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Chronik

Gutachten bestätigt Veruntreuung

Die Stadt Klagenfurt hat am Dienstag bekannt gegeben, dass ein externes Gutachten bestätigt hat, dass 1,76 Millionen Euro in der Stadtkasse fehlen. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll über 22 Jahre immer wieder Gelder abgezweigt haben. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Anfang März informierten Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) und Magistratsdirektor Peter Jost die Öffentlichkeit über einen möglichen Veruntreuungsfall durch einen ehemaligen Mitarbeiter der Stadtkasse im Magistrat – mehr dazu in Millionenveruntreuung in Klagenfurt (kaernten.ORF.at; 3.3.2020).

Zur Aufklärung des Sachverhaltes wurde neben einer Anzeige bei der Staatanwaltschaft auch ein externer Prüfer (KPMG Austria AG) zur Klärung des genauen Hergangs beauftragt. Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde der Stadt übermittelt und bestätigt eine Differenz von 1,76 Millionen Euro auf einem Verrechnungskonto des Magistrats Klagenfurt.

276 Einzeltransaktionen

Dieser Betrag ergibt sich laut Stadt aus insgesamt 276 Einzeltransaktionen, die im Zeitraum von 1997 bis 2019 durchgeführt wurden. Bei 170 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 884.000 Euro wurden Gelder aus der Stadtkasse entnommen, jedoch nicht ordnungsgemäß auf das Bankkonto der Stadt eingezahlt. Bei weiteren 106 Fällen und einer Gesamthöhe von 876.000 Euro wurden wiederum Gelder vom Bankkonto behoben, jedoch nicht in die Stadtkasse eingezahlt.

Die Höhe der Abweichung pro Transaktion variierte zwischen 5.000 Euro und 140.000 Euro. Gezielt durchgeführte Buchungen zu den Jahresenden verschleierten jeweils den Differenzbetrag, sodass diese Unregelmäßigkeiten über Jahrzehnte unentdeckt blieben, meldet die Stadt. Unter Berücksichtigung entgangener Zinsen und Zinseszinsen ergibt sich dadurch ein Gesamtschaden von 2,3 Millionen Euro.

Prüfer fand keinen systembedingten Fehler

Der externe Prüfer habe im Rahmen seiner Untersuchungen auch ausschließen können, dass dieser Schaden durch einen systembedingten Fehler im Buchungssystem verursacht worden sei. Das rund 260 Seiten umfassende Prüfungsergebnis sowie weitere rund 1.300 Seiten zugrundeliegender Prüfungsunterlagen werden nun der Staatsanwaltschaft sowie dem Landesrechnungshof übergeben. Für Mathiaschitz sei es wichtig, festzustellen, wie ein solcher Vorgang mehr als 20 Jahre unentdeckt bleiben konnte.

FPÖ fordert Transparenz und Aufklärung

Vizebürgermeister Wolfgang Germ (FPÖ) forderte in einer Aussendung einen offiziellen Bericht. „Seit Wochen gab es keine Informationen, nun liegt ein 260 Seiten umfassendes Prüfergebnis vor. Die Bürgermeisterin soll den Stadtsenat in der nächsten Sitzung ausführlich aufklären“, so Germ.

Weiters forderte Germ Details über den finanziellen Schaden für die Stadt. „Mit den Zinsen sind es jetzt schon 2,3 Millionen Euro die veruntreut wurden. Da kommt auch noch das Honorar der KMPG Austria GmbH dazu. Wie hoch ist also der tatsächliche finanzielle Schaden für die Stadt? Wir erwarten im Grunde eine Aufklärung darüber, wie es überhaupt zu diesem Skandal kommen konnte. Fakt ist jedenfalls, die Kontrolle im Magistrat hat versagt. Es braucht jetzt volle Transparenz und ein professionelles lückenloses Kontrollsystem“, so Germ.