Wirtschaft

Weniger Insolvenzen wegen Staatshilfe

Zum Vergleichszeitraum 2019 haben die eröffneten Firmeninsolvenzen wie die eröffneten Privatinsolvenzen seit 16. März um beinahe die Hälfte abgenommen. Laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) liegt das vor allem an den staatlichen Unterstützungen und Zwangsstundungen.

Die Firmeninsolvenzen nahmen um 46,67 Prozent ab (von 30 Verfahren im Jahr 2019 auf 16 Verfahren im Jahr 2020) und die eröffneten Privatinsolvenzen um 52,30 Prozent (von 174 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf 83).

Große Gläubiger hatten geschlossen

Insgesamt könne laut AKV davon ausgegangen werden, dass sich im 1. Halbjahr 2020 die Firmeninsolvenzen wie die Privatinsolvenzen um ein Drittel reduzieren werden. Es zeigt sich in Kärnten ab 16.3.2020 ein massiver Einbruch bei Firmen- wie Privatinsolvenzen. Während vor dem 16. März noch drei bis vier Firmeninsolvenzen pro Woche beim Landesgericht Klagenfurt eröffnet wurden, werden seit dem 16. März nur ein bis zwei Verfahren neu eröffnet.

Dazu kommt, dass Gerichte sowie große Gläubiger geschlossen hatten, so Beatrix Jernej vom AKV: „Eigenanträge mussten im Notbetrieb behandelt werden, aber zwei Drittel der Firmeninsolvenzen werden in Kärnten über Gläubigeranträge, sprich Gebietskrankenkasse oder Finanzamt gestellt. Und die blieben gänzlich aus.“

Auch Passiva reduzierten sich

Durch die Abnahme der Verfahren werden sich im 1. Halbjahr 2020 die Passiva von rund 46 Millionen Euro gegenüber dem Jahr 2019 auf 36 Millionen Euro reduzieren. Auf Branchen bezogen war im heurigen Jahr am meisten die Bauwirtschaft betroffen. Die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer werden sich im ersten Halbjahr minimal von 325 im Jahr 2019 auf 328 erhöhen.

Da das Kurzarbeitsmodell der Covid-19-Maßnahmen bei Insolvenzen nicht anzuwenden ist, verloren bis dato 151 Dienstnehmer ihre Arbeitsplätze. Auch konnten laut AKV die Arbeitsplätze von 44 Dienstnehmern bei der größten Kärntner Insolvenz, der Mandler GmbH in Greifenburg, nicht erhalten bleiben.

Anstieg könnte mit Urlaubsgeld kommen

Wann mit einem ersten Anstieg von Firmeninsolvenzen zu rechnen sei, könne derzeit schwer vorausgesagt werden, so der AKV. Ein erster vermehrter Anstieg sei sicherlich mit Auszahlung der Sonderzahlungen bzw. Urlaubsgelder anzunehmen, da diese im Rahmen der Kurzarbeitsregelung vom AMS nicht finanziell gestützt werden.

Besonders hart treffen dürfte es laut AKV Branchen wie Handel, Hotellerie, Gastronomie oder Bauwirtschaft. Man könnte sich auch kurzfristige Steuersenkungen nach dem Vorbild Deutschland vorstellen, um die Wirtschaft in der Krise anzukurbeln, so der AKV.

Privatkonkurse zeigen ähnliches Bild

Bei den Privatinsolvenzen zeigt sich ein ähnliches Bild. Seit den Ausgangsbeschränkungen ab 16. März reduzierten sie sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 52,3 Prozent. Der Einbruch gegenüber den ersten 2,5 Monaten betrug 37,60 Prozent. Während im letzten Jahr durchschnittlich 15 Privatkonkursverfahren pro Woche eröffnet wurden, zählen im Jahr 2020 die Bezirksgerichte in Kärnten bisher durchschnittlich zehn eröffnete Verfahren pro Woche. Vor dem „Shut-down“ wurden noch durchschnittlich elf Privatkonkursverfahren pro Woche bei den Bezirksgerichten in Kärnten eröffnet, während nach dem 16. März durchschnittlich acht Verfahren pro Woche eröffnet wurden.

Verschuldung bleibt gleich hoch

Insgesamt kann laut AKV damit gerechnet werden, dass im 1. Halbjahr 2020 die eröffneten Privatinsolvenzen ebenfalls um ein Drittel um zirka 32 Prozent auf 249 Verfahren abnehmen werden. Die meisten Privatkonkurse wurden bis 31. Mai beim Bezirksgericht Villach eröffnet, insgesamt 73 Verfahren. Auffällig sei, dass im heurigen Jahr die Durchschnittsverschuldung bei den Privatkonkursen sehr hoch bleibe, was an der überwiegenden Antragstellung von Schuldenregulierungsverfahren von ehemaligen Unternehmern liege.

Dies zeige, dass trotz Abnahme der Passiva im 1. Halbjahr 2020 auf hochgerechnet rund 34 Millionen Euro die durchschnittliche Verschuldung bei den Privatkonkursen bei rund 139.300 Euro gleich hoch wie im Jahr 2019 bleibe.