Es ist wie eine Familienausstellung, meinte Alex Samyi. Es habe sich alles wunderbar gefügt. Die beiden Geschwister verstehen einander nicht nur blendend, sondern können auch sehr gut zusammen arbeiten. Da fehle ganz sicher nichts.
„Was fehlt“ als Titel der Ausstellung sei den beiden zugeflogen, sagte Alex Samyi: „Ich bin beim Nachdenken, was fehlt, draufgekommen, dass genau das Nachdenken darüber, was fehlt, sehr viel Neues entdecken lässt. Ich würde empfehlen, darüber nachzudenken, was fehlt. Es entsteht dabei von selbst ganz viel.“
Gesellschaftskritik künstlerisch verpackt
Alex Samyi zeigt in einem eigenen Raum Arbeiten mit Titeln wie „Planet“ oder „Die Luft ist raus“. Am Boden liegt dann wirklich eine Erde, der im wahrsten Sinn des Wortes die Luft ausgegangen ist. „Streik“ oder „Ausgebrannt“ nennt der Künstler einen Schilderhaufen mit Aufschriften wie „leer“ oder „müde“. Denn „Was fehlt?“ fragt schließlich auch der Arzt bei seiner Untersuchung.
Was in unserer Gesellschaft fehlt, ist für Alex Samyi auf jeden Fall Gerechtigkeit, eine verbindliche gesellschaftliche Orientierung und Solidarität. „Geht es so weiter wie vorher? Ist es sogar ärger geworden? Keine Ahnung. Mit den ganzen Abstands- und Vorsichtsregeln, die schon noch ernst genommen werden, aber irgendwie habe ich das Gefühl, der Kampf um das, was droht, geht weiter.“
Textkunst auf Digitalprints
Sheida Samyi freut sich über die gemeinsame Ausstellung mit ihrem Bruder Alex: „Wenn ich ihm von meinen Ideen erzähle, versteht er mich besser, als ich mich. In dem Moment, wo er ja sagt, weiß ich, dass ich zumindest am richtigen Weg bin.“
Die Künstlerin zeigt im großen Raum Textkunst auf Digitalprints. Ihre Arbeiten tragen Titel wie „Die Zukunft liegt in den Sternen“ oder „It’s on me“ – es liegt an mir. Dieses „Es liegt an mir“ ist an die berühmten drei Affen mit dem Motto „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ angelehnt. Die Buchstaben des „Me“ bedecken bei Sheida Samyi die Ohren. Alle Arbeiten sind schwarz-weiß.
Gedankliche Jalousien einfach zuziehen?
„Behind the Scenes“ – „Hinter den Kulissen“ heißt die Arbeit, bei der ein Mensch versucht, hinter den Jalousien hervorzukommen oder sich dahinter zu verstecken. Sheida Samyi hat sie ganz am Anfang des Lockdowns gemacht. Es habe sie der Gedanke inspiriert, was dort, wo sie keinen Zugang habe, alles passiere: „Welche Informationen haben wir, wie geht jeder damit um. Vieles, was um uns herum passiert, sehen wir nicht. Ich schaue es mir von einer halb verdeckten Sichtweise aus an. Ich würde die Jalousie oft einfach gerne zu machen, aber schaue dann doch.“
Auf einer Arbeit sind Menschen mit Masken zu sehen auf denen ein selbst gewählter Spruch steht. Das reicht von „No Comment“ Mir doch egal bis zu „Ich mag Bananen“. Die Arbeiten von Alex und Sheida Samyi sind noch bis 11. September im Dinzlschloss in Villach zu sehen.
Die Künstler
Sheida Samyi – Künstlerin, Poetin, Grafikerin, geboren 1966 in Klagenfurt. Ausbildung als Computergrafikerin in New York und Los Angeles. Als Textkünstlerin entwickelte sie ein eigenes, unverwechselbares Schriftbild „Duplikatenzen“, das von beiden Seiten zu lesen ist. Sie lebt und arbeitet in Villach.
Alex Samyi – Medienkünstler und Museologe, 1958 in Wien geboren, Austro-Iraner. Nach zahlreichen Ausstellungsgestaltungen und Bühnenbildern im In- und Ausland erste Ausstellungen in den 1990ern in der Galerie Freihausgasse. Gründung und Leitung des Museums am Bach in Ruden.