Koralmtunnel
APA/…BB/FRANZ GEORG PIKL
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Verkehr

Koralmtunnel: Durchschlag erfolgt

Auf der Baustelle des Koralmtunnels ist am Mittwoch der nächste Meilenstein in der Geschichte des Milliardenprojekts angestanden: Der Durchschlag in der Nordröhre. Die Grobarbeiten für den 33 Kilometer langen Koralmtunnel sind damit abgeschlossen.

Die Vortriebsarbeiten in der Nordröhre befinden sich bereits auf den letzten Metern, hieß es zu Wochenbeginn in der Aussendung der ÖBB. In der Südröhre hatte man bereits im August 2018 den Durchschlag gefeiert, so ÖBB-Projektleiter Klaus Schneider: „Viele tausend Menschen haben hier ihre Arbeit verrichtet. Damit sind wir beim gesamten Koralmprojekt mit allen Vortriebsarbeiten fertig.“

Video vom Durchschlag im Internet

Wegen des Coronavirus gab es keine Veranstaltung vor Ort geben, im Internet war der Durchschlag aber live mitzuverfolgen.

Vor 18 Jahren nahm man die ersten Probebohrungen für den Tunnel, der Kärnten und die Steiermark verbinden wird, vor. Gegraben wurde von Kärnten und der Steiermark aus. Schneider: „Wir haben zwölf Zentimeter Genauigkeit zusammengebracht – mit erstklassiger Vermessungsleistung.“

Radler (ORF) vom Koralmtunnel

ORF-Reporter Bernd Radler berichtet vom Kärntner Tunnelportal des Koralmtunnels. Dort ist am Mittwoch der nächste Meilenstein in der Geschichte des Milliardenprojekts angestanden: Der Durchschlag in der Nordröhre.

Verzögerungen durch steckengebliebene Bohrer

Jetzt erfolgt der Tunnel-Innenausbau. Es gab aber auch Probleme. Immer wieder blieben beim Vortrieb die Bohrer stecken. Dadurch kam es auch zu zeitlichen Verzögerungen. Entlang der Koralmstrecke werden auch 23 Bahnhöfe und Haltestellen entweder neu gebaut oder saniert. Mehr als hundert Brücken und Unterführungen werden errichtet.

Die 130 Kilometer lange Koralmbahn ist ein Teil des neuen baltisch-adriatischen Korridors – mit zukünftigen Anbindungen an die Häfen – sagt ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä: „Das bedeutet für Kärnten, dass sich neue Räume eröffnen neben dem zentralen österreichischen Industrieraum und darüber hinaus in Richtung Tschechien und Polen. Das sind tolle Chancen für die Menschen und die Wirtschaft in Kärnten.“

Von Graz nach Klagenfurt in 45 Minuten

Der Koralmtunnel ist auch das 33 Kilometer lange Herzstück der 130 Kilometer langen Koralmbahn, die von Graz nach Klagenfurt führt. Die Kosten belaufen sich auf rund 5,4 Milliarden Euro. Nach der Fertigstellung, die für 2025 geplant ist, können Fahrgäste in nur 45 Minuten vom Grazer Uhrturm zum Wörthersee reisen. Die Reisezeit für die Strecke Wien-Klagenfurt beträgt nach der Inbetriebnahme der Koralmtunnels drei Stunden und 30 Minuten.

Gemeinsam mit dem Semmering-Basistunnel, der 2027 fertiggestellt werden soll, kann die Strecke dann in nur zwei Stunden und 40 Minuten bewältigt werden. Bisher braucht man dafür rund vier Stunden.

Kaiser: Kontrapunkt zu Covid-19

Für Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hat der finale Tunneldurchstich neben der wirtschaftlichen Bedeutungen auch einen ganz aktuellen positiven Wert: „Ich halte das für einen Kontrapunkt zu einer Situation, die von Covid-19 geprägt ist, wo mancherorts Pessimismus da ist. Der Koralmtunnel ist ein schlagender Beweis, wie positiv wir uns der Zukunft stellen werden, Kärnten und die Stei3rmark.“

Kärntner Anteil von 140 Millionen Euro

Dabei mussten Kärnten und die Steiermark für den Bau der Hochleistungsstrecke europaweit Überzeugungsarbeit leisten, schließlich wurde das Projekt auch von der EU cofinanziert. Kärnten verpflichtete sich, mitzuzahlen, um den Start zu beschleunigen, so Kaiser. Man habe insgesamt 140 Millionen Euro ausverhandelt, 70 Millionen wurden bereits gezahlt: „Wir haben in Verhandlungen damals festgelegt, um in der Hypo-Heta-Krise mehr Investitionsspielräume zu gewinnen, dass wir für vier Jahre die Raten aussetzen.“ Dies sei zinsenfrei geschehen, so Kaiser, daher zahle man aus dem Budget heraus bis zum Jahr 2029.

Reaktionen

Als einen „historischen Tag“ bezeichnete der Kärntner FPÖ-Chef Klubobmann Gernot Darmann den Durchschlag im Koralmtunnel: "Dieses Jahrhundertprojekt bringt einen dringend notwendigen wirtschaftlichen Impuls für Kärnten, unsere gesamte Wirtschaft und den Arbeitsmarkt“, betonte der FPÖ-Chef. Die Bundes- und Landesregierung müsse nun dringend für die rasche Umsetzung der bereits versprochenen Lärmschutzmaßnahmen an der bestehenden Zugstrecke von Klagenfurt bis Villach und für die Realisierung einer eigenen Güterverkehrstrasse im Zentralraum sorgen, so Darmann.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer hielt fest, dass die Koralmbahn für Kärnten vieles verändern könne. Die Inbetriebnahme des Tunnels habe aber auch negative Auswirkungen: Dazu zählen insbesondere eine zusätzliche Belastung für die Wörthersee-Strecke und ein Mehr an Bahnlärm, so Köfer. Hier brauche es Lösungen. Nach der Fertigstellung der Koralmbahn befahren den Zentralraum 217 Züge täglich, was eine signifikante Steigerung um rund 30 Prozent bedeute, so Köfer.