Chronik

Opfer von Bombenanschlag im Interview

Vor acht Monaten ist in Guttaring eine dreifache Mutter bei der Explosion einer Paketbombe lebensgefährlich verletzt worden. Die 27-jährige Kärntnerin schildert gegenüber dem ORF, wie sie versucht, wieder zurück in ein „normales“ Leben zu finden.

War der Vorfall am 1. Oktober 2019 ein grausamer Mordanschlag oder nur ein „Denkzettel“, wie ihr Ex-Mann und sein Komplize behaupten? Das wird das Gericht Ende Juli entscheiden. Angelika V. war mit ihren kleinen Zwillingen zu Hause, als die Paketbombe vor ihrer Tür explodierte. Sie konnte noch fünf Meter davonlaufen, bis sie die Druckwelle erfasste.

Paketbombe vom Ex

Vor acht Monaten wird im Kärntner Ort Guttaring eine dreifache Mutter bei der Explosion einer Paketbombe lebensgefährlich verletzt. War es ein besonders grausamer Mordanschlag – oder nur ein „Denkzettel“ für die Ex-Frau, wie der Täter und sein Komplize behaupten? Das wird das Gericht Ende Juli entscheiden. Fast die Hälfte der Haut von Angelika V. war verbrannt.

Arzt: „Es ging um Leben und Tod“

Der Rettungshubschrauber brachte sie ins Zentrum für Brandverletzte der Universitätsklinik in Graz. Lars-Peter Kamolz ist der Leiter dortigen Plastischen Chirurgie. Er sagte, bei 40- bis 50-prozentigen Verbrennungen wie in diesem Fall könne man nicht mehr von einer Lappalie sprechen: „Das ist kein kleiner Unfall, da geht es um Leben und Tod. Das ist eine Verletzung, die einen Zeit seines Lebens begleitet.“ Dank guter Versorgung durch die Verbrennungs-Experten kann sich die junge Frau wieder weitgehend normal bewegen. Zumindest im Gesicht blieben kaum Narben.

Das Bombenopfer mit der diplomierten Gesundheits- und Krankenschwester Eveline Krobath und Doktor Lars Peter Kamolz
APA/LKH-UNIV. KLINIKUM GRAZ/M. WIESNER
Bei der Entlassung aus dem Klinikum

Angelika V.: „Ich muss das schaffen“

Die junge Mutter hat zwei Wochen künstlichen Tiefschlaf, vier Wochen Spitalsaufenthalt, zwölf Operationen hinter sich. Weitere Eingriffe werden nötig sein. Dazu kommen quälende Nervenschmerzen und die psychische Belastung. Angelika V.: „Eine Explosion ist nicht so etwas Einfaches. Man muss einen Weg finden, wie man psychisch wieder zurecht kommt. Man will für seine Kinder da sein und kann das nicht so, wie man es gewohnt ist. Deshalb möchte ich das jetzt einmal von mir geben und sagen, wie es mir wirklich geht.“

Für sie sei die Situation nicht einfach. Oft werde sie von Leuten angestarrt oder diese würden zu tuscheln beginnen. Es sei für sie ungut, in die Öffentlichkeit zu gehen: „Es war klar, entweder ich steh drüber oder ich werde es nie wieder schaffen.“ Sie wolle ihren drei Kindern so weit wie möglich einen normalen Familienalltag bieten. Das sehe sie als ihre Pflicht: „Ich muss das schaffen.“

Ziel: Anderen Gewaltopfern helfen

Familienbetreuer und Verwandte unterstützen die dreifache Mutter. Wie es weiter geht ist noch ungewiss. Angelika V. will ihre Krankenschwesternausbildung beenden und mit ihren Erfahrungen anderen Frauen helfen, die Opfer von Gewalt werden.