An vielen Probierstationen kann man selbst Hand anlegen
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Wirtschaft

Initiative für mehr Lehrstellen

Die Arbeitslosigkeit ist seit Beginn der CoV-Krise massiv gestiegen, vor allem unter den Jugendlichen. Bei den Unter-24-Jährigen um 80 Prozent. Bisher kam auf einen Lehrstellensuchenden zumindest eine offene Lehrstelle, die Zahl ging um ein Viertel zurück. Nun will man gegensteuern.

Schon 2030 wird in Kärnten die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um zehn Prozent gesunken sein. Die Industrie will dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem trotz Coronavirus-Krise in die Ausbildung investiert werde, so Erich Dörflinger von der Firma Flex, er ist Leiter des Arbeitskreises Lehrlingsausbildung in der Industriellenvereinigung Kärnten: „Wir in der Industrie bilden mehr Lehrlinge aus, für uns ist eine fundierte Ausbildung wichtig, wir nehmen noch mehr Lehrlinge auf.“

Momentan gibt es im Industriebereich 41 offene Lehrstellen, 950 Plätze sind es kärntenweit insgesamt. Fast drei Viertel landet über die sogenannte Schnupperlehre in der Industrie. Die Industriellenvereinigung setzt deshalb große Stücke darauf.

Immer weniger wollen Lernen

Die demographische Entwicklung Kärntens zeigt ganz deutlich, dass es zu einem Verteilungskampf kommen werde, was die besten Köpfe anbelange. Vor 20 Jahren gab es 12.000 Lehrlinge, heute sind es durch die negative Geburtenbilanz nur noch etwa 7.400. Durch eine neue Kooperation mit der Bildungsdirektion soll die Abstimmung zwischen den Schulen und den Betrieben in Zukunft noch erleichtert werden.

Vor allem im Bereich der AHS gebe es bei der Schnupperlehre Aufholbedarf, so Bildungsdirektor Robert Klinglmair: „Es muss auch hier gelingen, die Berufsorientierung hineinzubringen, um einen Mittelweg zwischen der klassischen Bildungskarriere AHS/Studium zu schaffen. Viele Schülerinnen und Schüler einen AHS möchten nicht mehr studieren gehen und brauchen eine Orientierung, was es am Arbeitsmarkt gibt.“

Umfrage in Abschlussklassen

Die Bildungsdirektion führt derzeit eine Umfrage in den Abschlussklassen durch, um zu erfahren, wie viele Jugendliche in CoV-Zeiten keinen Lehrstellenplatz fanden. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte am Dienstag nach der Regierungssitzung, die Befragung der Abschlussklassen sei nächste Woche fertig, dann werde man genauer informieren.

Schnuppertage als Entscheidungshilfe

Für das nächste Schuljahr werden vom Arbeitskreis Lehrlingsausbildung der Industriellenvereinigung 11.660 Schnuppertage für 2.300 Schüler angeboten. Die Schnupperlehrlinge werden wie echte Lehrlinge behandelt, um herauszufinden, ob sie sich für einen Beruf eignen oder nicht.

Sorgenkind Tourismus

Finanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) sagte nach der Regierungssitzung, wenn es im Tourismus heuer nicht genügend Ausbildungsplätze gebe, werden sich die jungen Menschen anders orientieren. Sie seien dann für dieses wichtige Feld in Kärnten verloren. Wer gerne eine Tourismusausbildung hätte, aber keinen Lehrplatz finde, sollte sich an eine Überbetriebliche Lehre wenden, um später vermittelt werden zu können, so Schaunig. Beim Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) schaffen Land Kärnten und AMS 100 überbetriebliche Lehrplätze für den von der Coronakrise stark betroffenen Bereich Tourismus.

Beschäftigungsprojekte soll es auch für junge Erwachsene geben, die aufgrund einer Behinderung nur schwer im Arbeitsleben Fuß fassen können. Für alle Maßnahmen stehen 62 Millionen Euro zur Verfügung. Der Territoriale Beschäftigungspakt, an dem neben dem Land auch das AMS und die Sozialpartner beteiligt sind, wurde um 20 Millionen Euro aufgestockt.

„Wohnungsaltbestand attraktiver machen “

Schaunig stellte nach der Regierungssitzung auch ein Impulsprogramm für den Wohnbau vor. Für die nachträgliche Montage von Außenbeschattungen wie Rollläden und Raffstores gebe es maximal 1.000 Euro pro Wohnung in mindestens 20 Jahre alten Bauten. Mit dieser umweltfreundlichen Maßnahme könne man der Überhitzung von Wohnungen entgegenwirken.

Für die barrierefreie Adaptierung von Sanitäreinrichtungen gibt es Einmalzuschüsse von maximal 10.000 Euro pro Wohnung. „Hier ist zum Beispiel auch die vorsorgliche Umgestaltung eines Bades inbegriffen“, sagte Schaunig. Der Nachweis einer Behinderung sowie ein barrierefreier Eingang seien demnach nicht nötig. Das Land erhöht weiters die Förderung für den nachträglichen Einbau von Balkonen bzw. Balkonsanierungen und es gibt eine Förderaktion für den erstmaligen Einbau von Aufzügen im mehrgeschossigen Wohnbau.

Opposition mit Forderungen gegen Jugendarbeitslosigkeit

Zum Thema Arbeitslosigkeit hieß es in einer Aussendung des Team Kärnten, dass ein ganz klarer Fokus auf die Jugend gerichtet werden müsse. Überbetriebliche Angebote müssten auch abseits des Tourismus etabliert werden, sagte Parteichef Gerhard Köfer. Zu den Leitlinien im Wohnbau sagte Köfer, Kärnten brauche ein ein neues Raumordnungsgesetz, er forderte einen Runden Tisch mit allen Landtagsparteien.

Die FPÖ forderte eine Kostenübernahme der Lohnkosten für Lehrlinge im ersten Lehrjahr durch das Land Kärnten. „So unterstützen wir die Betriebe und bringen unsere Jugend wieder in den Arbeitsmarkt.“ Zudem solle das Land das Schulgeld bei den Sozialbetreuungsschulen der Caritas und Diakonie übernehmen, forderte FPÖ-Obmann Gernot Darmann. In der Coronavirus-Krise könnten sich das viele nicht leisten.