Mit Unkraut und Mohn überwucherte Gleise
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Umwelt

Proteste gegen Glyphosateinsatz im Gailtal

Das Gailtal vermarktet sich als Slow-Food-Region mit vielen Biobauern, viel Natur- und Kulturlandschaft. Entlang der nur noch mit Draisinen genutzten Gailtalbahnstrecke soll nun das Umweltgift Glyphosat ausgebracht werden. Die Wogen gehen deshalb hoch, eine Onlinepetition wurde gestartet.

Die Bahnstrecke zwischen Hermagor und Kötschach wird seit Jahren nicht mehr von den ÖBB befahren. Im kommenden Sommer sollte die Strecke touristisch mit Draisinen genutzt werden. Der Verein Gailtalbahn ist für den Zustand der Gleise zuständig und sieht keine Alternative zum Pflanzengift.

Bürgermeister: Alternativen suchen

Bei Touristikern und in der Bevölkerung schrillen aber die Alarmglocken. Für die Bürgermeister der Region sagte der Bürgermeister von Hermagor-Pressegger See, Siegfried Ronacher (SPÖ), Bevölkerung, Landwirte und Imker sowie die Bürgermeister seien gegen die Ausbringung des Pestizids. Es sei nachweislich für das Insektensterben sowie für die Vernichtung von essentiellen Lebewesen verantwortlich, zudem sei es extrem gesundheitsschädlich.

Mit Unkraut überwucherte Gleise
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Zugewucherte Gleise

Man müsse nach umweltfreundlichen Alternativen für die Entfernung unerwünschter Unkräuter und Gräser suchen. Die Diskussion um den gänzlichen Verzicht der Glyphosatausbringung wurde großteils in den Gemeinden schon beschlossen. Auch das Bundesland Kärnten nimmt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle ein. Für Private ist die Nutzung von Glyphosat in Kärnten verboten.

„Ein Schildbürgerstreich“

Eine Anrainerin ist die gebürtige Deutsche Teresa Paul, die extra wegen der frischen Luft und der Natur ins Obere Gailtal gezogen war: „In einer Region, die so naturbelassen ist, wo Menschen herkommen, die genau das suchen, ein Gift auszubringen, das nachweislich die Atemwege angreift, in einer Zeit wie dieser, wo wir uns über unsere Lungen viele Gedanken machen, ist ein Schildbürgerstreich.“

Ein großes Risiko sei der Einsatz von Glyphosat auch für die Biobauern, sagte Biobauer Leopold Feichtinger. Man verzichte auf solche Spritzmittel aus tiefster Überzeugung. Es bestehe die Gefahr, dass es zu einer Kontamination von Bioflächen komme, vor allem, wenn es windig sei. Die Biobauern hätten ein riesiges Problem damit, so Feichtinger.

Mähen als Tourismusattraktion

Herwig Ertl, der Obmann der Slow-Food-Gemeinschaft, startete eine Online-Petition. Diese sei bereits von 3.000 Menschen unterschrieben worden. Er möchte aber den Verein Gailtalbahn unterstützen und setzt auf mähen statt Gift: „Ich finde, dass man das Mähen auch zu einer touristischen Attraktion machen kann. Wenn man sagt, ich gebe jedem eine Draisine, er fährt 200 Meter ab und für die Arbeit lädt man ihn ein. Das wäre ja eine Attraktion. Es gibt Leute, die sich schon angeboten haben. Wir müssen mit dem Verein das Gespräch finden.“

Suche nach Alternativen

Vom Verein wollte dem ORF am Mittwoch niemand ein Interview zum geplanten Glyphosat-Einsatz geben. Alternativen seien allerdings zu teuer und hätten auch Nachteile, heißt es. Der Bürgermeister von Kötschach-Mauthen, Josef Zoppoth (SPÖ) ist um Deeskalation bemüht. Man arbeite an leistbaren Alternativen: „Momentan reden wir über die Bekämpfung vom Unkraut mit Heißwasser, da gibt es mobile Geräte, wir reden gerade über die Finanzierung mit der Umweltabteilung für eine Pilotregion. Oder man arbeitet händisch und findet Menschen, die diese 30 Kilometer mit harter Arbeit vom Unkraut befreien.“

Der Verein habe ihm zugesichert, dass das Glyphosat bis zu einer Lösung vorerst lagert und nicht eingesetzt werde. Das Land habe bereits finanzielle Unterstützung zugesagt, so Zoppoth. Am Donnerstag findet ein runder Tisch zu der Causa mit allen Beteiligten statt.