Unfallstelle bei Maria Luggau
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Chronik

Hochwasser: Autolenker in Gail ertrunken

Der Starkregen hat die Einsatzkräfte am Wochenende auf Trab gehalten. Die Feuerwehren waren vor allem im Oberen Gailtal und Drautal sowie im Südkärntner Raum gefordert. Ein Autolenker ertrank in der Nacht auf Montag in der Hochwasser führenden Gail als sein Wagen von der Straße abkam und im Fluss landete.

Der 65 Jahre alte Mann aus dem Lesachtal war in der Nacht auf Sonntag auf der Gemeindestraße von Raut kommend in Richtung Maria Luggau unterwegs. Gegen 23.55 Uhr kam er mit seinem Auto, 50 Meter vor der Gailbrücke, aus bisher unbekannter Ursache rechts von der Fahrbahn ab, stürzte etwa sechs Meter über eine steil abfallende Böschung in die derzeit Hochwasser führende Gail und kam im etwa einen Meter tiefen Wasser auf den Rädern, entgegen der Flussrichtung, im Bachbett zum Stillstand.

Starkregen mit Überflutungen und Unfällen

Der Starkregen hält die Einsatzkräfte weiter auf Trab. Während die Nacht relativ ruhig verlief, sind die Feuerwehren vor allem im Oberen Gailtal und Drautal zunehmend gefordert. 2.000 Haushalte sind weiterhin ohne Strom.

Lenker bewusstlos mit Kopf unter Wasser

Ein wenige Minuten nach dem Unfall an der Unfallstelle vorbeifahrender Autolenker und sein Beifahrer bemerkten den in der Gail befindlichen Pkw und setzten die Rettungskette in Gang. Den beiden Helfern gelang es, den Verunglückten, der den Kopf im Fußbereich – unter Wasser – hatte, aus dem Pkw zu bergen. Die vor Ort durchgeführten Wiederbelebungsmaßnahmen blieben jedoch erfolglos. Die Notärztin konnte nur mehr den Tod des Verunglückten feststellen.

Hunderte Feuerwehreinsätze

Starkregen und heftige Sturmböen forderten die Einsatzkräfte am Wochenende. Betroffen waren vor allem das Gail- und das Drautal sowie der Südkärntner Raum. Bis Montagfrüh wurden mehr als 340 Feuerwehr-Einsätze gezählt. Auch in der Nacht mussten die Feuerwehren in allen Bezirken – außer in Feldkirchen ausrücken – es galt überschwemmte Keller auszupumpen, Verklausungen zu beseitigen und Straßen wieder freizubekommen, die durch umgestürzte Bäume blockiert worden waren.

Überschwemmungen wegen Starkregens
FF Kömau
Der Starkregen ließ kleine Bäche über die Ufer gehen

Hund von Feuerwehr aus reißendem Bach gerettet

Dramatisch war die Situation auch am Draßnitzbach in der Gemeinde Dellach im Drautal. Ein Hund war in den reißenden Draßnitzbach gefallen und konnte nur mit vereinten Kräften wieder herausgezogen werden. Der Kommandant der FF Dellach, Hans-Jörg Duregger sagte, ein Feuerwehrmann musste mit Seilen gesichert und die rutschige Böschung hinuntergelassen werden.

„Im Anschluss konnten wir ‚Stella‘ unbeschadet der glücklichen Besitzerin übergeben.“ Zehn Raftingboote die von der hochwasserführenden Drau beinahe mitgerissen wurden, konnten von der FF Dellach im Drautal ebenfalls gesichert werden.

Die Hündin „Stella“
FF Dellach
Die Hündin Stella konnte von der Feuerwehr aus dem reißenden Draßnitzbach gerettet werden

Montagfrüh noch mehr als 500 Haushalte ohne Strom

Kärntenweit waren am Sonntag bis zu 4.000 Haushalte ohne Strom, die Versorgung konnte bis auf die Ortschaft Zell vorerst überall wieder hergestellt werden. In Zell waren Montagfrüh noch 25 Haushalte unversorgt. In der Nacht kamen aber Stromausfälle in Bad Bleiberg, Töplitsch und Weissenbach neu hinzu, wo aktuell noch immer ca. 500 Haushalte ohne Stromversorgung sind. Der Störungsdienst der Kärnten Netz arbeitet an der Behebung der Schäden.

