Blick auf Wien
Wolfgang Zimmermann
Wolfgang Zimmermann
Kultur

Kärntner vergoldeten Spitze der Votivkirche

Zwei Kärntner Restauratoren haben den Auftrag bekommen, die Spitze der berühmten Wiener Votivkirche neu zu vergolden. Sie setzten sich gegen zahlreiche Mitbewerber durch. Drei Tage lang brachten die beiden in fast 100 Meter Höhe 1.600 hauchdünne Goldblätter an.

Die Umwelt macht der fragilen Streinkonstruktion der neugotischen Kirche zu schaffen. Das Gerüst der Sanierungsarbeiten wurde gleich dazu genutzt, um die Kugel der Spitze zu vergolden. Die beiden Restauratoren und Vergolder Wolfgang Zimmermann aus Klagenfurt und Karl Maier aus Weißenstein vergoldeten die auch als Ringstraßendom bezeichnete Votivkirche – eine spannende Arbeit in schwindelerregender Höhe.

Ein Baustellenaufzug brachte die beiden zumindest 80 Meter hinauf, die restlichen 20 Meter mussten zu Fuß bewältigt werden, sagte Zimmermann: "Weil doch das ganze Material nach oben gebracht werden musste, also die Grundierungen, die Farbe. Das Gold war nicht das große Problem, aber die vielen großen Farbeimer, das war schon anstrengend.“

Arbeiten an der Turmspitze
Wolfgang Zimmermann
Arbeitsplatz hoch über Wien

Bereits auf Votivkirche gearbeitet

Den Auftrag bekamen sie durch gutes Management und Kontaktpflege in Wien, so Zimmermann. Er habe auch vorher schon auf der Votivkirche gearbeitet, in den Jahren 2017, 18 und 19. für diesen Auftrag tat er sich mit dem Kärntner Kollegen zusammen. Bevor die beiden Kärntner mit ihrer Arbeit loslegen konnten, wurden die Kugel und der Zierrat von Steinmetzen mit Sandstrahl gesäubert, so Zimmermann: „Man beginnt dann mit einer zweikomponentigen Grundierung, ein Epoxygrund. Dann wird noch eine Lackierung aufgebracht, ein Deckanstrich. Auf diesen Deckanstrich wird dann der Kleber für das Gold angebracht. Dann wird vergoldet.“

Bei dem Gold handelt es sich um Transfer- oder Sturmgold. Jedes Goldblatt wird auf Seidenpapier gepresst. „Man kann es dann mit dem Seidenpapier als Trägermaterial verwenden und mit einem Pinsel aufdrücken“, so Zimmermann.

Hauchdünne Goldblätter

Die Goldblätter sind acht mal acht Zentimeter groß und hauchdünn. „Wenn man 6.000 dieser Goldblätter aufeinander legen würde, hätte man eine Schichtstärke von einem Millimeter." Verwendet wurden fast 23 Karat. Nachgerechnet hat das Gold auf der Votivkirchen-Turmspitze etwa einen Wert von 2.500 Euro, beim derzeitigen Goldkurs. Der Vorteil von Gold: Es findet keine Oxidation statt. Warum die Restauratoren nicht einfach Goldfarbe für die Restauration verwendeten?

Wolfgang Zimmermann sagte dazu, dass es keine klassische Goldfarbe gebe. Meist würden Gegenstände mit Metallschliff- Pulver beschichtet, die bestehen aus Messing oder Aluminium. „Wir wissen, wie Messing außen reagiert, es wird braun und schwarz. Im Außenbereich ist daher nur Gold möglich.“

Vergoldete Kuppel
Wolfgang Zimmermann
Frisch vergoldete Turmspitze

Zweite Turmspitze wird vorerst nicht vergoldet

Die Kugel auf dem zweiten Turms der Votivkirche wird vorerst nicht neu vergoldet, dort gibt es kein Gerüst, so Zimmermann: „Wir haben bei der Abnahme mit dem Bundesdenkmalamt und Erzdiözese darüber diskutiert. Da war die Überlegung, ob man das eventuell mit einem Industriekletterer macht. Das ist aber noch Zukunftsmusik.“