„Wunderwelt Bock“ nennt sich ein Bild aus dem Jahr 1977. Mitten drin thront ein Bock, allerdings auf einem Ast mit Fängen wie ein Greifvogel, umgeben von einer Wunderwelt verschiedenster Tiere und wie Affen oder Schlangen. Peter Liaunig erinnert sich, dass er unter diesem Bild aufwuchs: „Stellvertretend ist die ganze Familie darauf zu sehen. Jeder durfte sich einen Charakter aussuchen. Ich sage nicht, welcher ich bin – aber der Bock bin ich nicht.“
Selbstbewusst und unkonventionell
Gut versteckt und in seinen Arbeiten immer wieder zu finden ist ein Gesicht mit Steirerhut. Vielleicht eine Erinnerung an die Jugend? Alfred Klinkan konnte und wollte nie in eine Schublade passen – das zeigt diese Retrospektive eindrucksvoll, ist auch Peter Liaunig überzeugt: „Er ist damit ja auch ziemlich angeeckt. Er war von sich und seinem Stellenwert überzeugt. Anfang der 1970er Jahre verlieh er an sich selbst den großen Alfred-Klinkan-Preis. Er war sehr selbstbewusst und wusste, dass er in keine Schublade zu stecken ist. Das wussten auch seine Lehrer auf der Akademie. Er ging ganz beharrlich seinen Weg und galt als der Vor-Vater der jungen Wilden in Österreich, die sich dann auch immer wieder auf ihn bezogen. Er war nur zehn Jahre früher dran.“
Durch und durch der Malerei verschrieben
Klinkan hatte eine bedingungslose Liebe zur Malerei. Sie war für den mit nur 44 Jahren Verstorbenen eine Lebensform. Peter Liaunig lernte den Künstler als Kind kennen und erinnert sich an dessen lange Haare und die Krankenkassen-Brille. Er sei sehr belesen und insgesamt ein lustiger Charakter gewesen. „Wenn er dann aber einmal losgelegt und über Kunstgeschichte gesprochen hat war er aber nicht mehr zu stoppen“, so Liaunig.
Klinkans Malerei ist trotz aller Wunderwesen weder naiv noch kindlich. Diese Ausstellung ist eine Retrospektive, die zeigt, wie sehr sich der Künstler weiterentwickelte. Am Anfang waren es noch Bilder mit einer witzig verfremdeten Wurstsemmel oder einer Krampusdame. Auch die Titel der Arbeiten wie „rasierter Fuß“ oder „Ich bin ein Hirsch“ deuten auf einen Künstler mit viel Humor hin.
Je älter desto intensiver
In späteren Jahren wurden die Farben kräftiger und flächiger. Der Humor verschwand nicht aus den Bildern aber vielleicht die Heiterkeit. Es entstanden großformatige Arbeiten wie die Serie „Die rote Welt“. Die Figuren bei „Sprung mit den Füßen voran“ sind nicht mehr nur in Umrissen gemalt, die Farben intensiv, der Himmel und die Figur rot. Seine ganz eigene Art malend Geschichten zu erzählen behielt Alfred Klinkan bei und schuf damit eine gemalte Wunderwelt im wahrsten Sinne des Wortes. In ein spätes Bild malte sich der Künstler gleich zwei Mal selbst hin. Die Augen hinter den Brillengläsern sind sehr wach.
Schad-Skulpturen zeigen Ähnlichkeit mit Tänzern
So tänzerisch leicht wie viele der Bilder dieses Künstlers erscheinen auch Robert Schads Skulpturen im Skulpturendepot. „Er erzählte, dass er vor vielen Jahren mit einem Choreographen zusammenarbeitete. Dadurch sei ihm bewusst geworden, welche Verwandtschaft seine Skulpturen zu Tänzern haben. Wenn man es genau betrachtet sind seine Figuren immer sehr leichtfüßig. Es gibt nur minimale Kontakte zum Boden und sie wirken sehr leicht, obwohl sie unglaublich schwer sind.“
Karussell macht Besucher selbst zu Tänzern
20 Meter Durchmesser hat dieser Raum, das Licht ändert sich immer wieder, immer wieder werfen die Skulpturen anderen Schatten. Es sind sieben Stück, jede trägt einen eigenen Namen und hat einen eigenen Charakter. „Er hat das wirklich für diesen Raum als Karussell, mit der zentralen Rundform, konzipiert. Aus dem Mittelpunkt heraus tanzen diese Figuren herum.“
Seit Ende Juni sind die Skulpturen Robert Schads zu sehen. Peter Launig sagt, aufgrund der Akustik und der Lichtsituation würden sich die Besucher wie in einer Kirche verhalten: „Durch das spielerische Ambiente mit den Tänzern und den Figuren fühlen sich die Leute dazu aufgefordert, sich durch den Raum zu bewegen und dadurch auch Tänzer zu werden.“ Das Museum Liaunig ist bis 31. Oktober geöffnet.