Trachtenumzug auf der Draubrücke
ORF/Angela Perkonig
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„Kennst Du Kärnten“

Anfänge des Villacher Kirchtags

Die Coronarvirus-Pandemie hat auch den Villacher Kirchtag getroffen – das große Feiern, das am Samstag starten sollte, wurde abgesagt. Seit 1936 findet der Kirchtag statt, der auf die 1225 erteilte Genehmigung zurückgeht, einen Markt abzuhalten.

Geht man in der Geschichte von Villach weit zurück, findet man Aufzeichnungen aus dem Jahr 1225, in dem Kaiser Friedrich II. der Stadt das Recht verlieh, zwei Wochen vor und nach dem Jakobitag am 25. Juli einen Markt abzuhalten. Dann passierte viele Jahre lang nichts, bis sich in Zeiten größter wirtschaftlicher Not die Männer der Villacher Bauerngman an die kaiserliche Genehmigung erinnerten und 1936 den 1. Villacher Kirchtag organisierten.

Geld für Notleidende

Die Idee schlug ein, der Kirchtag wurde ein Riesenerfolg und füllte die Kassa der Bauerngman, die damit zur Linderung mancher Notfälle in der Draustadt beitragen konnte. Der Zweite Weltkrieg unterbrach dann das gesellige Feiern. 1948 war der Villacher Kirchtag wieder zurück.

Der 2006 verstorbene Walter Adamitsch, Mitglied der Bauerngman, sagte damals, der erste Kirchtag sei nicht einfach gewesen. Von Tarvis habe man Wein geholt und endlich habe es auch wieder Fleisch ohne Lebensmittelmarke bekommen. Mit der Eintrittskarte zum Kirchtag gab es eine Krainerwurst und eine Semmel.

Villacher Kirchtagsumzug
ORF
Das größte Brauchtumsfest Österreichs hat lange Tradition

Wegen Lippenstifts ausgeschlossen

Es ging damals noch sehr streng zu. Beim Trachtenumzug, an dem 1948 schon hunderte Trachtenträger aus dem ganzen Land mitmachten, entdeckten die Organisatoren ein Mädchen in Rosentaler Tracht, das sich die Lippen geschminkt hatte. Sie wurde, so schreibt es der Chronist Gernot Rader in seinem Villach-Buch, sofort vom Umzug ausgeschlossen.

1950 waren dann erstmals die Kirchtagslader unterwegs. Der damalige Zahnbauer Robert Mosbach war der Erfinder dieser originellen Form des Geldbeschaffens. Anfangs sah man die Lader als Bettler, viele Geschäftsleute versteckten sich vor ihnen. Heute ist es eine Ehre, wenn man von den Kirchtagsladern aufgesucht wird und für den guten Zweck ein paar Euro in die Kindlkassa stecken kann.

Bis heute Geld für guten Zweck

Raimund Haberl von der Bauerngman sagte, die Villacher freuen sich über das Kommen. Es gebe viele, die durch das soziale Netz fallen und die werden unterstützt. Gernot Rader berichtet in seinem Buch, dass der Villacher Kirchtag seinen Namen bis ins Jahr 1972 eigentlich zu unrecht trug. Denn erst Anfang der 1970er Jahre wurde die Kirchtagswoche mit dem feierlichen Hochamt in der Stadtpfarrkirche eröffnet.

Pfarrer nutzte gleich Gelegenheit

Es gibt deswegen auch einen nette Anekdote vom damaligen Geistlichen der Stadt, Monisgnore Franz Steiner. Er soll während der Predigt zu den Gläubigen gesagt haben: „Heute sind so viele Leute hier, die ich sonst das ganze Jahr nicht sehe. Ich lasse den Klingelbeutel deshalb heute zweimal herumgehen.“ So geschah es auch, aber das war den Villachern ihr Kirchtag wert, so erzählt man sich noch heute.