Wirtschaft

CoV-Zeit auch für Prostituierte schwierig

Der wochenlange „Lock-down“ zur Eindämmung des Coronavirus hat auch Prostituierten den Lebensunterhalt entzogen, viele Abhängigkeiten haben sich verstärkt. Bis zu 400 Frauen verdienen in Kärnten mit sexuellen Dienstleistungen Geld. Seit 1. Juli dürfen sie wieder arbeiten.

In Klagenfurt und Villach sind die meisten Sexarbeiterinnen beschäftigt. Betreut werden die Frauen, sofern sie das wollen, von Sieglinde Regittnig. Sie ist mobile Beraterin für Sexarbeiterinnen im ganzen Land. Der Coronavirus-„Lock-down“ mit Monate langen Verdienstausfällen habe ihre Schützlinge hart getroffen, sagte Regittnig: „Weil viele Frauen keinen finanziellen Polster vorbereitet hatten. Daher konnten sie mit der Situation nur schwer umgehen. Ein Großteil der Frauen ist nach Hause in ihre Heimatländer gefahren. Aber die Frauen, die da geblieben sind, haben natürlich gekämpft.“

Abhängigkeitsverhältnis verschärft

Der Großteil der Prostituierten kommt aus Rumänien oder Bulgarien. Es gebe aber auch Sexarbeiterinnen aus Österreich oder Deutschland. Jene, die versichert sind, bekamen auch Geld aus dem Härtefallfonds oder dem Topf für Hilfe in besonderen Lebenslagen. Doch die Situation sei dennoch schwierig gewesen, vor allem die Wohnsituation, weil Hilfen oft erst Wochen später gekommen seien, so Regittnig: „Viele Frauen haben sich Geld ausgeborgt, von Freunden oder Betreibern und sie sind auch bei Freunden oder Clubbetreibern untergeschlüpft. Das Abhängigkeitsverhältnis hat sich bei einigen Frauen sicher verschärft.“

Geschäft floriert wieder

Etliche Frauen hätten den Coronavirus-„Lock-down“ auch dazu genutzt, über den Ausstieg aus dem ältesten Gewerbe der Welt nachzudenken. Wirklich umgesetzt hätten den Schritt dann aber nur die wenigsten Sexarbeiterinnen: „Was einfach fehlt sind die Qualifikationen oder die Sprachkenntnisse. Beziehungsweise wenn es Frauen sind, die österreichischen Hintergrund haben, dann fehlen ihnen teilweise oft viele Jahrzehnte um in ein neues Gewerbe umzusteigen. Also die Lebenslauf-Lücken sind zu groß.“

Deshalb sei die Freude bei den Frauen groß, seit erstem Juli wieder offiziell arbeiten zu dürfen. Die Kunden hätten schon darauf gewartet, denn das Geschäft floriere wieder, wenn auch mit weniger Frequenz als vor dem Coronavirus. Regelmäßige Coronavirus-Tests bei Sexarbeiterinnen seien nicht vorgesehen, sie wüssten aber, wo sie bei ersten Symptomen Hilfe bekommen, so Regittnig.