Georg Flaschberger bei der Temperaturmessung
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Wörthersee wird immer wärmer

Seit mehr als 50 Jahren misst Georg Flaschberger die Temperatur des Wörthersees von seinem Grundstück aus für die ZAMG. Kaum jemand kennt den See so gut wie er. Der See werde immer wärmer, Eis gebe es im Winter kaum mehr, sagt Flaschberger. Die Badesaison wird dadurch länger.

Eine echte Hitzewelle gab es in diesem Sommer bisher noch nicht, die Kärntner Seen sind aber größtenteils angenehm warm. Der Wörthersee, Kärntens größter See, hat derzeit rund 24 Grad. Georg Flaschberger lebt in Pörtschach und misst täglich die Wasssertemperatur. Für die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) führt er einen Klimabogen.

Zweimal pro Tag wird gemessen

Als Schüler ruderte Flaschberger Gäste vom Nordufer des Wörthersees über den See nach Maria Wörth. Der Fischerbartl, so sein vulgo Name, kennt den See wie kaum ein anderer. Winters wie sommers misst er die Wassertemperatur und beobachtet jede Veränderung. Mindestens zweimal am Tag wird vom Steg vor Flaschbergers Haus aus gemessen: „Das erste Mal, wenn ich mein Morgenbad mache, so um halb sieben." Das zweite Mal am Nachmittag.“

Georg Flaschberger bei der Temperaturmessung
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Mit dem Schöpfthermometer kann Flaschberger in jeder Tiefe messen

An heißen Sommertagen erwärmt sich der Wörthersee schon um gut zwei Grad. 78 Jahre alt wird Georg Flaschberger heuer: „Ich würde sagen, seit 70 Jahren messe ich die Temperaturen im See, offiziell seit einem halben Jahrhundert. Ich habe ein sehr genaues Schöpfthermometer, da kann ich in jeder Tiefe auf Zehntel genau messen. Es wird wärmer.“ Und zwar deutlich wärmer. Den Trend gebe es schon seit fast 25 Jahren sagte Flaschberger. Jedes Jahr erhöhe sich die Durchschnittstenmperatur des Sees um ein bis zwei Zehntelgrad.

Damals waren 24 Grad das Maximum

„Solche Badetemperaturen, wie wir sie in den letzten 20 Jahren immer haben, die hat es in meiner Kindheit überhaupt nicht gegeben. 24 Grad war das Maximum, das nur für ein paar Tage oder eine Woche. Jetzt haben wir 24 Grad im Schnitt für drei Monate. Heuer noch nicht ganz, aber normalerweise bis Mitte September.“

Seegrundstück am Wörthersee
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Das Grundstück in Pörtschach

Besonders warm war der Wörthersee im letzten Jahr. Der trockene und heiße Juni 2019 sorgte für eine rekordverdächtige Wassertemperatur: „Voriges Jahr habe ich am 26. Juni die höchste Temperatur mit 29,2 gemessen. Das ist ein Spitzenwert, den habe ich nur einmal schon gemessen in einem Juli mit 29,7. Das war das höchste. Die Temperaturen sind am Wörthersee aber nicht überall gleich. Das Ufer Göritschach-Pritschitz ist begünstigt, weil wir hier die direkte Sonne von Süden haben und fast keinen Motorbootverkehr. Denn die Wellen wühlen den See um und machen die Temperaturen gleich um ein oder zwei Grad kühler.“

Hoffnung auf Eis im Winter aufgegeben

Es sind nur ein paar Schritte von seiner Haustür bis zum Wasser. Georg Flaschberger wuchs am Wörthersee auf. Täglich führe er einen Klimabogen, wo die Wassertemperatur, das Wetter und alle Erscheinungen am See eingetragen werden. 60 Liter Regen pro Quadratmeter ließen den Wörthersee letzten Montag um rund sieben Zentimeter ansteigen. Noch nie habe er in so kurzer Zeit soviel Niederschlag gemessen. Dass sich das Klima ändert, steht für ihn außer Frage: „Der See wird wärmer, im Winter gibt es kein Eis mehr, das ist deutlich erkennbar. Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, sicheres Eis im Winter zu erleben. Vielleicht in kleinen Buchten, aber ein sicheres Eis wie zum letzten Mal 2006 wird es wohl nicht mehr geben.“

Geschnitzter Fisch auf dem Haus
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Die Pension von Georg Flaschberger vulgo Fischer Bartl

Badezeiten werden länger

Dafür verlängert sich die Badezeit. Durchschnittlich 24 Grad hatte der Wörthersee in den letzten Jahren während der Sommermonate. Nur einmal, zu Beginn der 2000er Jahre blieb der See relativ kühl: „Da kam der See den ganzen Juli nicht über 22 Grad. Von vier Wochen im Juli waren die Karawanken zwei Wochen lang weiß.“ Solche Ausreißer sind aber die Ausnahme.

Die Gäste in der Pension von Georg Flaschberger freut es und auch er selbst genießt die verlängerte Badesaison: „Ich fange bei 18 Grad an und höre im September, Oktober bei 18 Grad wieder auf. Wenn der See 24 Grad hat, schwimme ich weiter, bis zur Halbinsel Pritschitz oder durch den halben See. Da muss er aber 24 Grad haben, das tut sonst meinem Kreuz nicht gut.“