Beruhigt hatte sich die Situation bis Montagfrüh in Villach, dort waren wegen der Gefahr eines fünfjährlichen Hochwassers die Draubermen am Sonntagabend gesperrt worden. Die Sperre bleibt für die Aufräumarbeiten noch aufrecht. Auch in Lavamünd standen die Feuerwehren Sonntagabend im Einsatz, um den Uferbereich abzusichern.

Die Draubermen mussten wegen Hochwassergefahr gesperrt werden

Muren und Straßensperren

Der Starkregen hatte am Sonntag kurz nach 8.00 Uhr erneut eingesetzt und ließ die Sirenen der Rüsthäuer immer wieder aufheulen. Christian Kogler von der Freiwilligen Feuerwehr Kötschach-Mauthen sagte: „Wir hatten an einigen Stellen Probleme, weil Bäche über die Ufer traten.“ In den umliegenden Häusern mussten deshalb immer wieder Keller ausgepumpt werden.

Am Sonntagabend teilte der Bereitschaftsdienst der Bezirkshauptmannschaft Hermagor mit, dass alle Bundesstraßen im Bezirk wieder freigegeben werden konnten. Es hatte Vermurungen der Gailtalstraße (B111), der Plöckenpassstraße (B110) und der Nassfeldstraße (B90) gegeben. Auch zahlreiche Landestraßen wurden überspült. Mehrere Straßen mussten komplett gesperrt werden.

Zahlreiche Straßensperren teils wieder aufgehoben

Durch den Einsatz der freiwilligen Feuerwehren, der Polizei und der Straßenmeistereien konnten die Vermurungen und Verklausungen rasch beseitigt werden. Auch private Firmen standen für Erdbewegungsarbeiten im Einsatz. Auch der Landesgeologe wurde hinzugezogen, da eine der Muren am Nassfeld bis zu einem Ferienhaus abgegangen war, Personen kamen aber keine zu Schaden.

Die B91 auf Höhe Hollenburger Wald war wegen umgestürzter Bäume gesperrt, ebenso die Luscha Landesstraße (L130) und die Weidischer Straße (L103) kurz nach der Abzweigung Schaidasattel aus Richtung Zell Pfarre. Die B82 über den Seebergsattel war auf slowenischer Seite wegen Baumstämmen quer über der Fahrbahn blockiert, desgleichen die Loiblpass-Straße (B91) im Bereich Tscheppaschlucht. Die Mallnitzer Straße (B105) zwischen der Verladestation Mallnitz und Obervellach war nach einem Murenabgang nur einspurig befahrbar. Zu allem Überfluss hatte dort ein Pkw eine Panne und blockierte zusätzlich die Straße.

Die Maltatal Hochalpenstraße wurde als Sicherheitsmaßnahme nach den Regenfällen gesperrt. Die L108 über den Schaidasattel war wegen einer beschädigten Stromleitung gesperrt, ebenso wie die B109 Wurzenpassstraße (B109).

Plöckenpass gesperrt
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Der Plöckenpass musste wegen des Starkregens gesperrt werden

Sturm knickte Bäume: Bis zu 2.000 Haushalte ohne Strom

Am Sonntagvormittag hatte neben dem Regen der Sturm eingesetzt, am Dobratsch wurden Windspitzen mit knapp 150 Kilometer pro Stunde gemessen, der Südföhn ließ dann südlich der Drau vom Rosental bis nach Eisenkappel immer wieder Bäume umstürzen. Mehr als 2.000 Haushalte waren zwischenzeitlich ohne Strom, wobei der Schwerpunkt laut Kelag südlich der Drau lag. Aber auch in Radenthein und in Bad Bleiberg fiel der Strom aus. Bis zum späteren Nachmittag waren noch ca. 700 Haushalte unversorgt, laut Kärnten Netz sollte der Strom noch am Sonntag überall wieder fließen.

In Ferlach wurde das Dach einer Lagerhalle schwer beschädigt, viele Bäume wurden entwurzelt und stürzten dann auf die Stromleitungen. Armin Oraze von der Freiwilligen Feuerwehr Zell sagte: „Es waren starke Sturmböen, etliche Bäume wurden über die Straßen und Hochspannungsleitungen gelegt. In Richtung Zell-Schaida wurde eine ganze Reihe von Bäumen umgeknickt, wir mussten die Straße zum Teil sperren.“

