Wildbiologe und Jäger begutachten mit Halterin ein gerissenes Schaf auf der Poludnigalm
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Umwelt

Bär bringt Almhalter zur Verzweiflung

Auf der Poludnig-Alm im Gailtal sind im vergangenen Jahr 25 von 100 Schafen gerissen worden. Auch in diesem Jahr schlug der Bär bereits wieder zu – nur zwei Tage nach dem Almauftrieb. Die Halter sind verzweifelt. Jetzt begibt sich ein Experten-Team auf Meister Petz’ Spuren.

Anfang Juni hat zwar die Almsaison begonnen. Doch immer mehr Bauern treiben ihr Vieh aus Angst vor Bärenrissen nur mehr widerwillig auf. Auf der Poludnig-Alm entspricht die Stimmung dieser Tage dem düsteren Wetter. Denn der Bär macht den Almhaltern Marlies und Stefan Simschitz erneut zu schaffen.

Hütten der Poludnigalm
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Die Poludnigalm zeigt sich dieser Tage düster wie die Stimmung der Almhalter

Zwei Schafrisse binnen einer Woche

„Wir haben schon seit 15 Jahren ein Problem mit dem Bären, aber es ist in den letzten Jahren schlimmer, ja fast unerträglich geworden", so Almhalter Stefan Simschitz. "Wenn man bedenkt, dass es mit letzten Sonntag binnen einer Woche schon den zweiten Riss gegeben hat, dann kann man sich ausrechnen, wie viele Schafe uns bis zum Almabtrieb fehlen werden.“

Halterpaar auf der Poludnigalm
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Die Halter plagen ob der vielen Schafrisse große Sorgen

Ob es immer derselbe Bär ist?

125 Schafe, 180 Rinder und 33 Pferde werden auf der Poludnigalm den Sommer über gehalten. Auf ihren Rundgängen erwarten die Almhalter inzwischen beinahe jeden Tag eine böse Überraschung.

Viehzüchter fürchten Verluste durch Bärenrisse

immer mehr Bauern treiben ihr Vieh aus Angst vor Bärenrissen nur mit Widerwillen auf die Alm. Auf der Poludnig-Alm im Gailtal ist 2019 fast jedes Vierte der 100 aufgetriebenen Schafe gerissen worden.

Der letzte Riss von Sonntag ist kein leichter Anblick für die Halter. Almhalterin Marlies Simschitz fordert, „dass man endlich der Sache auf den Grund geht, damit wir wissen, ob es immer derselbe Bär ist. Es muss etwas passieren, denn so kann es nicht weiter gehen“.

Bär bei Nacht
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Die Wildkamera zeigt einen Bären beim Fressen

Wildkameras und Haarfallen aufgestellt

„Weiter gehen“ soll es für die Halter nun im Zuge eines Monitoring-Projektes, gemeinsam mit Jägerschaft, Almwirtschaftsverband und dem Österreichzentrum für Großraubtiere. Mittels Wildkameras und Haarfallen will man herausfinden, ob es sich um einen oder mehrere Bären handelt. Wildbiologe Roman Kirnbauer will die Anzahl der Individuen ausforschen, indem er Datenmaterial sammelt.

Haare eines Bären zwischen Holzrinde
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Ob es sich um mehrere oder doch nur um einen Bären handelt, soll u.a. durch Bärenfell-Proben geklärt werden

Bär hinterlässt deutliche Spuren

Die Spuren, die die Raubtiere hinterlassen, sind kaum zu übersehen. Manche freut das auch, wie den Jäger Johann Pipp: „Man ist als Jäger auch einfach ein Natur- und Tierliebhaber – aber man muss auch verstehen, dass es für die Bauern, die ihre Schafe auftreiben, ein Problembär ist.“

Gerissenes Schaf auf der Podludnigalm
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Gerissenes Schaf – kein leichter Anblick für die Halter

Wildbiologe: Bären sind lernfähige Tiere

Auch der Wildbiologe geht davon aus, dass die Schäden heuer ähnlich hoch sein werden wie im vergangenen Jahr, sind die Schafe doch leichte Beute für den Bären. Denn Bären seien "lernfähig Tiere. Die Schafe sind leicht zu kriegen und nicht sehr wehrhaft“, so Roman Kirnbauer.

Der Schaden wird vom Wildschadenfonds des Landes ersetzt, die Fälle haben sich im vergangenen Jahr so stark erhöht, dass der Fonds auf 200.000 Euro aufgestockt werden musste – aber nicht nur das.

Wildbiologe und Jäger begutachten Bärenspuren an einem Baum
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Wildbiologe Roman Kirnbauer und Jäger Johann Pipp begutachten die deutlichen Spuren des Bären an einem Baum

Höchstbetrag pro Antragsteller gedeckelt

Martin Gruber, ÖVP-Jagdreferent: „Heuer zeigt sich das Bild, dass die Fischotterschäden enorm anwachsen und es einen großen Teilverbrauch gab. Deshalb hat sich das Wildschadensfondskuratorium entschieden, einen Höchstbetrag bei der Schadensauszahlung einzuführen."

Diese Höchstbeträge liegen bei 7.500 Euro pro Schadensfall und Antragssteller. Ob sich die Summen mit der Zahl der Risse auf der Poludnigalm ausgehen, wird sich bis zum Jahresende zeigen. Schutzzäune wären jedenfalls auf dem mehr als 300 Hektar großen Gebiet nur schwer vorstellbar. Gruber bringt auch eine Vertreibung des Tieres ins Spiel, eine Entscheidung dazu werde aber erst nach Vorliegen aller Ergebnisse getroffen.