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ORF.at/Georg Hummer
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Chronik

Online-Vorträge zu Inkontinenz

Die Medizinische Kontinenzgesellschaft startet am Montag eine Online-Vortragsreihe zur Harn- und Stuhlinkontinenz. Jeder 10. Österreicher ist betroffen. Oft dauert es lange, bis sich Betroffene Hilfe suchen. Dabei ist Inkontinenz gut behandelbar.

Etwa ein Viertel aller Frauen leidet an einer Blasen- oder Darmschwäche. Bei der Harninkontinenz werden zwei Formen unterschieden, sagt der Vizepräsident der Medizinischen Kontinenzgesellschaft, Michael Rutkowski. Er ist auch Oberarzt an der Urologie im Landesklinikum Korneuburg. Belastungs- oder Stressinkontinenz betreffe vorwiegend Frauen. Sie verlieren Harn beim Husten, Niesen, Lachen oder Heben. „Im späteren Lebensalter, wenn das Gewebe schwächer wird und Geburten oder Übergewicht dazu kommen, wird das mehr. Bei Männern tritt das nach Prostataoperationen auf“, so der Experte.

Bei der sogenannten Dranginkontinenz handle es sich um eine Überaktivität des Blasenmuskels. Deren Ursprung sei nicht ganz geklärt. Sie trete im jüngeren Lebensalter auf. Dabei verlieren Patienten Harn bei massiv auftretendem Harndrang, so der Mediziner.

Beckenbodentraining als erster Behandlungsschritt

Beide Inkontinenzformen seien gut behandelbar, so Michael Rutkowski: Bei Belastungsinkontinenz sei Beckenbodentraining im Rahmen einer Physiotherapie ein erster Schritt, um die Symptome zu verbessern. Auch Operationen könnten Abhilfe schaffen – sowohl bei Männern, als auch bei Frauen: „Man kann Schlingen unter die Harnröhre legen, um diese etwas mehr zu heben, oder einen künstlichen Schließmuskel einbauen.“

Die Dranginkontinenz werde durch Medikamente, sogenannte Anticholinergika, therapiert. Diese dämpfen und beruhigen den Blasenmuskel.

Stuhlinkontinenz für viele Betroffene Tabuthema

Obwohl die Inkontinenz gut behandelbar sei, würde es oft lang dauern, bis sich Betroffene Hilfe suchen, sagt Rutkowski. Vor allem Patienten, die an einer Stuhlinkontinenz leiden, würden sich oft nicht trauen, das Thema beim Arzt anzusprechen: „Dadurch, dass man sie noch mehr riecht, ist sie eine noch stärkere Belastung für die Patienten. Es kann dazu kommen, dass Patienten nur Winde verlieren, aber auch, dass sie Stuhl verlieren. Es reicht vom Verlust des Stuhles bis zum Stuhl-Schmieren. Das ist noch belastender für die Patienten, weil sie noch mehr Angst haben, dass das bemerkt wird.“ In solchen Fällen würden Chirurgen und Proktologen weiter helfen, aber auch diätetische Ratschläge können Abhilfe schaffen.

Ab Montag führt die medizinische Kontinenzgesellschaft bis Freitag virtuelle Vorträge mit praktischen Tipps statt. Betroffene können auch im Anschluss an die Vorträge anonym per Chat Fragen stellen.