Sturmböen in Ferlach

ZAMG: Niederschlag bis zu 250 Liter pro Quadratmeter

Mit dem Starkregen und dem Sturm ist eingetreten, was prognostiziert wurde. Zu großen Überschwemmungen kam es vorerst nicht, der Verbund hatte rechtzeitig die Stauseen entlang der Drau bis zu zweieinhalb Meter abgesenkt. Die Niederschlagsmengen waren jedoch zum Teil beachtlich, sagte Gerhard Hohenwarter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: „Gerade im Gailtal und in Drautal hat es wirklich sehr viel geregnet, in Kötschach-Mauthen waren es etwa 150 Liter Regen pro Quadratmeter, am Nassfeld bewegen wir uns in Richtung 250 Liter. Eine letzteRegenstaffel überquert gerade diese Region, ein zweites Problem war der Südföhn, der gerade im Rosental, im Jauntal und in der Seebergregion zugeschlagen hat. Hier hatten wir Windböen mit bis zu 90 Kilometer pro Stunde, diese haben auch für Probleme mit entwurzelten Bäumen.“

Starkregen Kötschach-Mauthen

Wetterwarnung blieb tagsüber weiter aufrecht

Die Wetterwarnung mit Starkregen und Gewittern blieb am Sonntag auch tagsüber weiter aufrecht, am Sonntagnachmittag sei gerade in höheren Tälern der Karawanken aber auch in Bad Bleiberg mit Windspitzen bis zu 80 Kilometer pro Stunde zu rechnen, hieß es von der ZAMG. Hohenwarter: „Da kann es dann mit neuerlichen Gewittern zum einen oder anderen Problem kommen.“ Erst am Abend sei mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.

Sturm beschädigt Dach einer Lagerhalle in Ferlach

Überflutungen bei Nacht hielten Feuerwehren auf Trab

In den Abend- und Nachtstunden am Samstag hatte der Starkregen vor allem in den Bezirken Hermagor und Spittal an der Drau für Feuerwehreinsätze gesorgt. Rund 30 Mal mussten Einsatzkräfte wegen kleinräumiger Überflutungen ausrücken. Nicht nur in Hermagor, auch in Kirchbach, Kleblach Lind und Sachsenburg bekamen es die Feuerwehren bis Mitternacht immer wieder mit Überflutungen zu tun, kleinere Bäche traten wegen des Regens über ihre Ufer.

Dach in Ferlach abgedeckt
Freiwillige Feuerwehr Ferlach
In Ferlach wurde ein Dach beschädigt bzw. teilweise abgedeckt

Der Verbund hatte am Freitag wegen des angesagten Starkregens damit begonnen, den Pegel an den drei großen Stauseen der Drau abzusenken. Der Völkermarkter Stausee sollte bis Sonntagfrüh vorsorglich um 1,5 Meter, jener der Stauseen Rosegg und Feistritz-Ludmannsdorf um 2,5 Meter unter das Normalniveau gesenkt werden.

Schleusenöffnung beim Kraftwerk Ressnig

Schleusenöffnung beim Kraftwerk Ferlach Ressnig. Quelle: Dieter Arbeiter

Stromleitung fiel auf Auto mit Kindern

In Rothenthurn im Bezirk Spittal an der Drau riss ein Baum eine Stromleitung um, die dann auf ein Auto fiel. Die Leitung – es handelt sich nach Angaben der Kelag um eine 0,4 kV-Hauszuleitung – wurde aus der Verankerung gerissen und war auf den vorbeifahrenden Pkw gefallen. Der Lenker, ein 39 Jahre alter Mann und seine beiden Kinder, die im Auto mitfuhren, blieben unverletzt. Die Stromleitung war zum Unfallzeitpunkt spannungsfrei.

Hochwasser Gail Rattendorf bei Nacht
Bachhiesl
Die Gail in der Nacht auf Sonntag in Rattendorf bei Hermagor

Mit Auto gegen Hühnerstall und Glashaus

Vermutlich infolge Aquaplanings und seiner Alkoholisierung wegen kam gegen 22.30 Uhr ein 23-jähriger Mann aus dem Bezirk Spittal/Drau mit seinem Pkw auf der Glockner Bundesstraße im Gemeindegebiet von Mörtschach ins Schleudern. Er verlor die Kontrolle über seinen Pkw und stieß gegen einen Hühnerstall, ein Glashaus und einen Holzstapel.

In der Folge überschlug sich das Auto und kam auf dem Dach liegend im Gartenbereich des Grundstückes zum Stillstand. Der Mann erlitt dabei Verletzungen unbestimmten Grades und wurde nach ärztlicher Erstversorgung von der Rettung ins Bezirkskranknehaus Lienz gebracht. Am Pkw entstand Totalschaden.