sehen möchte, verschwindet praktisch darunter.“
Geschichtenerzähler aus Leidenschaft
In der Ausstellung ist auch ein Foto des Künstlers und Fotografen Sepp Schmölzer zu sehen, der eine ganz wichtige Rolle spielte: „Er war eigentlich der Auslöser – ein hervorragender Fotograf. Er hielt in den 1950er Jahren bei der Amerikanischen Gesellschaft einen Vortrag mit seinen Schwarz-Weiß-Bildern. Da ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass man mit der Fotografie nicht nur etwas abbilden, sondern auch Geschichten erzählen kann.“
Mit der Kamera erzählt Ernst Peter Prokop seit mittlerweile mehr als 60 Jahren Geschichten. Alles hat er in diesem Beruf gemacht, außer Hochzeitsfotografie und klassische Porträts. Auch mit 80 Jahren denkt der Fotograf noch lange nicht ans Aufhören. Die Arbeit mache ihm auch heute noch viel Spaß: „Es ist gleichzeitig Beruf und Hobby. Ich möchte etwas zeigen und bringen, was noch nicht da war. Es ist ein bisschen wie Lieber-Gott-Spielen.“
Seine aktuelle Ausstellung ist bis 25. September im Napoleonstadel in Klagenfurt zu sehen.